„Ich wollte ein Nachschlagewerk“

Rubenheim · Der Rubenheimer Volkskundler Gunter Altenkirch hat seine neunte Ausgabe der Reihe Saarländische Volkskunde mit dem Titel „Das saarländische Brauchtum im Jahreslauf“ herausgebracht. Der 1. Mai erweist sich dabei als sehr vieldeutig.

 Der Volkskundler Gunter Altenkirch in seinem Arbeitszimmer vor den Regalen seines Archives, aus dem er seine Informationen für die Publikationen nimmt. Foto: Wolfgang Degott

Der Volkskundler Gunter Altenkirch in seinem Arbeitszimmer vor den Regalen seines Archives, aus dem er seine Informationen für die Publikationen nimmt. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

. Vor elf Jahren brachte der Rubenheimer Volkskundler Gunter Altenkirch seine ersten Bände zur "Saarländischen Volkskunde" auf den Büchermarkt. Jetzt schließt er mit seinem neunten Band einen Kreis: "Die beiden ersten Bände erschienen bisher in mehreren Auflagen. Darin fehlten die Zusammenfassung aller Bräuche eines Jahreslaufes und konkrete Hinweise auf die Unterschiede zwischen Mosel- und Rheinfranken, erwähnt Altenkirch im Vorwort, der 106-Seiten-Publikation. Stolz ist der in Radebeul geborene und in Beckingen aufgewachsene 73-Jährige darauf, dass nun alle Bräuche des Saarraumes in einer Gesamtdarstellung vorliegen und nachzulesen sind.

Er erläutert zunächst alle sonnenabhängigen Bräuche anhand des Kalenderdatums. Dazu zählen beispielsweise das Fest der Motten und Mäuse (22. Februar), Siebenschläfer (27. Juni), Revolutionstag (14. Juli) oder der Schutzengeltag (1. September). Anschließend werden Jahresbräuche erwähnt, die jährlich zu einem anderen Datum, orientiert am ersten Frühlingsmond, erscheinen. Dazu gehören der schmutzige oder fette Donnerstag, Gutehirtensonntag, Vatertag, oder das Dreifaltigkeitsfest (Trinitatis). Beleuchtet man an den insgesamt 160 Brauchtumstagen exemplarisch zwei Bräuche, so zeigt sich der kalender- oder sonnenabhängige 1. Mai als sehr vieldeutig.

An diesem Tag werde in Erinnerung an die Hochzeitsnacht des höchsten gallogermanischen Gottes Wodan mit der höchsten Göttin Holda in der Nacht, die heute noch als Hexennacht bekannt ist, gefeiert. Aber auch verbundene Einzelbräuche wie Maifeuer der männlichen Jugend, die an die heute vergessenen Hirtenfeuer erinnern, das Maistecken für angebetete Mädchen, der Beginn des Mailäutens oder der neue Brauch des politischen Maifeiertags gehören dazu.

Da verschiedene Gruppen die Fastnacht als bedeutendes Frühlingsfest nicht ausleben konnten, wurden für sie andere Termine angeboten, wozu auch der Sonntag Jubilate, drei Wochen nach Ostern, gehört. Die Publikation kommt ganz bewusst ohne bildliche Illustrationen aus. "Ich wollte lediglich ein Nachschlagwerk an die Hand geben", so Altenkirch, der seit 1988 ein Museum für dörfliche Alltagskultur, im vergangenen Jahr ergänzt durch das Museum des Saarländischen Aberglaubens, führt. Will sich der Leser schnell zu seinem Interesse vorpirschen, kann er aus dem umfangreichen Stichwortverzeichnis schöpfen. Im Archiv des Volkskundlers haben sich mittlerweile 500 000 Karteikarten mit Hinweisen angesammelt, die als Quelle der Information dienen. Davon gehören allein 200 zum Brauch der Hexennacht. Aufeinandergelegt würde das einen Turm von nahezu 200 Metern ergeben.

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Auf einen BlickDie "Saarländische Volkskunde", Band 9, mit einer Auflistung des saarländischen Brauchtums im Jahreslauf, sortiert nach sonnen- und mondabhängigen Zeiten, einer Übersicht über alle Brauchtage im Saarraum, den mosel- und rheinfränkischen Raum betreffend, kalendarisch geordnet, ist zum Preis von 12,50 Euro im Museum für dörfliche Alltagskultur in Rubenheim , Erfweilerstraße 3, Tel. (0 68 43) 9 10 81, Homepage: www.museum-alltagskultur.de , E-Mail: gunter.altenkirch@web.de zu erwerben. ott

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