Mobil sein und das Klima schonen

Gersheim. Stilgerecht zum Thema waren sie mit dem Bus nach Gersheim gekommen und der Hitze zum Trotz unverzagt die steile Hauptstraße zu Fuß hoch gegangen: Petra Stein, Klima-Referentin der Verbraucherzentrale Saar, und Arne Bach, Mobilitätsexperte vom VCD (Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Saar) hatten sich bei Familie Sandra Klingler/Stefan Scherf angesagt

Gersheim. Stilgerecht zum Thema waren sie mit dem Bus nach Gersheim gekommen und der Hitze zum Trotz unverzagt die steile Hauptstraße zu Fuß hoch gegangen: Petra Stein, Klima-Referentin der Verbraucherzentrale Saar, und Arne Bach, Mobilitätsexperte vom VCD (Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Saar) hatten sich bei Familie Sandra Klingler/Stefan Scherf angesagt. Das junge Paar hat sich bereit erklärt, gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Wege zu finden, wie man CO2 im normalen Alltag einsparen kann. Nach dem Thema Ernährung im Juli war nun das Thema Mobilität angesagt. Sandra Klingler und Stefan Scherf waren gerade mit Töchterchen Emilie (zweieinhalb Jahre) vom Urlaub aus Frankreich zurückgekehrt. Für ihre Art zu reisen, ernteten sie zunächst einmal Lob von Petra Stein, denn Klingler/Scherf waren mit ihrem VW-Caravan gefahren und hatten auf Campingplätzen übernachtet. Verglichen etwa mit einem Mallorca-Urlaub sei dies viel umweltschonender, meinte Petra Stein. "Der Luftverkehr ist der Klimakiller Nummer eins", sagte auch Arne Bach, der kritisierte, dass das Kerosin steuerfrei sei und Flughäfen dazu auch noch subventioniert werden. "Ein Fernflug belastet das Klima 50 Mal so stark wie eine Urlaubsreise in Deutschland", heißt es denn auch in der Broschüre der Verbraucherzentrale "Mobil bleiben - Klima schonen". Vom Urlaub zurück in den Alltag: "Wie können wir auf unserem Weg zur Arbeit und zurück das schädliche Treibhausgas CO2 einsparen?", wollten Scherf und Klingler wissen. Dazu hatte Verkehrsexperte Arne Bach einige Grafiken mitgebracht. Jeweils drei Varianten standen zur Auswahl: Bei der ersten ging man davon aus, dass der angehende Lehrer Stefan Scherf abwechselnd mit dem VW-Bus und dem Skoda Oktavia Kombi der Familie zu seinen Arbeitsstellen in Homburg und Neunkirchen fährt. Bei dieser Variante würden 2060 Kilogramm CO2 pro Jahr ausgestoßen. Die zweite Variante ging davon aus, dass Scherf ein schadstoffarmes Auto, einen Seat Ibiza, fährt. Damit würde sich der CO2-Ausstoß auf 1120 Kilogramm verringern. Die mit 570 Kilogramm geringste Schadstoffmenge würde allerdings anfallen, wenn Scherf den öffentlichen Nahverkehr nutzte. Dieser günstige Wert müsste allerdings mit Zeit bezahlt werden. Denn während die Fahrzeit mit dem Auto nach Neunkirchen rund 42 Minuten beträgt, müssten bei Bus und Bahn mindestens 70 bis 80 Minuten veranschlagt werden, also insgesamt am Tag fast drei Stunden. Die Verbindung nach Homburg sei mit einem Bus pro Stunde von Gersheim besser, so Arne Bach, der jedoch noch Verbesserungsbedarf sah: "Ein Schnellbus, der nicht überall hält, wäre zu überlegen." Sandra Klingler arbeitet als Motopädin dreimal pro Woche in Neunkirchen. Ihre CO2-Berechnung fiel demensprechend etwas günstiger aus. Die zeitaufwändige Bus-Bahn-Variante kommt für sie jedoch nicht in Frage: "Ich muss ja Emilie noch von der Kita abholen. Und dann müssen wir noch einkaufen. So viel Zeit kann ich da nicht verlieren." Scherf und Klingler bedauerten, dass es keine schnellere Bahn-Bus-Verbindung nach Neunkirchen gibt, denn die Kostenrechnung, die Arne Bach aufmachte, war ein weiteres starkes Argument für den öffentlichen Nahverkehr. Während nach einer Kostenrechnung des ADAC ein VW Caravan inklusive Steuern, Versicherung, Benzin, Reparaturen, Wartung und Wertminderung jährlich rund 8000 Euro koste, ein Seat Ibiza immerhin noch 4700 Euro, wäre ein Saarland-Job-Ticket schon für 1080 Euro zu haben und damit ungleich billiger. "Und wie wäre es, mit dem Motorrad zu fahren?" wollte Stefan Scherf wissen. Dies käme etwas günstiger als ein Auto, so Arne Bach. Erdgas-Autos hingegen wären ebenso wenig klimaschonender wie Elektroautos, so Bach, der den jüngsten Vorstoß der Bundesregierung, den Kauf von Elektroautos finanziell zu fördern, nicht billigte, da die Technologie und die Stromversorgung noch nicht ausgereift seien. Petra Stein hatte Stefan Scherf und Sandra Klingler je ein Saarland-Ticket mitgebracht, mit dem sie im Monat September im gesamten Saarland mit Bussen und Bahn beliebig weit fahren können. "Das wollen wir auf jeden Fall mal ausprobieren", sagten die beiden, die noch zu ihrer Freude erfuhren, dass Kinder bis sechs Jahre kostenlos fahren.

Hintergrund"Verbraucher für den Klimaschutz" heißt eine Kampagne der Verbraucherzentralen in Deutschland. Mit Veranstaltungen, Vorträgen und im Internet informiert auch die Verbraucherzentrale des Saarlandes über Möglichkeiten, auf Klima schonende Weise mobil zu sein. Dabei sind auch die Politiker angesprochen, da vielerorts noch Fahrradwege, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und bessere Bus- und Bahnverbindungen fehlen. Verbraucherzentrale Saarland, Haus der Beratung, Trierer Straße 22, 66111 Saarbrücken, Tel. (0681) 50 08 90, E-Mail: vz-saar@vz-saar.de; klimaprojekt@vz-saar.de; saarland@vcd.org; kontakt@bagso.de. zal

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