Mit neuem Partner in die Zukunft

Walsheim · Die Nachricht der Insolvenz von Haus Sonne in Walsheim verbreitete sich am gestrigen Dienstag wie ein Lauffeuer. Die politisch Verantwortlichen sehen mit Sorge auf die Einrichtung, ergab unsere Umfrage in der Gemeinde Gersheim.

 Das Kinderheim und die Verwaltung von Haus Sonne in Walsheim auf dem Berg. Foto: Wolfgang Degott

Das Kinderheim und die Verwaltung von Haus Sonne in Walsheim auf dem Berg. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

"Das Haus Sonne gehört einfach zu Walsheim dazu. Die Werkstätten prägen das Ortsbild, ein Ende hätte auch für den Ort unabsehbare Folgen", ist Michael Clivot , stellvertretender Ortsvorsteher (SPD ), in Sorge. Die Einrichtung sei sehr wichtig, schließlich biete das Haus Sonne die meisten Arbeitsplätze in Walsheim . Insofern herrsche auch große Betroffenheit in der Bevölkerung, schließlich arbeiteten auch viele Walsheimer in der Einrichtung. Und auch die dort betreuten Menschen seien aus dem Ortsgeschehen nicht mehr wegzudenken.

Aber Michael Clivot ist zuversichtlich, dass es weitergeht: "Mit dem Paritätischen Wohlfahrtverband wird ein kompetenter Partner einspringen, einen besseren hätten wir nicht finden können", ist der SPD-Politiker überzeugt. Wie konkret es weitergehen wird, ob auch der Trägerverein in seiner Form weiter bestehen wird, vermochte Clivot zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen. Zumindest der bestehende pädagogische Ansatz solle so erhalten bleiben, schließlich seien ja viele Menschen genau deswegen in der Einrichtung. Auch Christine Streichert-Clivot, Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat Gersheim, stellt die Wichtigkeit heraus: "Das Haus Sonne gehört zum Ort, viele Walsheimer arbeiten auch dort", unterstreich die Kommunalpolitikerin. Sie ist überzeugt, dass sich die neue Leitung sowohl um Aufklärung der Missstände wie auch um eine Fortführung der Institution bemühen werde. "Das endgültige Aus von Haus Sonne wäre ein sehr, sehr großer Verlust für Walsheim und auch die Gemeinde", stellt sie heraus.

Hoffen auf neue Stabilität

Jürgen Wack, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat, sorgt sich besonders um die Pensionen der Beschäftigten: "Haus Sonne galt immer als seriöser Arbeitgeber. Aber offensichtlich hat die Basis nicht gestimmt. Hoffentlich müssen nun die Beschäftigten keine Einbußen erleiden". Er kenne noch keine Details. "Aber ich hoffe für alle Beteiligten, dass sich das Haus mit einem neuen Träger stabilisiert", so der CDU-Politiker. Ina Dittscheid, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gersheimer Gemeinderat: "Es ist eine traurige Nachricht. Doch positiv ist es, dass es wohl weiter gehen wird und dass Werkstätten erhalten bleiben, auch dass anthroposophische Inhalte weiter vermittelt werden." Mario Fontana, Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Gersheimer Rat: "Ich hoffe, dass unter einer neuen Trägerschaft der Fortbestand von Haus Sonne gesichert werden kann. Auch hoffe ich, dass es sich nicht negativ auf die Anzahl der Betreuungs- und Arbeitsplätze auswirkt." Landrat Theophil Gallo betonte, dass Haus Sonne "eine sehr wichtige Einrichtung" in der Region sei und ihr Kindergartenprojekt "steht bei uns auf der Förderliste. Zwar war schon seit einiger Zeit von Problemen gesprochen worden, doch war noch nicht die unmittelbare Betroffenheit zu erkennen". Bürgermeister Alexander Rubeck sprach von einem bedeutenden Arbeitgeber in der Gemeinde. Der Verwaltungschef werde den "guten Weg" des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes positiv begleiten.

Wichtiger Biosphären-Baustein

Matthias Beidek, Biosphärenförster aus Walsheim : "Ich war geschockt, als ich es gelesen habe und es nicht für möglich gehalten, dass so etwas passiert. Die Einrichtung besteht schon seit über 60 Jahren, und wir haben insbesondere mit dem Neukahlenberger Hof zu tun. Auch die Schreinerei ist ein Geschäftspartner des Forstes."

Pia Schramm, Mitarbeiterin des Biosphärenzweckverbandes Bliesgau: "Ich habe an die betreuten Menschen gedacht. Es ist schlimm, wenn diese ihren Anker verlieren. Wir haben mit dem Neukahlenberger Hof, einem Teil von Haus Sonne, schon seit vielen Jahren einen Partnerbetrieb und verlässlichen Baustein in der Biosphäre."

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HintergrundHaus Sonne ist ein Heil- und Erziehungsinstitut für Seelenpflege-bedürftige Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 1954 hatte die Künstlerin Anna Betzner die Einrichtung als erstes anthroposophisch orientiertes, heilpädagogisches Kinderheim in der Region und im Saarland gegründet. Bereits im Sommer 2015 hatte es sich abgezeichnet, nun hat der anthroposophische Verein Haus Sonne in Walsheim Insolvenz angemeldet. Wie berichtet, soll sich für die 152 in der Behinderten-Einrichtung betreuten Menschen sowie für die 220 Mitarbeiter vorerst nichts ändern. Der Paritätische Wohlfahrtsverband will eine gemeinnützige GmbH gründen, die alle Aktivitäten des Vereins fortführen soll. ert

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