Medelsheims heiliger Besuch

Medelsheim · In Medelsheim steht ein Gedenkstein, der an einen Heiligen erinnert: Pater Arnold Janssen wohnte vor hundert Jahren für kurze Zeit im Pfarrhaus. Er besuchte Medelsheim, weil er hier ein deutsches Missionshaus bauen wollte. Das Grundstück ersteigerten aber andere.

 Der Gedenkstein zu Ehren des Besuchs des Heiligen Pater Arnold Janssen 1896 in Medelsheim. Foto: Wolfgang Degott

Der Gedenkstein zu Ehren des Besuchs des Heiligen Pater Arnold Janssen 1896 in Medelsheim. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

"Er ist entweder ein Heiliger oder ein Narr." So urteilte der Bischof von Roermond einmal über den Steyler Ordensgründer Arnold Janssen , als der ihm seine Ideen von einem deutschen Missionshaus vorstellte. Arnold Janssen gründete trotz allem 1875 mit fünf weiteren Priestern das erste deutsche Missionshaus die "Gesellschaft des göttliche Wortes" SVD (Socitias Verbi Divini) des Ordens der Steyler Missionare im niederländischen Dorf Steyl an der Maas. Da in Steyl nach 20 Jahren kein Platz mehr war, um die vielen Bewerber für den Eintritt in den Orden aufzunehmen, suchte Janssen nach einem geeigneten Grundstück, um ein weiteres Missionshaus zu errichten.

Der ehemalige Medelsheimer Ortsvorsteher und passionierte Heimatgeschichtsforscher Rainer Lagall weiß zu berichten, dass der Pater von einer bevorstehenden Versteigerung des Brühlgeländes in Medelsheim erfuhr. Deshalb reiste er Anfang Februar 1896 dorthin und wohnte eine Woche im Pfarrhaus. Er nahm sich auch die Zeit, um die ungefähr 50 Morgen große Wiesenfläche des Geländes an der heutigen Brühlstraße unterhalb des Schulhauses in Augenschein zu nehmen. "Er kam zu dem Schluss, dass das Areal für sein Vorhaben geeignet sei", so Lagall. Die Versteigerung war für den 10. Februar in der damaligen Medelsheimer Wirtschaft Wack vorgesehen. Doch sie wurde zu einem Desaster für den Ordensgründer . Statt seiner sicherten sich gut betuchte Medelsheimer Bürger die Parzellen, und so wurde nichts aus dem Medelsheimer Ordenshaus. Das entstand nach dem gescheiterten Versuch in der Parr nahe St. Wendel. Pater Arnold Janssen kaufte 1898 den Langenfelder Hof und gründete dort das heute noch bestehende Missionshaus. Am 5. Oktober 2003 wurde Pater Arnold Janssen in Rom von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen. Daher kann, so Lagall, der auch stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates ist, mit Fug und Recht behauptet werden, dass im Medelsheimer Pfarrhaus, das derzeit zum Verkauf ansteht, ein Heiliger gewohnt habe. In Gedenken an den "historischen Besuch" ließ die Kirchenstiftung St. Martin Medelsheim von der Niederwürzbacher Firma Gerd Abel einen Gedenkstein erstellen, der jetzt nahe dem ältesten Kreuz der Parr aus dem Jahre 1611 im Kirchhof aufgestellt wurde.

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Zur PersonPater Arnold Janssen wurde am 5. November 1837 in Goch am Niederrhein geboren und am 15. August 1861 in Münster zum Priester geweiht. Im Ort seiner ersten Klostergründung, Steyl in den Niederlanden, gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze, ist er am 15. Januar 1909 verstorben. Dort befindet sich auch seine Grabstätte. Am 19. Oktober 1975 wurde er in Rom von Papst Paul VI. selig- und am 5. Oktober 2003 in Rom von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen. Sein kirchlicher Gedenktag ist der 15. Januar. Etwa zehntausend Missionare, Missionsschwestern und Ordensschwestern in rund 70 Ländern der Welt gehören heute zur Familie des Steyler Ordens. ott

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