Große Ehre für Anna Betzner

Walsheim · Die nach den anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners geführte Behinderten-Einrichtung „Haus Sonne“ in Walsheim hat am Freitagmittag ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. Für Mitarbeiter des heilpädagogischen Vereines wie die zahlreichen Gäste bot das Gelegenheit zum Rückblick und zum Ausblick auf neue Herausforderungen.

 „Haus Sonne“ auf einer Anhöhe bei Walsheim besteht seit 60 Jahren. Dieses Hauptgebäude wurde als Kinderheim 1964 errichtet. Foto: Carlo Schmude

„Haus Sonne“ auf einer Anhöhe bei Walsheim besteht seit 60 Jahren. Dieses Hauptgebäude wurde als Kinderheim 1964 errichtet. Foto: Carlo Schmude

Foto: Carlo Schmude

Zwei kurze Filmstreifen aus den Jahren 1968 und 1983 reichten aus, um den Festgästen im Jean-Schoch-Saal die beeindruckende Entwicklung deutlich zu machen, die "Haus Sonne" seit der Gründung 1954 durch die Saarbrücker Bildhauerin Anna Betzner und ihrer Helferin Anneliese Bucks mit privaten Mitteln in einem ehemaligen "Jagdschlösschen" auf der Höhe bei Walsheim genommen hatte. Zunächst zogen Ferienkinder, dann fünf Kinder fest in "Haus Sonne" ein. Heute, 60 Jahre später, werden dort rund 230 Kinder und Erwachsene in den Werkstätten und auf dem Bauernhof, im Wohnheim, im Kinderheim mit Schule sowie 17 Kinder in der integrativen Kita von rund 250 Mitarbeitern angeleitet und betreut. Viele Lehren des österreichischen Philosophen Rudolf Steiner wie die Waldorf-Pädagogik oder die biologisch-dynamische Landwirtschaft haben längst Einzug in allgemeines Gedankengut gehalten. So verwies am Freitag bei der Feier im Jean-Schoch-Festsaal Staatssekretärin Gaby Schäfer , die den erkrankten Sozialminister Andreas Storm vertrat, auf die Vorreiterrolle der Heilpädagogik nach Steiner. Während sich der Umgang der Gesellschaft mit behinderten Menschen nur langsam über Jahrzehnte von der reinen Fürsorge bis zur heute angestrebten Inklusion entwickelt habe, sei in "Haus Sonne" die Einbeziehung der Behinderten in die Mitte der Gesellschaft schon von Beginn angestrebt worden.

Zuvor hatte der Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Haus Sonne, Nils Nünke, vor Ehrengästen, Bewohnern und deren Angehörigen sowie Mitarbeitern der Einrichtung die positive Entwicklung in der Vergangenheit mit Verweis auf die Festschrift zum 60-jährigen Bestehen nur kurz angerissen. Nünke verwies vielmehr auf die neue Herausforderung in der Behindertenbetreuung. Nicht wenige Bewohner von "Haus Sonne", die schon als Kinder gekommen seien und ihr Erwachsenen-Leben in den Werkstätten verbracht hätten, näherten sich inzwischen dem Rentenalter. "Auch für sie muss jetzt gesorgt werden", so Nünke. Einige Perspektiven dazu zeigte der Festvortrag von Professor Rüdiger Grimm, Leiter der Konferenz für Heilpädagogik und Soziatherapie am Goetheanum in Dornach in der Schweiz auf.

Die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen nahmen die Verantwortlichen von "Haus Sonne" zum Anlass, die Förderschule der Einrichtung nach der Gründerin Anna Betzner zu benennen.

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Auf einen BlickHaus Sonne besteht aus einem Kinderheim mit Heimsonderschule G und integrativem Waldorfkindergarten, der Jean-Schoch-Werkgemeinschaft mit Wohnheim für Erwachsene und neun Werkstätten in Walsheim , Mimbach und Böckweiler. Werkstätten: Vollkorn-Bäckerei, Gärtnerei, Handweberei, Holzwerkstatt/Schreinerei, Kerzenwerkstatt, Küchenwerkstatt, Landwirtschaft (Neukahlenberger Hof), Papierwerkstatt, Wäscherei. Beschäftigt sind dort unter anderem Heilpädagogen, Diplompädagogen, Sonderschullehrer, Heilerziehungspfleger, Sozialtherapeuten, Arbeitstherapeuten, Altenpfleger, Betriebswirte, Landwirte, Ingenieure und ausgebildete Handwerker aus verschiedenen Sparten. Mit rund 250 Mitarbeitern ist "Haus Sonne" einer der größten Arbeitgeber der Region. Angeboten werden Therapien wie Massagen, Reittherapie und Yoga und Freizeitangebote wie Bewegungsspiele, Chor und Sprachgestaltung. cashaussonne.de

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