Haus Sonne ist pleite

Walsheim · Die anthroposophische Behinderten-Betreuungseinrichtung Haus Sonne hat gestern Insolvenz angemeldet. Grund waren die Pensionsverpflichtungen des Unternehmens sowie Rückforderungsansprüche des Landes.

 Der Adventsbasar im Haus Sonne gilt für viele Besucher aus dem Saarland als ein Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit. Foto: Degott

Der Adventsbasar im Haus Sonne gilt für viele Besucher aus dem Saarland als ein Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit. Foto: Degott

Foto: Degott

Bereits im vergangenen Sommer hat es sich abgezeichnet, nun hat der anthroposophische Verein Haus Sonne in Walsheim Insolvenz angemeldet. Das teilte der Paritätische Wohlfahrtsverband als Dachverband des Vereins gestern mit.

Für die 152 in der Behinderten-Einrichtung betreuten Menschen, sowie für die 220 Mitarbeiter soll sich vorerst nichts ändern: Der Paritätische Wohlfahrtsverband kündigte gestern an, eine gemeinnützige GmbH zu gründen, die alle Aktivitäten des Vereins fortführen soll. So sollen der Fortbestand des von Haus Sonne betriebenen Kinderheims, der Schule, des Kindergartens, der Werkstätten in Walsheim sowie des Neukahlenberger Hofes weiter gesichert sein. Bei der Neuordnung der Einrichtung stünden dem Haus-Sonne-Geschäftsführer Vinzenz Meyer Insolvenzanwalt Günter Staab als Insolvenz-Begleiter und Insolvenzanwalt Franz Abel als so genannter Sachwalter zur Seite.

Die wirtschaftliche Schieflage der Betreuungseinrichtung hatte sich bereits im vergangenen Sommer abgezeichnet. Damals hatte die Geschäftsführung ihre Mitarbeiter bereits über die schwierige finanzielle Lage des Unternehmens informiert.

Zwei Faktoren seien es, die das Unternehmen in die Insolvenz getrieben hätten, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband: Die nicht gedeckten Pensionsansprüche ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haus Sonne sowie "nicht unerhebliche Rückforderungen" der Kostenträger. Diese beiden Posten seien durch die flüssigen Mittel des Trägervereins nicht mehr gedeckt. Im vergangenen Sommer hatte Aufsichtsratschef Nils Nünke noch angegeben, der Verein verfüge über eine Liquidität von einer Million Euro sowie ein Eigenkapital von zwei Millionen Euro, das allerdings in den Einrichtungen gebunden sei.

Haus Sonne hatte seinen Mitarbeitern zwischen 1992 und 2003 Betriebsrenten zugesagt. Für diese müssen einerseits wegen der Niedrigzinsphase hohe Rückstellungen gebildet werden - wodurch die flüssigen Mittel weiter sinken. Dazu kommt eine jährliche Belastung von laut Aufsichtsratschef 60 000 Euro.

Doch die Renten waren nur eine Baustelle. Kritischer waren noch die Rückforderungen des Sozialministeriums. Grund dafür war nach Informationen aus Haus-Sonne-Kreisen, dass die Einrichtung den vorgeschriebenen Fachkräfte-Schlüssel bei der Betreuung nicht eingehalten hatte. Außerdem soll es erhebliche Missstände in der Betreuung gegeben haben. Statt der vorgeschriebenen Fachkräfte waren teilweise ungelernte Mini-Jobber in der Betreuung beschäftigt. Die Geschäftsführung argumentierte im vergangenen Sommer mit dem Fachkräftemangel. Vom Geschäftsführer Meyer war gestern keine Stellungnahme mehr zu erhalten. Nach SZ-Informationen gab es wegen der nicht eingehaltenen Personal-Schlüssel Rückforderungen des Sozialministerium in sechsstelliger Höhe.

Sozial-Staatssekretär Stefan Kolling (CDU ) bestätigte auf SZ-Anfrage, dass Prüfungen Missstände im Bereich der Behinderten- sowie der Jugendbetreuung gezeigt hätten. "Wir begrüßen aber auch, dass mit dem neuen Träger diese im Land einmalige Konzeption weitergeführt werden kann", sagte Kolling.

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