Lachen auch in Krisenzeiten

Gersheim. "Krisen kann jeder haben - was uns zu schaffen macht, ist der Alltag." Gerade aus dem flohen viele Besucher des Gastspiels von Holger Paetz, bekennender halbhessischer Unterfranke, Ex-Lach- und Schießgesellschafter, früherer Autor des berühmten Singspiels vom Nockherberg und Westerwelle-Double

Gersheim. "Krisen kann jeder haben - was uns zu schaffen macht, ist der Alltag." Gerade aus dem flohen viele Besucher des Gastspiels von Holger Paetz, bekennender halbhessischer Unterfranke, Ex-Lach- und Schießgesellschafter, früherer Autor des berühmten Singspiels vom Nockherberg und Westerwelle-Double. Mit seinem Solokabarett "KrisenFest" begeisterte der 57-Jährige bei seiner Gersheim-Premiere und sorgte bei der 24. Theaterwoche für einen besonderen Höhepunkt. "Ich hasse Umwege, dafür bin ich nicht geschaffen", ein weiterer Ausspruch während des fast zweistündigen Programms, symbolisierte auch die Art und Weise, wie er sein Werk präsentierte. Dabei fehlten keinesfalls feine Spitzen auf bekannte Politiker, wie beispielsweise Westerwelle, den er "elf Jahre in der Opposition" gehalten habe, aber auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der seine Jugend im Führerhaus eines Lastwagens verbringen musste oder auch "Muddi" Angela Merkel, entstammend aus einfachen Verhältnissen Brandenburgs. Die Themenwahl stimmte. In seiner trockenen Art mit Anflügen von schwarzem Humor werden sowohl politische als auch alltägliche Lächerlichkeiten hintersinnig aufs Korn genommen. Von der Wirtschaftskrise, der Rentnerkrise oder der Ämterkrise in den Parteien, bis hin zur Krise am heimischen Krisenherd, kommentiert er die Lage der Nation quer durch die Zeitungsspalten und den Bundestag. Paetz, "Salzburger Stier"-Preisträger, "Buster Keaton des Wortes", überzeugte vor allem als virtuoser Sprachakrobat, ließ lebendige Szenen entstehen, demonstrierte sein Können sowohl in schauspielerischem als auch in wunderbarem körpersprachlichem Können, ergänzte das Wortkabarett vom Feinsten mit musikalischen Kompositionen, bei denen er sich mit der Gitarre begleitete. Dazu brillante Szenen wie die Beschreibung einer irrwitzigen Floßfahrt auf der Isar, der Reise auf einem lethargisch schwimmenden Holzhaufen und die Zugabe, in der Paetz eine Turnstunde in der Schule so präzise nachspielt, dass man sich freute, nicht mehr Schüler sein zu müssen. ott

Auf einen BlickDie restlichen Vorstellungen der 24. Gersheimer Theaterwoche im Kulturhaus: Freitag, 22. Januar, 20 Uhr, Theaterverein Groß + Klein Pinningen, "Nur Zoff mit dem Stoff", Schwank in drei Akten von Bernd Gombold (ist bereits ausverkauft); Samstag, 23. Januar, 19.30 Uhr, Die Herbst-Zeitlosen, "15 Jahre Herbst-Zeitlosen", eine Erfolgsstory. Die Karten kosten zwischen sechs und zwölf Euro. red

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