"Kleine Dinge können Großes bewirken"
Herr Rubeck, was werden Sie als Erstes tun, wenn Sie neuer Bürgermeister der Gemeinde Gersheim sind?Rubeck: Das, was ich den Bürgern versprochen habe: Hart arbeiten, um das Ziel zu erreichen, unsere Gemeinde zur familienfreundlichsten Gemeinde im Land zu machen. Da ich im Wahlprogramm kein Wolkenkuckucksheim versprochen habe, kann ich sofort mit diesem Konzept in der Hand starten
Herr Rubeck, was werden Sie als Erstes tun, wenn Sie neuer Bürgermeister der Gemeinde Gersheim sind?Rubeck: Das, was ich den Bürgern versprochen habe: Hart arbeiten, um das Ziel zu erreichen, unsere Gemeinde zur familienfreundlichsten Gemeinde im Land zu machen. Da ich im Wahlprogramm kein Wolkenkuckucksheim versprochen habe, kann ich sofort mit diesem Konzept in der Hand starten. Außerdem habe ich die Zeit seit meiner Wahl genutzt, um zwei vergleichbare saarländische Kommunen sowie eine in Baden-Württemberg und eine in Bayern zu besuchen, um mich über deren Arbeit und Lösungsansätze zu informieren. Das hat mir weitere wichtige Impulse gebracht. Gersheim ist eine der kleinsten und ärmsten Kommunen des Saarlandes. Wie sehen Sie die Entwicklung?Rubeck: Ein Sprichwort sagt: "Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, verändern das Gesicht der Welt." Es kommt - gerade in einer kleinen Gemeinde wie Gersheim - nicht immer nur aufs große Geld an. Auch kleine Dinge können Großes bewirken. Unsere Stärke ist ja gerade das ehrenamtliche Engagement vieler in den Vereinen, Verbänden und Kirchen. Aber ich sage im Hinblick auf den Haushalt der Gemeinde auch: Wir werden uns bei allen Investitionen in den nächsten Jahren verstärkt zu dem bekennen müssen, was meines Erachtens am wichtigsten ist: Die Zukunft unserer Kinder, denn an ihnen hängt die Zukunft unserer Gemeinde.Auf welchem Sektor sehen Sie Zukunftschancen der Gemeinde Gersheim?Rubeck: Ich möchte die Gemeinde Gersheim für Familien mit Kindern, aber auch für Senioren zu einer Top-Adresse machen und das Rathaus noch mehr als bisher hin zu Bürgerfreundlichkeit und moderner Aufgabenerfüllung weiterentwickeln. Für die Zukunft sehe ich große Chancen für uns in der weiteren Ansiedlung kleinerer Gewerbebetriebe, vor allem aber im Tourismus, denn die Gemeinde Gersheim ist das Herzstück des Biosphärenreservates Bliesgau. Gerade hier haben wir Chancen, weil wir schneller und flexibler sein können, als große Kommunen.Was würden Sie unverzüglich angehen, wenn Geld keine Rolle spielte?Rubeck: Geld spielt nun mal immer eine Rolle, deshalb stellt sich diese Frage nicht. Anders gesagt: Wenn unsere Gemeinde mehr Einnahmen zur Verfügung hätte, würde ich diese vorrangig in unsere Kinder investieren. Grundschulen und Kindergärten würde ich auf Top-Niveau ausbauen. Außerdem würde ich alle öffentlichen Gebäude in Gersheim senioren- und behindertenfreundlich umbauen, und die Ehrenamtlichen in Vereinen, Kirchen und Feuerwehren noch stärker unterstützen.Die demographische Entwicklung, immer mehr ältere und immer weniger junge Leute, betrifft auch die saarländischen Städte und Gemeinden. Kann man auf kommunaler Ebene und speziell in Gersheim da irgendwie gegensteuern?Rubeck: Eine meiner Aufgaben wird es sein, dieses Thema ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Wir werden zwangsläufig - bei allen Anstrengungen - Leerstände von Häusern und andere Folgen des Bevölkerungsrückgangs, beispielsweise in den Vereinen, erleben. Aber wir können gegensteuern. Auch dazu dient das Ziel, Gersheim zu einer kinderfreundlichen Gemeinde zu machen. Denn wenn die Rahmenbedingungen stimmen, fällt es jungen Paaren leichter, Kinder zu wollen, und wir bieten damit Anreize für junge Familien, die zu uns ziehen wollen. Da dies aber ein bundesweites Problem ist, sehe ich hier auch den Bund in der Pflicht. Wir brauchen ein Förderprogramm für Kauf und Renovierung alter Häuser in den Ortskernen, etwa vergleichbar der früheren Eigenheimzulage. Außerdem habe ich mit der Agentur Ländlicher Raum des Saarlandes vereinbart, dass wir in 2010 ein spezielles Arbeitsseminar für Ortsrats- und Gemeinderatsmitglieder veranstalten, bei dem auf die spezifischen Problemstellungen durch den Bevölkerungsrückgang in unserer Gemeinde eingegangen wird und Lösungen erarbeitet werden. Ein weiteres Standbein ist das Projekt Mehrgenerationentreff im Ortsteil Niedergailbach. Auch dies soll modellhaft aufzeigen, wie man dem demographischen Wandel Vorteile abgewinnen kann. Gersheim hat eine eigene Internetseite. Gibt es Potenzial, diese noch weiter auszubauen?Rubeck: Die Internetseite ist professionell und kann sich im Vergleich mit anderen Gemeinden sehen lassen. Zwei Dinge möchte ich allerdings verbessern: Wir sollten mehr Dienstleistungen der Gemeindeverwaltung direkt über die Internetseite anbieten. Zum anderen müssen wir unsere touristischen Angebote noch besser darstellen und Verknüpfungen zu den privaten Internetseiten von Gaststätten, Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen herstellen.Das Amt des Bürgermeisters wird viel Zeit kosten. Bleibt da noch Luft für Familie und Hobbys?Rubeck: Bürgermeister zu sein, heißt für mich, immer im Dienst zu sein. Das ist keine Arbeit, die man in Wochenstunden festlegen kann. Aber: Zeit für die Familie muss immer sein, sie wird für mich immer das Wichtigste im Leben bleiben! Zumal sich unsere Familie bald vergrößern wird. Auch meinen Hobbys - Fußball (als kenntnisreicher Zuschauer...), Wandern, Lesen, unsere kleine Schafherde, unser Hund - werde ich mich so oft es geht widmen.
Zur PersonAlexander Rubeck (CDU) wurde am 23. Dezember 1974 geboren und wohnt in Rubenheim. Er ist verheiratet, römisch-katholisch und arbeitete nach einer Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Am 7. Juni 2009 wurde Alexander Rubeck mit 59,2 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Gersheim gewählt. ert