Dieser Mensch hat ganze Arbeit geleistet In Haus Sonne wird man ihn vermissen

Walsheim · Seit seiner Kindheit war Hans-Jürgen Kopf in der Einrichtung in Walsheim. Und nun ist er im Ruhestand.

 Hans-Jürgen Kopf (rechts), einer der ersten Bewohner von Haus Sonne in Walsheim, in dessen Bäckerei gemeinsam mit seinem Gruppenleiter, Bäckermeister Christian Jennewein.

Hans-Jürgen Kopf (rechts), einer der ersten Bewohner von Haus Sonne in Walsheim, in dessen Bäckerei gemeinsam mit seinem Gruppenleiter, Bäckermeister Christian Jennewein.

Foto: Wolfgang Degott

65 Jahre alt, seit seiner Kindheit in Haus Sonne, hat Hans-Jürgen Kopf noch die Gründerin der Behinderteneinrichtung auf anthroposophischer Grundlage in Walsheim, Anna Betzner, kennengelernt, mit ihr sogar gemeinsame Urlaube verbracht. Er wohnte damals im Kinderheim, das sich noch im legendären „Waldschlösschen“ oberhalb des Dorfes befand. In den letzten zwölf Jahren arbeitete der gebürtige Saarbrücker in der Haus Sonne eigenen Demeter-Bäckerei im Werkstattbereich in der Brühlstraße. Jetzt ging er in Pension.

Der Übergang gestaltete sich fließend. Zuerst wurde die Arbeitszeit schrittweise verringert. Dann folgte der Abschied. Sein Gruppenleiter, Bäckermeister Christian Jennewein, verliert nach eigenen Angaben mit dem „Neu-Rentner“ einen seiner tüchtigsten Mitarbeiter innerhalb des siebenköpfigen Teams. Trotz seines Assistenzbedarfes sei er universell einsetzbar gewesen und immer schon um 6.30 Uhr in der „Backstubb“. Normalerweise hätte er wie die anderen erst um 8 Uhr seine Arbeit aufnehmen müssen.

Ob Geschirr waschen, Teige abwiegen oder Sauerteige herstellen, er konnte alles, sogar andere Mitarbeiter anlernen. Deshalb war er einer der Leistungsträger in der Bäckerei, der mithalf alltäglich das reichhaltige Angebot zu backen. Dazu gehören bis zu acht Sorten Vollkornbrote, darunter auch das Biosphärenbrot, zwei Spezialbrote, die zweimal wöchentlich angeboten werden, und die Brötchen, wozu sich auch die Dinkel-Quark-Mischung gesellt.

„Hans-Jürgen hat die Arbeit geliebt. Sonn- und Feiertage machten ihn traurig“, sagt Jennewein im Gespräch mit unserer Zeitung. Er weint ihm mehr als eine Träne nach, ist er sich doch sicher, dass er eine solch tüchtige Arbeitskraft nur schwerlich wieder findet.

Kopf hat alle Stufen in Haus Sonne durchlaufen. Nach dem Kinderheim, dem Waldorf-Kindergarten und -Förderschule, der heutigen Anna-Betzner-Schule, wechselte er als Teenager in die Weberei, kam durch ein Praktikum in die Bäckerei. Haus Sonne-Geschäftsführer Bernd André bezeichnet Kopf als gutes Beispiel dafür, was Werkstätten in der Eingliederungshilfe leisten können. Seit einigen Jahren lebt und praktiziert Hans-Jürgen Kopf mit seiner Lebenspartnerin Andrea im „selbstbestimmten Wohnen mit ambulanter Betreuung“ im „Lizzi-Haus“ im Walsheimer Allmendweg.

Das Paar führt sozusagen ein normales, eigenständiges Leben und hat schon einige gemeinsame Urlaube erlebt. In den nächsten Jahren wollen sie weitere Ziele ansteuern. Vorzugsweise geht die Reise wie schon so oft in den Pfälzer Wald. Daneben werden sie immer wieder beim Nordic Walking oder Rad fahren die Umgebung erkunden.

Hans-Jürgen Kopfs Herz hängt auch an seinen drei Kanarienvögeln Hansi, Tom und Jerry, die er liebevoll pflegt. Nicht nehmen lässt er es sich, seine Andrea morgens zur Arbeit im Haus Sonne-Laden in der Pirminiusstraße zu begleiten und sie nach Ladenschluss dort wieder abzuholen.