Kreuzkapelle in Medelsheim Kreuzkapelle erstrahlt noch bis Februar

Medelsheim · Zwei Frauen aus dem Dorf sorgen dafür, dass das kleine Gotteshaus auf dem Husarenberg in Medelsheim in diesen Tagen besonders festlich geschmückt ist.

 Blick in den illuminierten Altarraum der Kreuzkapelle von Medelsheim.

Blick in den illuminierten Altarraum der Kreuzkapelle von Medelsheim.

Foto: Wolfgang Degott

Noch bis Maria Lichtmess am 2. Februar, wenn traditionell die Weihnachtszeit endet, kann in der Kreuzkapelle von Medelsheim besonderer Schmuck und Lichterglanz bestaunt werden. Die beiden Schwestern Elisabeth Schwarz und Monika Weber setzen das Fest der Geburt des Erlösers auf dem Husarenberg in eine besondere Atmosphäre, haben den Christbaum aufgestellt und die Lichterketten installiert, dazu noch den Blumenschmuck rund um die kleine Krippe platziert. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist das Geschwisterpaar aber auch das ganze Jahr über aktiv. So achten die beiden immer darauf, dass Blumenschmuck vorhanden ist. Neben Weihnachten werden insbesondere an Ostern, am Muttertag oder beim Fest Kreuzerhöhung am 14. September thematisch passende Inszenierungen vorgenommen. „Wir haben schon als kleine Kinder Luise Lillig geholfen, das Wasser zum Putzen hinaufzutragen und später auch Agnes Bachmann zur Seite gestanden, die über zehn Jahre unter anderem die Kapelle geputzt hatte,“ weiß Monika Weber zu berichten. Daher stamme auch die Verbindung, werde die Tradition des Blumenschmuckes weiter fortgesetzt.

1947 wurde die Kreuzkapelle, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wieder eingeweiht. Damals feierte die Parr das mit einem großen Gottesdienst, zumal auch der weithin bekannte, 1920 eingeweihte Kreuzweg wieder in vollem Glanz erstrahlte. Pfarrer Karl Beil erwähnte unter anderem, dass der kunstvolle steinerne Altar aus dem Jahre 1689 mit seinem noch älteren, tief ergreifenden, Vesperbild das einzige kirchliche Baudenkmal war, das von den Kriegszerstörungen verschont geblieben war. Die Geschichte des kleinen „religiösen Zentrums“ geht ins 17. Jahrhundert zurück. „Vor dem Dorf zu der Kapellen“ heißt es in einer Bestandserhebung für Medelsheim, datiert auf den 29. August 1656, in der erstmals die Existenz einer Kapelle schriftlich fixiert wurde. Das war acht Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Kapelle weit früher erbaut worden war. Ein besonderer Meilenstein in der Historie des Gotteshauses war die Beschaffung einer Reliquie im Jahre 1814 durch Dekan Wenzeslaus Schindelar, die der Kapelle zur Schmerzhaften Mutter bis zur Eröffnung des Blieskasteler Kapuzinerklosters in den 1920er Jahren eine besondere regionale Wallfahrtsbedeutung einbrachte.

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurden Kapelle, Kreuzweg und Kreuzigungsgruppe stark zerstört. Zufällig wurde 1956 das berühmte Altarretabel, das jetzt das Zentrum der Martinskirche schmückt unter einer Kapellensäule entdeckt. Mit der Kapelle geht auch die Geschichte von Kreuzweg und der 1805 errichteten Kreuzigungsgruppe, einem dreieinhalb Meter großen, etwa fünf Zentner schweren Kreuz mit den Assistenzfiguren Johannes und Maria einher. Über 130 Jahre gab sie dem Hügel eine besondere Weihe, wurde jedoch in den ersten Kriegstagen 1939 zertrümmert, 1947 durch den Wagnermeister Karl Schreiber wieder errichtet. „Auch wurden die Kreuzwegstationen geweiht, deren Beschädigungen weitgehend behoben wurden und das mächtige Holzkreuz, das Jungmänner in feierlicher Prozession von der zerstörten Pfarrkirche aus zum Kapellenberg trugen…“, so lesen wir im „Tagebuch eines Dorfes und seiner Pfarrei“ des ehemaligen Medelsheimer Ortsvorstehers und Autors Rainer Lagall.

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