Tolle Gastgeber im Gersheim Unbeschwerte Ferien im schönen Bliesgau

Gersheim · Zwei junge Weißrussinnen aus der Gegend von Tschernoby waren zu Gast bei Andreas und Tanja Wack in Gersheim.

 Auf der Schaukel im Garten der Familie Wack fühlen sich gemeinsam wohl (von links): Nadezka Druk, Änne Wack, Xenia Druk, Amelie Wack, Tanja Wack, Anton Wack, Ludmilla Garbar und Andreas Wack.

Auf der Schaukel im Garten der Familie Wack fühlen sich gemeinsam wohl (von links): Nadezka Druk, Änne Wack, Xenia Druk, Amelie Wack, Tanja Wack, Anton Wack, Ludmilla Garbar und Andreas Wack.

Foto: Wolfgang Degott

Drei Wochen konnten sich die zwölfjährige Xenia und ihre zehnjährige Schwester Nadezka Druk aus dem weißrussischen Shitkowitschi in Gersheim einer wohltuenden Gastfreundschaft erfreuen. Die beiden Mädchen waren Teil einer Gruppe von 27 Gleichaltrigen, die am Ferienprogramm des Vereins „Saarländische Kinderhilfe - Leben nach Tschernobyl“ teilnahmen. Sie hatten wie alle eine 24-stündige Busfahrt aus der 1800 Kilometer entfernten Heimat in der Gomel-Region, 180 Kilometer von Tschernobyl entfernt, in den Bliesgau hinter sich. Beide sind schon das zweite Mal dabei, haben beim Ehepaar Andreas und Tanja Wack auch noch Spielkameraden. Und zwar deren Kinder, den achtjährigen Sohn Anton und die zehnjährige Tochter Amelie. Im Gespräch am Kaffeetisch bei frisch gebackenem Obstkuchen auf der Terrasse mit Blick „auf den Katholik“ – der Pfarrkirche St. Alban – erwähnen die beiden Kinder, dass alljährlich am 26. April an den Reaktorunfall des Kernkraftwerks Tschernobyl gedacht wird. 1986 ereignete sich die Katastrophe, die weite Landstriche der Ukraine, aber vor allem Weißrusslands, in besondere Gebiete verwandelte.

„Wir sprechen darüber, dass damals etwas Schlimmes passiert ist und wir darauf achten müssen, dass wir nur gewaschenes Obst essen. Auch können wir nicht alle Beeren essen.“ Doch viel gravierender sei, dass man wisse, dass mit dem radioaktiven Regen viele schlimme Krankheiten wie Krebs oder Schilddrüsenschäden, aber auch Herzinfarkte und Schäden an der Bauchspeicheldrüse einher gegangen seien.

Doch diese entsetzlichen Nachrichten wollen die Kinder in ihren Auslandsferien natürlich vollkommen ausblenden. So tollen sie im Pool der Familie Wack, sie streifen gemeinsam mit den Kindern der Gasteltern durch Gersheim, besuchen auch mal die Freundin Karolina Kempf. Willkommen sind auch die Schwimmbad-Besuche.

Zudem hat der Verein für alle ein reichhaltiges Programm ausgearbeitet (weiterer Bericht folgt). Viel Zeit verbringen sie in der Familie, sie spielen oft gemeinsam. Sehr beliebt ist „Monopoly“, zusammen puzzeln oder auch das traditionelle „Mensch ärgere dich nicht“, bei dem auch immer Oma Änne eine gern gesehene Mitspielerin ist. Höhepunkt sind aber auch die Besuche bei McDonald‘s, das in der Heimat der Gäste wenig bekannt ist.

„Wir haben von den Ferienbegegnungen der Kinderhilfe in der Zeitung gelesen und dann darüber gesprochen“, erinnert sich Tanja Wack auf die Frage, wie sie dazu gekommen sind, Kinder aufzunehmen. Seit 2014 beherbergen sie jährlich jeweils zwei junge Weißrussen, versuchen immer ein neues Gastkind zu einem Kind zu bekommen, das schon einmal da gewesen ist. Dazu wird eigens ein Zimmer im Dachgeschoss mit Doppelbett hergerichtet. So würden schnell Abläufe geklärt, könnten sich die jungen Gäste untereinander austauschen und gegebenenfalls auch bei kleinen Fragen weiterhelfen. „In den Anfangsjahren haben wir noch Wörterbücher mit Bildern benutzt, heute hilft uns schon der Google-Translator bei der Verständigung“, sagt Andreas Wack. Er ist mittlerweile eines der Vorstandsmitglieder im Verein und hat schon mehrmals die Region aufgesucht, sich selbst ein Bild von den dortigen Verhältnissen gemacht. Auch heben beide noch einen anderen wichtigen Begleiteffekt heraus.

„Unsere Kinder sehen durch unsere jungen Besucher, dass wir eine offene Familie sind, ein gastfreundliches Haus haben, dass andere willkommen sind, dass man sich um sie kümmert. Sie erfahren auch, dass es anderen Kindern nicht so gut geht und ihnen geholfen werden muss.“ Amelie fügt hinzu, dass es ihr viel Spaß mache, dass sie sich immer freue, wenn die Kinder wiederkommen, und es schön ist, neue Kinder kennenzulernen. Sie seien auch gute Spielkameraden. Schade sei es aber immer wieder, Abschied zu nehmen. Alle zunächst genießen alle die drei Ferienwochen und erleben den Bliesgau und ihre gastfreundliche Familie gemeinsam.

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