Öffentliches Gebäude im Gespräch

Gersheim · 100 Flüchtlinge hat Gersheim bisher aufgenommen, so Bürgermeister Alexander Rubeck beim Neujahrsempfang. Alle wurden in privatem Wohnraum untergebracht. Dies sei nicht mehr gewährleistet, brachte Rubeck eine Halle oder ein öffentliches Gebäude ins Gespräch.

 Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck (rechts) begrüßte die Gäste beim Neujahrsempfang im Kultursaal. Foto: Wolfgang Degott

Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck (rechts) begrüßte die Gäste beim Neujahrsempfang im Kultursaal. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

Der Bürgermeister der Gemeinde Gersheim , Alexander Rubeck (CDU ), hat im Hinblick auf die Flüchtlingskrise betont, "dass bei diesem Tempo und der hohen Zahl an ankommenden Flüchtlingen die Unterbringung in der jetzt praktizierten Weise bald nicht mehr funktionieren wird". Im Klartext: Die Unterbringung in Privatquartieren sei nicht mehr gewährleistet. Dann werde möglicherweise auch in der Gemeinde Gersheim eine Halle oder ein anderes öffentliches Gebäude umfunktioniert werden müssen. Wie Rubeck beim Neujahrsempfang am Donnerstagabend vor rund 250 Gästen im Kultursaal erklärte, habe die Gemeinde bisher 100 Flüchtlinge aufgenommen. Alle Menschen, die bislang aus der Aufnahmestelle in Lebach zugewiesen wurden, seien in privatem Wohnraum untergebracht worden. "Ich will Ihnen ehrlich gestehen, dass meine Mitarbeiter und ich aber in den letzten Monaten schon mehrfach vor der Frage standen, wie es weitergehen soll. Ohne das Flüchtlingswohnraumprogramm des saarländischen Innenministeriums wären wir ohne Zweifel schon in der Situation, die in anderen Kommunen, vor allem außerhalb des Saarlandes, bereits Alltag ist: Dass Flüchtlinge in Notunterkünften in Hallen, Zelten und Containern untergebracht werden müssen", sagte Rubeck.

Es werde deshalb niemanden überraschen, dass sich die Gemeinde Gersheim auch für diesen Fall vorbereite. Wenn ein öffentliches Gebäude als Flüchtlingsunterkunft nötig sei, werde der Verwaltungschef dies so schnell wie möglich mit den betroffenen Ortsvorstehern und den Vereinen besprechen und nach einer einvernehmlichen Lösung suchen. So wie es erfolgreich in Bliesdalheim praktiziert worden sei.

Dort habe Rubeck die entsprechenden Pläne, die den Anbau der ehemaligen Schule betreffen, zunächst vertraulich mit den betroffenen Verantwortungsträgern besprochen, wobei er sowohl von Ortsvorsteher und Ortsrat ebenso wie den Vereinsvorsitzenden unterstützt worden sei.

Monate danach noch unfassbar



Dass kurz nach Bekanntwerden der Pläne ein Brandanschlag auf den vorgesehenen Gebäudeteil verübt wurde, sei für ihn auch vier Monate danach noch unfassbar. Es habe jedoch sofort festgestanden, dass die Verwaltung an den Umbauplänen festhalte und voraussichtlich ab spätestens Mai dieses Jahres dort Flüchtlinge unterbringen werde. Wie Rubeck weiter erläuterte, gelinge die Integration der Flüchtlinge seiner Meinung nach am besten dort, "wo sich die einheimische Bevölkerung am intensivsten darum kümmern kann". Deshalb fordere er, eine Residenzpflicht einzuführen, also die Verpflichtung, "für eine bestimmte Zeit an einem bestimmten Ort zu bleiben".

Das würde die großen Ballungsräume in Deutschland entlasten. Integration könne in kleinen Dorfgemeinschaften sehr viel besser gelingen als in der Anonymität der Großstädte. "Und damit sind wir bei denen, die das gerade in der Anfangsphase auf der Seite der Einheimischen leisten. Ich bin dankbar, dass sich so viele ehrenamtliche Helfer gefunden haben, die die Spendenkammer betreuen, Deutsch-Kurse organisieren, Feste organisieren, im Alltag helfen, sich um die Integration kümmern. Ohne die Unterstützung vieler Ehrenamtlicher, die ohne viel Aufhebens eine ganz wichtige Arbeit leisten, würde es auch in unserer Gemeinde nicht funktionieren. Und dafür spreche ich den Helferinnen und Helfern, egal an welcher Stelle und in welcher Funktion sie mit anpacken, meinen herzlichen Dank und meine Anerkennung aus."

Meinung:

Die Sorgen wachsen

Von SZ-RedakteurJoachim Schickert

Auch die Kleinen leben noch. Das haben die hoch verschuldeten Gemeinden Mandelbachtal und Gersheim mit ihren Neujahrsempfängen bewiesen. Und beide treibt eine Sorge um. Wie so viele andere Kommunen in Deutschland, trifft sie die Flüchtlingskrise zunehmend mit voller Wucht, Privatquartiere werden rar. In Gersheim kann Verwaltungschef Alexander Rubeck schon nicht mehr ausschließen, dass bald öffentliche Gebäude belegt werden müssen wie es bereits in Blieskastel mit den ehemaligen Schulen in Ballweiler und Mimbach angedacht ist, was den betroffenen Vereinen und der Opposition im Stadtrat gar nicht gefällt. Rubeck hat bereits angekündigt, falls öffentliche Gebäude belegt werden, Ortsrat und Vereine frühzeitig einzubinden, er also nicht im Hoppla-Hopp-Verfahren wie in Blieskastel entscheiden will. Bei aller Schelte, die auf die Verwaltung nach unpopulären Entscheidungen dann einprasselt, müssen die Kritiker sich darüber im Klaren sein, dass die Menschen aus Krisengebieten schnell ein Dach über dem Kopf brauchen. Wo, das müssen auch die Kritiker frühzeitig beantworten.

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