Hilfe für autistische Kinder

Homburg. Dass Politiker durchaus spontan reagieren können, sah man am vergangenen Freitag in den neuen Räumen des Autismus-Therapie-Zentrums in Homburg

Homburg. Dass Politiker durchaus spontan reagieren können, sah man am vergangenen Freitag in den neuen Räumen des Autismus-Therapie-Zentrums in Homburg. Der Homburger Bürgermeister Klaus Roth gehörte ebenso zu den Eröffnungsgästen wie die Sozialministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Landrat Clemens Lindemann und Professor Alexander von Gontard, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Als Klaviervirtuose begleitete Michael Christensen die Eröffnung und versetzte das Publikum mit seinem Spiel in Erstaunen. Kein Wunder, denn er macht gerade seinen Abschluss als Solist bei Professor Kristin Merscher an der Musikhochschule des Saarlandes. Einen "richtigen Flügel brauche er, um mit seiner Frau Duette zu spielen", sagte Anne-Rose Kramatschek-Pfahler, die Geschäftsführerin des Autismus-Therapie-Zentrums Saar. Und da rief Bürgermeister Klaus Roth spontan in den Raum: "Das ist kein Problem, das arrangieren wir in unserem Kulturzentrum Saalbau, da steht ein richtiger Flügel." Darüber war die Freude sichtlich groß - und Kramatschek-Pfahler betonte, dass es außer seinem Klavierspiel noch einen weiteren guten Grund gegeben habe, Christensen einzuladen, denn er leide an dem sogenannten Asperger-Syndrom, einer leichteren Form des Autismus. Viele autistische Kinder, so Alexander von Gontard, hätten einseitige, durchaus beachtliche Begabungen. In den schönen neuen Räumen das Autismus-Therapie-Zentrums in der Saarbrücker Straße 116 (hinter dem Café Lilienthal) geht es darum, Kindern zu helfen, die an dieser Entwicklungsstörung leiden. Autismus ist angeboren, tritt aber erst im zweiten Lebensjahr sichtbar zutage und wird oft nicht sofort bemerkt. Die Organisation Autismus Saarland e.V. und die Autismus-Therapie-Zentrum Saar gGmbH mit Sitz in Saarlouis entstand 1984 aus einer Elterninitiative heraus. Gestern wurde nun die neue Außenstelle offiziell eröffnet, die sowohl die Saarpfalz, die Pfalz und den Bereich Neunkirchen/St. Wendel abdecken soll. Auch mit dem Uniklinikum gibt es eine gute Zusammenarbeit, vor allem mit Professor Alexander von Gontard: "Die Diagnostik wird am Klinikum gemacht, zur Therapie reiche ich die Kinder ans Zentrum weiter." Derzeit werden in der Einrichtung 246 Kinder von 18 fest angestellten Therapeuten betreut. Im Saarpfalz-Kreis sind 29 Kinder von Autismus betroffen, in Neunkirchen 32 und in St. Wendel 19. "Je früher sie eine Therapie antreten, desto besser", betont von Gontard. "Je früher die Kinder eine Therapie antreten, desto besser."Alexander von GontardMeinung

Heute weiß man besser Bescheid

Von SZ-RedakteurinChristine Maack Autismus ist gewiss keine Volkskrankheit. Und von ihr gehört hat man, wenn überhaupt, anhand von Kinofilmen wie "Rain Man" oder "Das Mercury Puzzle". Die Kinder, die darunter litten, stießen nicht nur innerhalb der eigenen Familie, sondern auch in der Schule auf massive Schwierigkeiten. Zwischen begabt, unerträglich, unhöflich und intelligent schwankten die hilflosen Urteile von Lehrern und Betreuern. Inzwischen weiß man viel mehr von dieser angeborenen Störung als noch vor 20 Jahren. Zum Glück für die Kinder, die nun eine genau auf sie zugeschnittene Therapie bekommen. Geheilt werden kann Autismus nicht, aber zusammen mit den Therapeuten können die immer gleichen Verhaltensmuster aufgebrochen werden. Dem neuen Zentrum ist viel Erfolg zu wünschen.

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