Flüsschen ist von Gülle verseucht In der Bickenalb ist das Leben nahezu erloschen

Gersheim · Die Öko-Katastrophe in der Bickenalb bestätigte sich bei einer Bestandsaufnahme am Donnerstag auf der von Gülle verseuchten Flussstrecke zwischen Altheim und der Bundesgrenze (wir berichteten). Dr. Sebastian Hoffmann, Biologe beim Saarländischen Fischereiverband, durchsuchte den Flusslauf mit einem Elektrokescher, der die Fische in der Umgebung kurz betäubt und so die Bestandsaufnahme ermöglicht.

 Der Biologe Dr. Sebastian Hoffmann geht mit einem Elektrokescher auf Jagd in der mit Gülle verseuchten Bickenalb. Er findet hier nur noch sehr wenige Fische vor.

Der Biologe Dr. Sebastian Hoffmann geht mit einem Elektrokescher auf Jagd in der mit Gülle verseuchten Bickenalb. Er findet hier nur noch sehr wenige Fische vor.

Foto: BeckerBredel

In Altheim fand Hoffmann, gleich nachdem er ins Wasser gestiegen war, zwei Koppen, eine hoch geschützte Fischart. Allerdings blieb es erst einmal bei diesem Fund. „In diesem Abschnitt müssten hunderte Fische sein. Das alles sieht nicht gut aus“, meinte er und bestätigte die Annahme der Angler, dass der Fluss im Wesentlichen abgestorben sei. „Wenn die Gülle die Fische tötet, dann tötet sie auch die Krebse und die Insekten. In der Bickenalb schwimmen auf einem Kilometer bis zu 10 000 Fische, die jetzt nicht mehr da sind“, schilderte er die Dimension.

Örtliche Angler, Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul und Bürgermeister Michael Clivot begleiteten die Untersuchungen. Der Fischexperte riet davon ab, den Fluss künstlich zu besetzen. „Die Fischarten wären schwer und in dieser Menge vermutlich gar nicht zu beschaffen. Besser ist es, ein paar Tiere innerhalb der Bickenalb umzusetzen. Aber durch die Gülle ist den Fischen momentan auch die Nahrung entzogen“, mahnte Hoffmann und riet zu Geduld. Man werde wohl eine längere Durststrecke hinnehmen müssen, sagte er den Anglern. Diese kritisierten das Auftreten der französischen Behörden am Tag des Unfalls. Der Umgang sei sehr distanziert und wenig kooperativ gewesen. Clivot sagte, er werde mit seinen Amtskollegen in Frankreich sprechen und auf Schadensersatz durch den Verursacher bestehen. „Der darf nicht einfach davonkommen“, sagte Clivot.

Die Angler sind erschüttert. Dieter Biron, der Vorsitzende des Angelsportvereins Peppenkum, sagte, das man neun Jahre gebraucht habe, um die Bachforelle zum Laichen zu bringen. Diese Vorarbeit sei jetzt zerstört. Ohnehin seien die Angler an der Bickenalb keine klassischen Angler, sondern sehr naturinteressierte Menschen, die stolz auf ihr Biotop gewesen seien. Jetzt müssen sie abwarten.

Sie fürchten auch um Wasseramseln und Eisvögel, denen ebenfalls die Nahrung fehle. Reiher und Störche seien schon weitergezogen, alles in allem sei das komplette Ökosystem schwer gestört.

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