Saar-Landfrauen haben mit Mitgliederschwund zu kämpfen

Gersheim · Gestern wurde der Internationale Tag der Milch in der Homburger Robert-Bosch-Schule mit dem Schulmilchprojekt gefeiert. Es wird von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft und den Saar-Landfrauen organisiert.

 Saar-Landfrau Julia Kliver nimmt einen Schluck Milch beim Aktionstag an der Robert-Bosch-Schule in Homburg. Foto: Thorsten Wolf

Saar-Landfrau Julia Kliver nimmt einen Schluck Milch beim Aktionstag an der Robert-Bosch-Schule in Homburg. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Camilla Atmer-Steitz ist neue Vorsitzende der Saar-Landfrauen. Die 55-Jährige wurde am Freitag einstimmig von 90 Delegierten des Landesverbandes im Gersheimer Kulturhaus gewählt. Sie löst die bisherige Vorsitzende Hedwig Garbade ab, die 25 Jahre im Amt war. Stellvertretende Landesvorsitzende sind Maria Streit und Silvia Wark.

Viele neue Aufgaben erwarten den neuen Vorstand - man wolle sich vor allem in die Entwicklung und Förderung des ländlichen Raumes einbringen, erklärt Atmer-Steitz: "Wir Landfrauen wollen mitreden." Man müsse sich die Frage stellen, wie man den ländlichen Raum wieder attraktiver machen könne, ergänzt Vera Backes, Geschäftsführerin der Saar-Landfrauen. Der demografische Wandel schlage sich vor allem auf dem Land nieder - und habe natürlich auch Einfluss auf die Mitgliederzahlen der Saar-Landfrauen. "Wir sind aber ja in guter Gesellschaft mit Parteien und anderen Vereinen", sagt Backes schmunzelnd. Denn nicht nur der Verband habe in den vergangenen Jahren Mitglieder verloren, auch andere Organisationen litten unter Nachwuchsmangel. Während es 1997 noch über 5600 Mitglieder waren, sind es aktuell nur noch um die 3500 Landfrauen. "Die Leute binden sich nicht mehr so lange wie früher", erklärt Backes. Man versuche weiterhin Nachwuchs anzulocken. Leicht sei das nicht.

Vor allem mit Kontinuität möchte man glänzen. Angebote, die es immer wieder gebe. Gängig seien da Etikette-, Rhetorik- und Näh-Kurse, die junge Leute anziehen würden. "Die Weiterbildung ist immer noch unsere Hauptaufgabe", erläutert Atmer-Steitz. Heute sei das Themen-Spektrum vielfältiger als noch bei der Gründung 1957. So könne man, hofft die Vorsitzende, neue Mitglieder anlocken.

Die Saar-Landfrauen gehen auch mit verschiedenen Projekten an die Schulen . "Schulobst Plus, Fit mit Milch und der Ernährungsführerschein sind nur ein paar Projekte, die wir anbieten", erzählt Atmer-Steitz. Ziel sei es, die Kinder für regionale Produkte zu begeistern. Slogans wie "Die Milch macht's" oder "Milch bewegt" kennen viele seit Jahrzehnten. Dass der erste Juni der Internationale Tag der Milch ist, ist dagegen den wenigsten bekannt. Dabei ist die deutsche Milchindustrie und Molkereiwirtschaft laut eigenen Angaben mit einem Jahresumsatz von 25 Milliarden Euro die stärkste Branche innerhalb der Ernährungsindustrie.

So feierte man gestern an der Homburger Robert-Bosch-Schule mit einem Aktionstag zum saarländischen Schulmilchprojekt, ausgerichtet von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft und den Saar-Landfrauen, eigentlich ein echtes Erfolgsprodukt. Allerdings eines, das in seiner ursprünglichen Form scheinbar nicht mehr gefragt ist: Statt Milch pur wurden gestern schlicht nur Milch-Produkte als "Appetitmacher" auf den Calcium-Spender serviert, vom Erdbeer-Milch-Shake über Quark und Käse bis hin zu Butter und Rahm . "Reine Milch wird fast nicht mehr getrunken", räumte Vera Backes, Geschäftsführerin der Saar-Landfrauen, während der Rede von Landwirtschaftsminister Reinhold Jost (SPD ) freimütig ein. Dazu passte dann auch die Antwort von Ernst Ehrmanntraut, dem Geschäftsführer der Landesvereinigung für Milchwirtschaft des Saarlandes, auf die Frage, wie es mit der Versorgung saarländischer Schulen mit Milch aussehe. "Die gibt es nicht mehr. Das Saarland hat sich vor einigen Jahren von der EU-Schulmilchbeihilfe verabschiedet. Der Aufwand war sehr hoch, die Nachfrage ging aber stark zurück." Als Alternative habe man dann gemeinsam mit den Saar-Landfrauen das Schulmilchprojekt als Aktionsangebot entwickelt. Damit erreiche man, erklärte Minister Jost, in diesem Jahr mehr als 100 Schulen und somit über 8000 Schüler.

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