Jubiläum in Altstadt Kunststall feierte seinen 40. Geburtstag
Altstadt · Werke von 20 Künstlerinnen und Künstlern, darunter über die Region hinaus bekannte und solche, die über Jahrzehnte in Altstadt ausgestellt haben, sind bis einschließlich 12. Januar zu sehen.
Es war beinahe wie vor 40 Jahren: Hunderte Besucher drängelten sich auf den Gängen und Treppen, in den einzelnen Ausstellungsräumen und im großen Saal, um das Jubiläum mitzufeiern. Der Altstadter „Kunststall‟ hatte Geburtstag, und dazu gab es Musik, Literatur und vor allem Bilder.
Werke von 20 Künstlern, die im Laufe der Jahre in dem umgebauten Bauerngehöft zu Gast ausgestellt haben, waren und sind noch eine Weile zu sehen. So war denn Sibylle Spiess-Deckert, die Galeristin, begeistert von der großen Resonanz – regelrecht zum Mekka der saarländischen Kunstszene wurde der Kunststall an diesem Tag. Udo Lovisa und Wollie Kaiser sorgten erst einmal für ungewohnte Töne zum Auftakt. Mit ihren imposanten Basssaxophonen stimmten sie auf ein vielfältiges Programm ein, das keine Zeit für Langeweile ließ. Natürlich wurde auch an Willi Spiess erinnert, der 1972 das Anwesen in der Altstadter Turmstraße erworben und Zug um Zug zu seinem Atelier umgebaut hatte. Im Herbst 1979 kam dann die Galerie hinzu – der Anlass eben für die großangelegte Vernissage und Jubiläumsveranstaltung jetzt.
Lukas Kramer, Jupp Steilen und Willi Spiess selbst stellten seinerzeit aus, und so begann die Geschichte der Galerie, in der seither Dutzende von Kunstschaffenden ihre Werke gezeigt haben. Natürlich wurde auch besondere Momente erinnert – zum Beispiel, wie A.R. Penck, Galionsfigur der „Neuen Wilden‟, 1994 das Klavier traktierte. Alissa Walser, die Tochter des Schriftstellers Martin Walser, rezitierte ihre Texte, drei Jahre zuvor hatte Oskar Lafontaine als damaliger saarländischer Ministerpräsident im Gästebuch den lapidaren Satz: „Weiterhin viel Freude beim malen‟ hinterlassen, und Odo Rumpf veranstaltete zum Abschluss seiner Schau im Jahr 2000 ein Happening. Fundstücke vom Gelände des ehemaligen Bauernhofs wurden mit Schweißgerät, zu luftigen Vögeln, wuchtigen Dinosauriern und einem tollpatschigen Golem neu kombiniert.
Auch ein neues Buch wurde vorgestellt. Geschrieben und gestaltet hat es Norbert Rojan, der aus Homburg stammt und der heute als Verleger und Autor in Frankfurt arbeitet. Unter dem Titel „Mein Onkel‟ nähert er sich behutsam dem Künstler Willi Spiess an, der in der Familie stets als Sonderling behandelt worden sei. Das Buch, das mit Porträts und Werken von Willi Spiess illustriert ist, gibt es auch als Spezialausgabe. Gegen Aufpreis ist ein Exemplar mit einer Radierung des Galeriegründers zu haben, wobei aus vier Motiven gewählt werden kann. Rojan, der unter dem Pseudonym Jakob Stein schreibt, las einige Passagen aus dem Buch vor – darunter auch Szenen, die sich auf dem damalige Homburger „Prisunic-Platz‟, dem heutigen Christian-Weber-Platz, abspielen: Zeitgenossen erinnerten sich lebhaft an diesen einstigen Dreh- und Angelpunkt des Homburger Alltags in den 1970ern.
„Falconmill‟, die Hausband des zwischenzeitlich um Mal- und Musikschule ergänzten Kunststalles, setzte mit grooviger Rock-Musik den Schlussakkord der Jubiläumsparty. Ihre Version von Tom Waits „Chocolate Jesus‟ fuhr nicht wenigen Besuchern direkt ins Tanzbein.
In der Ausstellung vertreten Werke der folgenden Künstler: Otfried Culmann, Hans Dahlem, Heinz Delabar, Gerd Eich, Albert Fürst, Heinz Ginkel, Klaus Glutting, Lukas Kramer, Helge Leiberg, Annegret Leiner, Madeleine Mangold, A. R. Penck, Wolfgang Sahlmann, Volker Sieben, Jupp Steilen, Erwin Steitz, Christine Steitz-Kramer, J.N.R. Wiedemann und Willi Spiess selbst.
Die Jubiläumsausstellung im „Kunststall“ in Altstadt ist bis zum 12. Januar dienstags bis freitags jeweils von 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon (0 68 41) 8 07 76 geöffnet. Über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel (23. Dezember – 2. Januar) bleibt die Galerie geschlossen.