Mit Stimme, Gitarre und Leidenschaft

Reinheim · Mit Leib und Seele hat der elsässische Chansonnier Robert-Frank Jacobi seinem Publikum in Reinheim einen mitreißenden Abend bereitet – wie immer kritisch gegenüber den Entwicklungen in der Gesellschaft, aber auch wieder mit viel Humor.

 Robert-Frank Jacobi bei seinem Gastspiel in der Taverne des Europäischen Kulturparks Reinheim/Bliesbruck. Foto: Jörg Martin

Robert-Frank Jacobi bei seinem Gastspiel in der Taverne des Europäischen Kulturparks Reinheim/Bliesbruck. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Es gibt Dinge im Leben, die hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Wenn ein Künstler vor über zehn Jahren bei "Begegnungen auf der Grenze" stark die Aufmerksamkeit der Konzertbesucher erreichte, lag es nahe, dass genau diese Menschen auch am vergangenen Sonntagmorgen in die Taverne gekommen waren. Dort sahen sie ihn wieder: Robert-Frank Jacobi. Bei der dritten Matinee des Veranstalter-Trios Stiftung Europäischer Kulturpark, Gemeinde Gersheim und "Begegnungen auf der Grenze" gab es somit ein Wiedersehen mit den Fans von damals und dem Künstler. Aber auch für Debütanten war das Programm hinsichtlich des Repertoires eine Seltenheit. Der Elsässer Jacobi hatte wie alle anderen auch mit der Hitze zu kämpfen. "Im Angesicht deines Schweißes wirst Du dein Geld verdienen"; scherzte der Chansonnier gleich zu Beginn "zum Aufwärmen". Mit dabei hatte er seine Partnerin Anita Pirmann, die den Gitarristen mit dem Akkordeon begleitete. Drei Teile umfasse sein Programm, ließ der Liedermacher wissen: besinnliche Titel, rot-weiße Lieder (wegen der Nationalfarben des Elsass) und Lustiges Zeugs über Elsässer. Eines war schnell klar: Da singt einer mit großer Leidenschaft. Etwa, als er zu Beginn, sowohl auf Französisch als auch auf platt, "L'amitié", die Freundschaft, besang. Schnell ist der temperamentvolle Mann mit dem immensen Sendungsbewusstsein dann beim Stolz der Elsässer. Es sei schwierig, gegen die sich selbst zelebrierenden Franzosen zu bestehen. "Unsere Wurzel", gesungen auf die Melodie von "The Rose", offenbarte nicht gerade geringen Nationalstolz. Jacobi kämpft. Und sei es, wenn er Jacques-Brel-Titel bemüht, um die Muttersprache zu erhalten. Schnell wird es persönlich. Etwa bei "Dr Disch", das sich nachdenklich mit verstorbenen Familienmitgliedern am Möbelstück beschäftigt. Es sei das am meisten gewünschte Lied in seiner Heimat, betonte der Sänger.

Er sei oft an Schulen und habe die Zunahme von Gewaltbereitschaft festgestellt. "Kinder dieser Zeit" setzt sich deshalb kritisch mit dem Thema auseinander. Den Humor hat er dennoch nicht verloren. Das ist daran erkennbar, wenn er genau dieses Lied unterbricht, um vor der Tür des Lokals seine Hunde zur Raison zu rufen. Einen Teil des Saarlandes findet sich auch in seinem Lied "Les Ponts de la Saare" wieder. Hier besingt er die Brücken des Flusses, der Wege aus der Vergangenheit zeigt. Die Großkopferten kriegen es oft bei ihm ab. Spott, Sarkasmus und richtig viel Ironie setzt er ein, wenn er gegen den Rechtruck, die Wiederkehr von Nicolas Sarkozy oder gar gegen den Islam wettert. "Ich habe Respekt vor jeder Religion der Welt. Aber nicht, wenn Sie so fanatisch ist. Schluss aus" - das sitzt. Manche Dinge scheinen einen zu brauchen, der sie ausspricht. Und ein Intellektueller, der in alle Richtungen wettert, scheint glaubhaft. Am Ende dann das Lustige: Titel von Sinatra, Elvis und Freddy Quinn bekommen humorvolle elsässische Titel. So richtig schön respektlos.

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