Musikverein Aßweiler Noch reicht die Luft für die Trompete

Niedergailbach · Otwin Rebmann aus Niedergailbach verstärkt noch heute mit 92 Jahren das Orchester in Aßweiler.

 Otwin Rebmann (92) spielt beim Musikverein Aßweiler Trompete. Hier übt er in seinem Garten in Niedergailbach.

Otwin Rebmann (92) spielt beim Musikverein Aßweiler Trompete. Hier übt er in seinem Garten in Niedergailbach.

Foto: BeckerBredel

Otwin Rebmann (92) ist der älteste aktive Musiker beim Musikverein Aßweiler und spielt bei jeder Probe mit. Dafür setzt er sich zuhause in Niedergailbach in sein Auto und fährt zur Würzbachhalle, wo Dirigent Klaus Anna auf ihn und seine Musikerkollegen wartet. Rebmann ist fit. Körperlich so belastbar, dass er seinen täglichen Zehn-Kilometer-Spazierweg nach Saargemünd locker absolviert, und er im Orchester noch mithalten kann: „Luftnot hab ich keine, ich bleib dabei, solange es funktioniert“, sagt er und versprüht Lebensfreude.

Getrübt ist sie durch den kürzlichen Tod seiner Frau, die ihn aber an einem ihrer letzten Tage persönlich bat, den Frühschoppen in Niedergailbach mitzuspielen. „Du spielschd und denkschd an mich“, habe sie gesagt, und er habe es gemacht. Es sei ihm schwergefallen, sagt er mit erstickter Stimme. Aber er habe für seine Frau gespielt und Zustimmung von den beiden Söhnen und den zwei Enkeln erfahren. Der Familienmensch, der auch noch fünf Urenkel hat, bleibt dem Musikverein treu. Das Repertoire, meist Volksmusik von Ernst Mosch, mache ihm keine Probleme. Seit er 18 ist, trompetet er. Er kann die Noten, übt nur im Verein und nie zu Hause. Im Musikverein Niedergailbach lernte er sein Instrument, auch seine Brüder spielten mit. Als der Verein sich auflöste, wechselte Rebmann allein nach Aßweiler, was er nie bereut hat. Auftritte bei der Zeltkirb spielt er heute mit den Aßweiler Musikanten, die an vielen Wochenenden Auftritte haben.

Rebmann, gelernter Schneider und Matrose im Zweiten Weltkrieg, arbeitete nur kurz in seinem Beruf. Über 30 Jahre war er Bergmann, im Kalksteinwerk Gersheim unter Tage: „Die letzte Seilfahrt dort habe ich gemacht, dann hab ich das Tor abgeschlossen und den Schlüssel als Souvenir mitgenommen. Den habe ich heute noch, die Anlagen sind längst abgerissen.“ 34 Jahre war er unter Tage und half in seiner Freizeit wo er konnte. Ehrenamtlich verputzte er die Niedergailbacher Leichenhalle, die heute noch so erhalten sei. Für die Mehrzweckhalle habe er mit der Raupe aus dem Steinbruch den Erdaushub erledigt. „Ich war im Ortsrat, man hat eben angepackt damals – immer ehrenamtlich“, sagt er. „Ich glaube, ich war damals in der CDU“, fügt er hinzu. Aber so entscheidend scheint das nicht zu sein – im Rückblich eines 92-Jährigen, der immer noch nach vorne schaut. Denn bald gibt’s das nächste Konzert, in einem Altenheim und vor, aus seiner Perspektive, oft jungen Leuten.

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