Theaterwoche in Gersheim Erst dramatisch, dann wieder gewohnt lustig

Homburg/Gersheim · Theatergruppen aus Wolfersheim, Althornbach und Sarreguemines spielten bei der Gersheimer Theaterwoche.

 Die Gruppe des Wolfersheimer Musik- und Theatervereins führten das Schauspiel „Pygmalion“ auf. Mit dabei waren auf der Bühne (von links) Kerstin Schneiders, Sandra Velten (mit Pfeife), Sina Velten und Friedhelm Kron-Klees (in roter Jacke).

Die Gruppe des Wolfersheimer Musik- und Theatervereins führten das Schauspiel „Pygmalion“ auf. Mit dabei waren auf der Bühne (von links) Kerstin Schneiders, Sandra Velten (mit Pfeife), Sina Velten und Friedhelm Kron-Klees (in roter Jacke).

Foto: Wolfgang Degott

Entgegen der eher lustigen Ausrichtung der Gersheimer Theaterwoche eröffnete das zweite Wochenende mit einem eher nachdenklichen Stück: Die Vorlage zum berühmten Musical „My fair Lady“, das in fünf Akte gegliederte Schauspiel „Pygmalion“. Es machte den irischen Dramatiker George Bernhard Shaw nach der Uraufführung 1913 im Wiener Burgtheater zu einem der erfolgreichsten Dramatiker aller Zeiten. Gespielt wurde es vom Ensemble des Musik- und Theatervereins Wolfersheim auf die Bühne des Kulturhauses.

Zum Inhalt: Der egozentrische Sprachprofessor Heinrich von Höchst, gespielt von Friedhelm Kron-Klees, wettet mit seinem Freund, Oberst Klausewitz (Sandra Velten), er könne dem armen Blumenmädchen Elisabeth Harzkrämer (Sina Velten) ihren ordinären Proletarierjargon austreiben und es in wenigen Monaten in eine feine Dame verwandeln. Das Experiment gelingt. Da von Höchst sich jedoch weigert, Elisabeth als fühlendes Wesen zu behandeln, wendet sie sich von ihm ab und will einen jungen, mittellosen Verehrer heiraten. Eine zentrale Figur spielte auch Frau von Höchst, die resolut-kritische Mutter des Sprachwissenschaftlers, eine Paraderolle für Gaby Klees. Zudem waren Hanna Hautz, Lea Velten, Moritz Jesel, Dirk Blumenauer, Kerstin Schneiders, Sarah Maurer, Katharina Franz und Jeanette währen der Aufführung zu sehen. Begleitet wurde die Inszenierung in den Pausen mit Melodien aus dem Musical durch die Musikgruppe des Vereins, geleitet von Ute Blumenauer. Sandra Velten, die auch Leiterin der Gruppe ist, hat den Originaltext bearbeitet und in den Bliesgau verlegt.

Zum 20. Mal gastierte die Althornbacher Theatergruppe „Die Storcheschnäbbel“ in Gersheim. Ihre Jubiläumsausgabe, der Dreiakter „Buenos Dias Mallorca“ von Andreas Wening war eine fetzige, temperamentvolle, urkomische Komödie. Urlaub auf Malle machte Witwe Irmgard Müller, gespielt von der Leiterin Petra Mohring, mit ihren Töchtern Bruni (Manuela Kipp), Eva (Corinna Licht) und Moni (Sophia Mohring). Keinesfalls entsprach das Hotel in El Arenal ihren Vorstellungen. Doch das war schnell vergessen. Hausdiener Carlos Panza (Christopher Hüther), Zsuzsanna Magy (Lisa Lehmann) vom Zimmerservice, der zunächst unerkannt agierende Hoteldieb Max (Bernd Kipp) und der auf Brautschau im Hotel weilende Otto Schulze (André Schneider), der auch bei seinem Urlaub unter sengender Sonne nicht auf die bayerische Heimattracht mit Lederhose, Janker und Gamsbart am Hut verzichten will, wussten das Bühnengeschehen in jedem Akt anzuheizen. Mit viel mit Gestik, urkomischen Dialogen und überzeugenden Grimassen wie kaum für möglich gehaltenen Verrenkungen rückten sie viele Szenen so ins Bild, dass das Publikum kaum aus dem Lachen herauskam. Nach zwei überzeugenden Auftritten in der Hornbacher Pirminiushalle, gab’s am Ende auch in Gersheim lang anhaltenden Applaus und das Versprechen: „Wir kommen nächstes Jahr wieder“.

Ebenfalls Stammgast seit vielen Jahren ist das „le Saageminner Platt Theater“, das den Dreiakter „Cola, Cash und Kaugummi“ aus der Feder von Bernd Gombold mit der ihm eigenen Dynamik und Situationskomik vor ausverkauftem Haus aufführten. Geld regiert die Welt und somit die Gefühle, die Ansichten und das Bewusstsein vieler Menschen. Das wurde am Hauptakteur des Luststücks in drei Akten: Bürgermeister Tony Knackig (gespielt von René Binger) überdeutlich. Er regiert im Dörfchen Schmalenbach wie ein Patriarch aus dem vorletzten Jahrhundert. Mitarbeiter werden aufs Übelste beschimpft und schikaniert. Bei seinem täglichen Bier in seiner Stammkneipe „Zum alten Seewirt“ werden die Geschäfte diktiert. Die neue Pächterin Sabine (Isabelle Hurter) will das verstaubte Etablissement modernisieren, in ein Bistro umwandeln. Ihr Freund Marco (Sébastian Jung) und das befreundete Paar Karin (Aurore Meyer) und Tommy (Cyrille Bachet) helfen dabei. Doch erstmal muss der Widerstand des „Maires“ und der Mitglieder des Frauenclubs (Martine Remarck, Ella Blum, Fabienne Dahlem und Brigitte Orditz) überwunden werden, die der flotten Wirtin einen Stein nach dem anderen in den Weg legen. In weiteren Paraderollen ergänzen Gérard Greff als stellvertretender Bürgermeister und der etwas verschlafene Gemeindearbeiter (Romain Hemmert) die spielfreudige Truppe.

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