Konzert Eine Hommage an Guido Allgaier

Reinheim · Beim Konzert von Noël Walterthum im Kulturpark war der verstorbene Gitarrist in Gedanken ständig präsent.

 Noël Walterthum (Mitte) und Jean-Marc Letullier, (links) sowie Alain Wittische (rechts) traten bei der Matinee im Europäischen Kulturpark auf.

Noël Walterthum (Mitte) und Jean-Marc Letullier, (links) sowie Alain Wittische (rechts) traten bei der Matinee im Europäischen Kulturpark auf.

Foto: Jörg Martin

Manchmal gerät das Leben aus den Fugen. Vor allem, wenn ein lieb gewordener Mensch plötzlich und unerwartet stirbt. Das hinterlässt oft lange Zeit danach noch Spuren. So geschehen am Sonntagvormittag, als vor der Taverne des Europäischen Kulturparks Noël Walterthum auftrat. Der Sänger und Gitarrist war der Einladung des Vereins „Begegnungen auf der Grenze“, der Gemeinde Gersheim sowie der Stiftung Europäischer Kulturpark gefolgt. Normalerweise wird er nicht nur von Jean-Marc Letullier (Gitarre/Gesang) und von Alain Wittische (Kontrabass) begleitet, sondern auch von Guido Allgaier. Doch der begnadete Gitarrist verstarb Ende Juni. So war es nicht verwunderlich, dass dieses Konzert eine Hommage an den 63-Jährigen war. Allgaier wird auch bei den weiteren Auftritten von Walterthum Spuren hinterlassen. Denn die Arrangements der Lieder der aktuellen CD sind von ihm. Und immer, wenn Noël Walterthum auf seine bekannte warmherzige Art und Weise mit seiner samtweichen Stimme den nächsten Titel ankündigt, schwingt Allgaiers Spirit mit. Das war am Sonntag unverkennbar. In Kombination mit den hohen Temperaturen, die nur gelegentlich von minimaler Bewölkung und ab und an einem leichten Wind gemildert wurden, war das beinahe im positiven Sinne schon eine gespenstische Kombination. Doch es bestand keinerlei Grund zum Trübsal blasen. Das Publikum war gut gelaunt, sang anfangs dezent und nach und nach mehr mit. Auch, wenn der Text nicht immer verstanden werden konnte. Etwa bei „Comme Avant“. „Jetzt ist Guido anderswo mit anderen Musikern“, meinte Noël Walterthum zwischendrin. Der Gänsehautfaktor war der Franzosen sicher. Auch bei „La Fille du café“ („Das Mädchen aus dem Café“) hallte, verstärkt durch die Stimme von Jean-Marc Letullier, durch den Park. Er zeigt zwischendrin auch mal bei einem Solo, wie bei „Gitanes“, was er so alleine kann. Es sind oft sentimentale Chansons, die von Liebe, Zeit und Freundschaft handeln, aber dabei nie ins Flache abgleiten. Gleichzeitig hebt Walterthum nie den Zeigefinger, wenn es um Nachdenkliches geht. All das animiert das Publikum wieder zum Mitwippen und Mitsingen. Das kann die Begeisterung hochpushen und zum Bravo!-Ruf bei den Besuchern führen und den Hauptakteur zu „Noch einmal für ihn“ motivieren, wenn er bittet, den Refrain nochmals zu singen. Allgaier muss all das im Himmel zwangsläufig mitbekommen haben.

Zu großer Stärke läuft Noël Walterthum auf, wenn er zusammen mit Jean-Marc Letullier gemeinsam singt. In der Kombination von drei Saiteninstrumenten erzielt dies eine Wirkung, die ihres Gleichen sucht. So auch bei „Raconter“. „Infinement“ (Unendlich), heißt die neue CD. Sie sollte eigentlich eine Hommage an Gilbert Bécaud, Georges Moustaki und Joe Dassin sein. Ist sie auch. Durch die Entwicklung wurde sie aber auch eine immer fortwährend Hommage an Gudio Allgaier. „Sehr schön, trotz des traurigen Anlasses“, fasste Konzertbesucherin Luise Bernhard aus Zweibrücken ihre Eindrücke zusammen.

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