Bürgermeister in spe ärgert sich über die Deutsche Post Irritationen rund um die neue Postfiliale

Gersheim · Verwaltung in Gersheim ärgert sich über die Alleingänge der Deutschen Post. Diskussionen um Besetzung der Ausschüsse im Rat.

 Schmucklos wirkt die neue Gersheimer Postfiliale in der Hauptstraße. Bankgeschäfte sind nicht mehr möglich.

Schmucklos wirkt die neue Gersheimer Postfiliale in der Hauptstraße. Bankgeschäfte sind nicht mehr möglich.

Foto: Erich Schwarz

Irritationen gab es in Gersheim über die neue Postfiliale, was auch zu einer Bürgeranfrage in der letzten Gemeinderatssitzung geführt hat. Nach vielen Jahren hatte die Familie Bruckart die Leitung der Postfiliale in Gersheim abgegeben. In der Gemeinderatssitzung dankte der noch amtierende Erste Beigeordnete Michael Clivot noch einmal der Familie Bruckart für das Engagement.

Aber dann stellten sich offenbar die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit der Deutschen Post als sehr schwierig heraus. Michael Clivot: „Wir wollten die Post eigentlich unterstützen, hatten auch angeboten, bei der Suche nach einem geeigneten Ladenlokal behilflich zu sein. Wir hätten zudem bei der Miete mit uns reden lassen“, unterstrich der zukünftige Bürgermeister, der im Übrigen gestern Abend seinen Amtsantritt feiern durfte. Weiterhin habe man mit der Post über die Öffnungszeiten verhandeln wollen, damit diese auch stärker arbeitnehmerfreundlich hätten gestaltet werden können. Aber dann habe sich herausgestellt, dass die Deutsche Post, offensichtlich ohne mit der Gemeindeverwaltung oder dem Beigeordneten zu reden, auf eigene Faust ein Ladenlokal ausgesucht hatte. Und dies habe man der Gemeinde nicht einmal rückgemeldet. Auch bei den Öffnungszeiten habe es keine Absprache gegeben. Sowohl in der Gemeinderatssitzung als auch im späteren Gespräch mit unserer Zeitung zeigte sich Michael Clivot deutlich ungehalten über das Verhalten der Deutschen Post: „Das ist ein Staatsunternehmen, das auch einen Grundversorgungsauftrag hat. Und dann ist die Kommunikation eine ganze Katastrophe“, kritisierte er.

Geärgert hat man sich dann auch in der Bürgerschaft, dass die Eröffnung nicht wie angegeben stattfand und stattdessen um mehrere Tage verschoben wurde. Zudem wurde das Angebot deutlich reduziert: Es wird keine Schließfächer mehr geben, weiterhin werden zukünftig auch keine Postbankgeschäfte möglich sein.

Die neue Filiale ist in der Hauptstraße 19 in Gersheim untergebracht (Öffnungszeiten siehe Infokasten).

 Michael Clivot, Bürgermeister in spe (links), bedankte sich kürzlich bei dem Ehepaar Heidi und Norbert Bruckart für den professionellen Betrieb der bisherigen Postfiliale in den Räumlichkeiten ihres Unternehmens.

Michael Clivot, Bürgermeister in spe (links), bedankte sich kürzlich bei dem Ehepaar Heidi und Norbert Bruckart für den professionellen Betrieb der bisherigen Postfiliale in den Räumlichkeiten ihres Unternehmens.

Foto: Wolfgang Degott

Teils hitzige Diskussionen gab es in der Ratssitzung über die Besetzung der Ausschüsse in der neuen Sitzungsperiode. In der ersten Sitzung nach der Wahl hatte der Rat mehrheitlich beschlossen, die Anzahl der Ausschuss-Mitglieder von elf auf zukünftig neun zu senken. Hans Jank, Fraktionschef der AfD im Rat, kritisierte diese Entscheidung, deren Tragweite seiner Fraktion aber offensichtlich erst im Nachgang bewusst geworden war. Als es in der aktuellen Sitzung dann um die Besetzung der Ausschüsse ging, nannte Jank den Beschluss, die Anzahl der Ausschussmitglieder zu reduzieren, „undemokratisch“. Und weiter: „Dieser Beschluss wurde nur gefasst, um die AfD aus den Ausschüssen rauszuhalten. In meinen Augen ist das eine Schweinerei“, ärgerte sich der AfD-Mann. Michael Clivot konterte dann ebenso scharf, dass er es nicht zulasse, dass die AfD einen vom Rat mehrheitlich gefassten Beschluss als „undemokratisch“ bezeichnet. Auch Peter Krämer, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat, „verwahrte“ sich gegen solcherlei. Klaus Hussong (CDU) erklärte in Richtung AfD, „wir spielen nicht für euch den politischen Vormund“. Und der zukünftige Erste Beigeordnete Martin Lauer warf der AfD vor, sie stelle sich nun als Opfer dar. Clivot erläuterte dann auch, dass die AfD-Ratsmitglieder durchaus das Recht hätten, an Ausschusssitzungen teilzunehmen und dass man dort auch Rederecht habe, also mit diskutieren könne. Zudem sei es auch bei elf Ausschussmitgliedern durchaus fraglich gewesen, ob die AfD dann auch tatsächlich Sitze bekommen hätte. Da man sich nicht einigen konnte, wurde dann die Ausschuss-Verteilung in einem langwierigen Verfahren geheim abgestimmt. Danach erhält die CDU jeweils vier Ausschuss-Sitze, ebenso die SPD. Die Grünen erhalten einen Sitz. Die Ausschüsse wurden auch neu strukturiert: So gibt es zukünftig den Ausschuss für Digitalisierung, Wirtschaft, Finanzen und Verwaltungsangelegenheiten, den Ausschuss für Biosphäre, Tourismus, Bauwesen, Dorfentwicklung, Umwelt- und Klimaschutz, den Ausschuss für Bildung, Kultur, Jugend, Familien, Demographie und Soziales sowie den Rechnungsprüfungsausschuss und den Werksausschuss.

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