Ehrung für Heimatkundler aus Rubenheim Gunter Altenkirch erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande

Gersheim/Rubenheim · Innen-Staatssekretär Thorsten Lang zeichnete den Rubenheimer im Gersheimer Rathaus und würdigte seine Verdienste um die Volkskunde.

Der Rubenheimer Volkskundler Gunter Altenkirch (Bildmitte) wurde im Gersheimer Rathaus von Innen-Staatssekretär Torsten Lang mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Auch Gersheims Bürgermeister Michael Clivot (links) gratulierte.

Foto: Wolfgang Degott

Während einer Feierstunde im Sitzungssaal des Gersheimer Rathauses wurde der renommierte Rubenheimer Volkskundler Gunter Altenkirch ausgezeichnet. Im Namen des Bundespräsidenten verlieh ihm der saarländische Innen-Staatssekretär Torsten Lang das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. „Gunter Altenkirch widmet sich mit seinem herausragenden Einsatz einer sehr bedeutenden Arbeit, die nicht nur für uns als Gesellschaft von großem Wert ist, sondern auch von großer Wertschätzung unserer Region gegenüber zeugt“, so Lang in der Laudatio. Er hob hervor, dass sich der Geehrte in Forschung und Dokumentation hauptsächlich mit der Alltagskultur der sogenannten „kleinen Leute“ befasse. Konkret setze sich Altenkirch mit den Themen Brauchtum, Mundart, Sagen, Wohnen, Essen, Kleidung, Handwerk, Arbeitsleben, Aberglaube und Volksmedizin der dörflichen Bevölkerung des 19. und 20. Jahrhunderts auseinander. Da der Ausgezeichnete seit seiner Kindheit alles Gehörte zu Alltagsgeschichten und Erinnerung dokumentiert, sei eine Sammlung von Zeitzeugenprotokollen zusammengekommen, die rund 50 000 Seiten umfasse. Sie enthalten Informationen zur Lebensgeschichte von mehr als 10 000 Menschen aus dem Saarland. Auch die Sammlung von Gegenständen des täglichen Gebrauchs, die teilweise im 1988 eröffneten Museum für Alltagskultur zu sehen sind, umfasse mehr als 50 000 Objekte. 2013 hat Gunter Altenkirch ein zweites Museum in seinem Haus in Rubenheim eröffnet, in dem der Fokus auf dem saarländischen Aberglauben und der Mythologie liege. Viele der gesammelten Objekte präsentiere Altenkirch zudem in Dauer-, Sonder- und Einzelausstellungen in unserem Land, aber auch in Frankreich und Luxemburg. „Er ist auch als Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zu Themen wie Volkskunde, Mundart und Sagen aktiv“, so der Staatssekretär weiter.

Gunter Altenkirch, der seine Jugend in Beckingen verbracht hatte, machte im Anschluss an seine Ausbildung als Fernmeldemonteur an der Fachhochschule des Saarlandes seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur. Er arbeitet seit 2000 als Lehrbeauftragter für die wissenschaftliche Weiterbildung im Bereich der Volkskunde an der Saar-Universität. Daneben lehrt er zum Thema Alltagskultur an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er ist Referent für Volkskunde im Vorstand des Vereins für Landeskunde im Saarland (VLS) sowie Beisitzer in den Vorständen des Saarländischen Museumsverbandes (SMV) und des Landesverbandes des historisch-kulturellen Vereins im Saarland (LVH). Lange Jahre gehörte er dem wissenschaftlichen Beirat des Mitte 2020 aufgelösten Instituts für Landeskunde (IfLiS) an. Zudem bringt er sich seit vielen Jahren in saarländischen Verbänden und Vereinen mit heimatgeschichtlichem Schwerpunkt ein und bringt bei geführten Wanderungen den Teilnehmern Themen wie Mythologie von Bäumen, heimische Holznutzung, authentische Sagenorte oder Relikte der Kalkwirtschaft im Bliesgau näher.

Bürgermeister Michael Clivot betonte, dass es wichtig sei, den Blick nach hinten zu werfen, um die heutige Gesellschaft einordnen zu können und die Zukunft gestalten zu können. Auch hätten Brauchtum und dörfliche Alltagsgeschichte in einer zunehmend globalisierten Welt eine große Bedeutung, sei die Kenntnis der eigenen Wurzeln für die Zivilgesellschaft sehr wichtig. Vor allem durch die Schaffung der beiden Museen, auf die die Gemeinde besonders stolz sei, aber auch die zahlreichen Veröffentlichungen und Netzwerke, die Leihgaben quer durch die Republik seien Zeugnisse des großen Engagements von Gunter Altenkirch. Dieser betonte, dass es wichtig sei, von den Menschen, „die um uns herum sind“, Dinge zu wissen, wie es früher einmal war, denn darin lägen die Wurzeln, und mit ihnen könne man immer wieder aufstehen und Neues erreichen.

Friedrich Denne, Präsident des VLS, überreichte im Beisein von Rainer Raber, dem SMV-Geschäftsführer, Altenkirch eine Dankesurkunde für herausragende Forschungen in den letzten Jahrzehnten.