Spohns Haus in Gersheim Deutsch-polnisch-nepalesisches Gartenprojekt in Spohns Haus

Gersheim · 14- bis 17-jährige Schülerinnen und Schüler der Model Secondary School Tardi Chitwan reisten rund 6900 Kilometer nach Gersheim.

 Gruppenbild vor dem Eingang des Schullandheims mit Beate Garmer (stehend vorne links), Lehrerin am Ludwigsgymnasium, der nepalesische Pädagoge Nishad Malla (oben links) und daneben der Geschäftsführer von Spohns Haus Jerzy Wegrzynowski.

Gruppenbild vor dem Eingang des Schullandheims mit Beate Garmer (stehend vorne links), Lehrerin am Ludwigsgymnasium, der nepalesische Pädagoge Nishad Malla (oben links) und daneben der Geschäftsführer von Spohns Haus Jerzy Wegrzynowski.

Foto: Wolfgang Degott

Aus dem 6900 Kilometer entfernten Ratnanagar im Himalaya-Staat Nepal knapp 150 Kilometer westlich von der Hauptstadt Kathmandu gelegen, reisten 14- bis 17-jährige Schülerinnen und Schüler des Model Secondary School Tardi Chitwan nach Gersheim. Die 13 Jugendlichen bildeten gemeinsam mit Gleichaltrigen ein in Deutschland bisher einmaliges Projekt. Zwölf Tage absolvierten sie im Ökologischen Schullandheim „Spohns Haus“ Gersheim ein deutsch-polnisch-nepalesisches Begegnungsprojekt. Mit dabei waren 16 Jugendliche des Ludwigsgymnasium Saarbrücken und 13 vom Liceum Ogolnoksztalcace Boguchwala in Polen unter der Leitung von Zofia Machnicka. Neben dem Kennenlernen der besonderen Kulturlandschaft des Biosphärenreservats Bliesgau mit seinen Streuobstwiesen, wurde vor allem über nachhaltige Ernährung und speziell die Auswirkungen von Ernährungsweisen auf den Klimawandel diskutiert.

Auch der interkulturelle Austausch kam dabei nicht zu kurz: So stellten die Schüler ihren Partnern die Gegebenheiten der eigenen Länder vor. Nicht fehlen durfte der Besuch des Europaparlamentes in Strasbourg, aber auch ein Erlebnisspaziergang im Biosphärenreservat, bei dem auch die beiden Umweltpädagoginnen des Schullandheims, Andrea Lipppmann und Sylvia Lerchner ihr Wissen weitergeben konnten. Während der Abschlusspräsentation im Ludwigsgymnasium Saarbrücken konnten sich auch die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot sowie der Saarbrücker Regionalverbandsdirektor Peter Gillo ein Bild von dieser außergewöhnlichen Begegnung machen. Die letzten Tage vor ihrer Rückreise verbrachten die jungen Nepalesen und Polen in Gastfamilien, Eltern der Schüler des Ludwigsgymnasiums.

Wie kam es zu der außergewöhnlichen Zusammenkunft in Gersheim? Dazu hatte Jerzy Wegrzynowski, der Geschäftsführer von „Spohns Haus“ die Erklärung. Im März 2021 habe Beate Garmer, Lehrerin für Französisch und Bildende Kunst sowie Leiterin der seit vier Jahren bestehende Schulgarten-AG angerufen und gefragt, ob sie mit einem nepalesischen Lehrer an einer Landwirtschaftsschule, Nishad Malla, kommen könnte, da er sich für den Schulgarten aber auch für das pädagogische Konzept interessiere. Die Erkenntnisse wolle er dann in seine Arbeit in der Schule in Nepal einfließen lassen. Seine Vision bestehe darin, durch eine Vielfalt an Gemüsesorten, die vor Ort angebaut werden, die Nahrungsmittelqualität in Nepal zu verbessern, erläuterte der Pädagoge. Im gemeinsamen Gespräch sei dann die Idee geboren worden, auch Jugendliche nach Gersheim zu holen und einzubinden. Um die Finanzierung abzufedern schlug Wegrzynowski vor auch noch polnische Partner dazu zu holen. Es wurde eine Schule gefunden, die ebenfalls an einem eigenen Schulgarten-Projekt arbeitet. Damit konnten auch Mittel des Deutsch-Polnisches Jugendwerks beantragt werden. Sie wurden auch bewilligt. Da jedoch die Summe nicht ausreichte, die Flugkosten der jungen Nepalesen zu bezahlen, steuerte das saarländische Sozialministerium und der Regionalverband Saarbrücken als Schulträger des Ludwigsgymnasiums die fehlenden Mittel bei. Nachdem die Rahmenbedingungen geklärt waren, wurde ein Jahr lang an der Vorbereitung gearbeitet. Die Schulen tauschten sich in Videokonferenzen aus, auch wurden schon WhatsApp-Gruppen gegründet. Das schaffte Kommunikation, die dann auch während der Projekttage „live“ und vor allem in englischer Sprache vertieft werden konnte. Bei einem Begegnungsabend wurden von den Schülern gemeinsam mit dem Küchenpersonal von Spohns Haus auch charakteristische Mahlzeiten aus ihren Ländern gekocht, beim trinationalen Büffet damit auch die lukullischen Besonderheiten wie auch mit dem Vortrag von Tänzen näher gebracht. Garmer zog eine positive Bilanz. „Die Kommunikation war gut und es haben sich Freundschaften gebildet, die insbesondere durch das Bilden von verschiedenen trinationalen Gruppen, während der Gersheimer Tage gefördert wurden,“ so die Pädagogin. Sie hofft, dass innerhalb der Dreierkonstellation weiter gearbeitet werden kann, dass es auch zu Begegnungen in Nepal und Polen kommt. Es sei wichtig, dass die Kinder ihrer eigene Umgebung und Lebensweisen durch die Augen der anderen reflektieren können und dass Gruppen aus dem „globalen Süden“ zu uns kommen.

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