Schrecken des Krieges im Spiegel von Postkarten
Gersheim · Als Dokumente der Ereignisse des Ersten Weltkrieges sind Postkarten aus diesen Jahren im Gersheimer Rathaus ausgestellt. Zusammengetragen wurden sie von dem Lehrer-Ehepaar Hiltrud und Karl Lambert aus Spiesen-Elversberg.
An das schreckliche, menschenverachtende Geschehen auf den Schlachtfeldern vor hundert Jahren erinnern über 30 Tafeln auf zwei Etagen des Gersheimer Rathaus noch bis 31. August.
"Deutsche und französische Kriegspostkarten des Ersten Weltkrieges" ist die Ausstellung überschrieben, die das aus Spiesen-Elversberg stammende Lehrerehepaar Hiltrud und Karl Lambert zusammen getragen hat und der Öffentlichkeit präsentiert.
An den Wänden der Gemeindeverwaltung dokumentieren rund 1000 deutsche und französische Postkarten unterschiedlichste Themen, die in der "Ur-Katatastrophe des 20. Jahrhunderts" ihren Ursprung haben. Sie illustrieren ein breites Spektrum von Propagandakarten, über christliche und religiöse Themen, zu Karikaturen über den Feind und Bilder von Zerstörung und Verwüstung.
Beim Auftakt, der von der Wolfersheimerin Gaby Klees musikalisch und gesanglich begleitet, vom Ersten Beigeordneten Klaus Hussong eröffnet wurde, sprach Lambert davon, dass die beiden großen Weltkriege in Zusammenhang gesetzt werden sollten, sie in einem inneren Zusammenhang stünden, und dass die Weimarer Republik Züge eines latenten und manchmal offenen Bürgerkrieges getragen habe.
Somit sei es für die Deutschen fast das Zurückblicken auf einen dreißigjährigen Krieg. In diesem Erinnern sei Europa gespalten, wie im gesamten 20. Jahrhundert.
Der EU-Kommissionspräsident und langjährige luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker habe schon vor mehreren Jahren eine gewisse Leichtfertigkeit wahrgenommen, mit der man neue Kriegsgefahren in Europa für ausgeschlossen hält und gesagt: "Die Dämonen schlafen nur." Deshalb ist der Blick zurück aktueller denn je. Lambert erinnert sich, dass die Sammlung auf einem Flohmarkt in Charleville-Mézières ihren Anfang gefunden habe. Heute sei seine ergiebigste Quelle das weltweite Internet. Zusammengestellt hat er eine teilweise bedrückende Hinschau auf Leid, Tod, aber auch auf die propagandistischen Mittel der Glorifizierung schrecklichen Menschenmordens. Zu sehen sind auch Blätter aus "Jugend", "Der wahre Jacob", "Kladderadatsch" und "Simplicissimus".
Tafeln sind unter anderem überschrieben mit "Mystische Spielereien mit Jahreszahlen", "Frankreichs Sicht der deutschen Dinge" oder "Sterben, Tod und Verklärung, Realitätsverdrängung in theatralischen Gesten". Lambert erwähnte auch, dass er Teile des Materials der kulturhistorischen Rückschau auch schon vor Jahrzehnten im Unterricht verwandt habe. Es sei Aufgabe, an das Ereignis vor einem Jahrhundert zu erinnern. Der Krieg habe über neun Millionen Soldaten das Leben gekostet, mehr als zwei Millionen davon aus Deutschland. Wer zurückkam, sei für sein Leben gezeichnet und traumatisiert gewesen: ,,Weltweit wurden mehr als 17 Millionen Menschen getötet und 20 Millionen Soldaten verwundet."
Zum Thema:
Auf einen BlickAusstellung "Deutsche und französische Kriegspostkarten des Ersten Weltkrieges von Hiltrud und Karl Lambert im Rathaus der Gemeinde Gersheim , Bliesstr. 19a, ist geöffnet montags bis freitags von acht bis 12, dienstags von 14 bis 17, donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Infotelefon (06843) 801-302. Führungen können unter Tel. (06821) 2 74 84 vereinbart werden. ott