Poesie, Liebe und Humor
Reinheim · Bereits seit 20 Jahren kümmert sich der Verein „Begegnungen auf der Grenze“ besonders um musikalische Aspekte des internationalen Zusammenlebens in der Region. Was in Deutsch und Französisch begann, wurde bald um polnische Musik erweitert.
Der Verein "Begegnungen auf der Grenze" ist vorwiegend für die musikalischen Matineen im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim bekannt. Zusammen mit der Gemeinde Gersheim und der Stiftung Europäischer Kulturpark ruft er alljährlich von Mai bis September unter dem Motto "Begegnungen auf der Grenze - Rencontres à la frontière - Spotkania na granicy" auf, Kunst in der Umgebung der Archäologie zu genießen. Was ursprünglich als binationales Konzept begann, wurde in Zusammenarbeit mit dem internationalen, ökologischen Bildungszentrum Spons Haus auch nach Polen ausgedehnt. Wegen des 20-jährigen Bestehens des Vereins gab es am Freitagabend in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen-Gesellschaft Saar im Veranstaltungsraum des Ausstellungszentrums auf der französischen Seite ein Konzert. Den Auftakt machte die Sängerin Laurence Becker. Die Lothringerin wurde von Samuel Leroy (Gitarre/Klavier) begleitet und hatte auch Titel ihrer neuen CD "Bouffée d'Airs" dabei. Musik zum Träumen hatte Moderator Jochen Marmitt versprochen. Doch die Titel, die Poesie, Zärtlichkeit und Liebe sowie Humor zum Ausdruck brachten, waren mehr. Sie stellten, angesichts des Mitsing- und -machfaktors, eine gute Grundlage für Karczmarze dar. Das Trio ist den Stammbesuchern der Matineen bereits von seinem fulminanten Auftritt vor zwei Jahren her bekannt. Auch dieses Mal schafften es die drei Männer aus dem Vorkarpatenland wieder, bereits nach dem ersten Stück für Begeisterung zu sorgen. Die drei Männer, Tomasz Pyzik (Geige), Tomasz Pisania (Akkordeon) und Lukasz Cycak (Kontrabass ), bezeichnen sich selbst als Kneipenband. Doch das trifft das Niveau der traditionellen Folkmusik, die mit vielem anderen gemischt wird, nur zum Teil. Es ist vielmehr Musik aus der Grenzregion Polens, die mit Elementen aus der Ukraine und weiterer Länder kombiniert wird. Daran hat vor allem ein Mann großen Anteil: "Teufelsgeiger" Tomasz Pyzik. Vor allem bei so manchem Tango gab es Bravo!-Rufe. Andere Konzertbesucher steuerten gar ein "Ahhh" bei, als der Tango "Por una cabeza" zu hören war. Auch Helmut Eisel & JEM hatten einen Tango im musikalischen Gepäck. Getreu ihrem Klezmer-Programm war der jiddisch angehaucht. Beim Auftritt des Trios, bestehend aus Helmut Eisel (Klarinette), Frank Grandjean (Kontrabass ) und Michael Marx (Gitarre/Gesang), ging es stellenweise richtig lustig zu. Dies alleine wegen des komödiantischen Touches von Marx. Ob leicht tanzend, während er Gitarre spielte, oder durch lustige, gesangliche Einstreuungen: Er war das Salz in der Suppe. Doch es gab auch Nachdenkliches zu Gehör. Etwa, als man mit "Two Sites of Jerusalem", die beiden Gesichter der Stadt musikalisch beschrieb. Dabei ist Klezmer dort gar nicht so sehr verbreitet, wie man vermuten dürfte. Auch auf einen Vorgeschmack auf das neue Programm, bei dem Eisel Mozarts "Don Giovanni" musikalisch unter die Lupe nimmt, wurde nicht verzichtet.