Unterwegs in Rubenheim Hübscher Ort in hügeliger Landschaft

Rubenheim · Das Dorfleben hat seinen eigenen Reiz. Wir haben uns saarländische Dörfer angeschaut, in denen weniger als 1000 Menschen leben. Teil 7: Rubenheim.

 Heimatforscher Gunter Altenkirch in seinem Heimatmuseum in Gersweiler-Rubenheim.

Heimatforscher Gunter Altenkirch in seinem Heimatmuseum in Gersweiler-Rubenheim.

Foto: Iris Maria Maurer

Rubenheim liegt im Biosphärenreservat Bliesgau, eine von der UNESCO anerkannte Modellregion, in der beispielhaft das nachhaltige Zusammenleben von Mensch und Natur entwickelt wird. Dementsprechend ist die stark hügelige Landschaft um Rubenheim prägend für den hübschen Ort mit seinen rund 700 Einwohnern, der in einem Seitental der Blies liegt.

Wenn man durch Rubenheim spaziert, sieht man vereinzelt alte südwestdeutsche Bauernhäuser, teilweise sogar noch aus dem 18. Jahrhundert. Aber man darf sich nicht täuschen lassen, denn Rubenheim ist nicht nur landwirtschaftlich, sondern bis heute auch stark vom Bergbau geprägt. Gleich in der Dorfmitte, in der Erfweiler Straße, findet sich daher ein im Jahr 1994 vom Knappenverein errichtetes Bergmannsdenkmal, das neben einem Bergmann aus Sandstein auch zwei Reliefs zeigt. Auf dem linken Relief werden Bergleute auf dem Weg zur Grube dargestellt, auf dem rechten  Bauern bei der Feldarbeit.

„Anfang des 19. Jahrhunderts war Rubenheim ein armes Dorf. Denn es gab nicht ausreichend flache Ackerflächen. Daher nahmen viele Männer den langen Weg in Kauf und arbeiteten im Sulzbachtal in den Gruben. Rund 90 Prozent der Menschen hier haben damals vom Bergbau gelebt“, berichtet Gunter Altenkirch. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur und bekannte Volkskundler, auch Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes und der Hochschule für Bildende Künste Saar zu verschiedenen volkskundlichen Themen, kennt die Geschichte des Dorfs sehr genau. In seinem Wohnhaus in der Dorfmitte, das fast gegenüber des Denkmals steht, befinden sich sein Museum für dörfliche Alltagskultur und sein Museum des saarländischen Aberglaubens. Das Haus von ihm und seiner Frau Denise Altenkirch, in künstlerischen Kreisen bekannte Keramikerin, liegt gleich unterhalb der Kirche St. Mauritius. Vor über vierzig Jahren zog das Paar hierher, baute sein Bauernhaus, dessen älteste Teile wohl ins 10. Jahrhundert zurückreichen, und das zum Großteil aus dem 17. Jahrhundert stammt, zu einem Kleinod mit Brunnen, museal genutzter Scheune und Wintergarten aus. Seit 1988 öffnet Gunter Altenkirch jeden dritten Sonntag im Monat die Türen, um seine zahlreichen, überraschenden und teilweise einzigartigen Objekte der Volkskunde Interessierten zu zeigen und zu erläutern.

Sein Wissen darüber ist bemerkenswert. Denn er hat im Laufe der Jahre und Jahrzehnte die größte Sammlung von Zeitzeugenberichten in deutscher Sprache aufgebaut. Bis heute konnte er 30 000 Museumsbesucher empfangen. Aber nicht nur seine Museen locken Besucher in den Ort. Rubenheim ist bekannt für seine schöne, hügelige Umgebung, für Streuobstwiesen, für kleine Wälder und für seinen Weiher. „Der Weiher wurde wohl in den 1970er Jahren künstlich angelegt. Er ist heute der Fischweiher des Angelsportvereins“, erklärt Gunter Altenkirch. Obwohl das Baden im Weiher verboten ist, zieht er trotzdem im Sommer viele Wasserratten an.

Ganz besonders bekannt war das „Klein-Tiroler Weiherfest“, das Rubenheimer Dorffest, das jahrelang im Juli rund um den Weiher gefeiert wurde. „Dafür hatte der Bergmannsverein jedes Jahr sogar einen Stollen nachgebaut“, hebt Gunter Altenkirch die Bedeutung des Vereins für das Dorfleben hervor. Überhaupt scheint das Vereinsleben im Dorf sehr lebendig zu sein. Denn neben der freiwilligen Feuerwehr und dem Turn- und Sportverein gibt es auch noch den Musikverein Rubenheim, den Obst- und Gartenbauverein, den Wander- und Pensionärsverein, sowie den Rubenheimer Carneval-Club und den Angelsportverein. So viele Vereine sorgen für ein reges Dorfleben, auch ganz ohne Weiherfest.

So hat der Bergmannsverein Schutzhütten um den Ort aufgebaut, der Gartenbauverein hilft, die Landschaft offen zu halten, der Bliesknappenchor gestaltet regelmäßig die Gottesdienste mit. Da wundert es nicht, dass sich in Rubenheim, das heute eher eine Wohn- und Pendlergemeinde ist, trotzdem noch eine Bäckerei erhalten hat, ein Bistro, ein Tanzstudio und eine Kindertagesstätte. Auch ein offenes Bücherregal und eine Mitfahrerbank sind Zeugen für das bürgerliche Miteinander im Ort. Das Bücherregal befindet sich nur wenige Meter entfernt von der Pfarrer-Schlick-Straße. Sie führt bergauf zur katholischen Kirche St. Mauritius, eine Tholeyer Gründung aus dem 9. Jahrhundert. Der romanische Turm, um 1050 erbaut, verfügt heute noch über romanische Würfelkapitelle. Der Kirchenbau selbst stammt aus dem 18. Jahrhundert. Gleich gegenüber der Kirche steht der Barbarabrunnen, auch er ein Symbol für die Bergbauvergangenheit des Dorfs.

Interessanterweise wurde die Hl. Barbara hier ohne ihr Attribut, den Turm, dargestellt. „Die Hl. Barbara war die Patronin der Bergleute. Und unter Tage hätte ein Turm wörtlich im Wege gestanden. Daher wurde sie von den Bergleuten oft ohne Turm dargestellt“, weiß Gunter Altenkirch zu berichten. Gleich gegenüber dem Brunnen steht das Alte Pfarrhaus, das später zu einem Bauernhaus umgebaut wurde. Dort kann man auf einem Gedenkstein lesen, dass die Gräfin Marianne von der Leyen auf der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen im Jahr 1793 hier Zuflucht fand.

 Blick auf den Gersheimer Ortsteil Rubenheim, idyllisch gelegen in der Biosphärenregion Bliesgau.

Blick auf den Gersheimer Ortsteil Rubenheim, idyllisch gelegen in der Biosphärenregion Bliesgau.

Foto: Iris Maria Maurer

Zum Ende des Dorfspaziergangs führt der Weg ins Naherholungsgebiet Rohrental, in dem auch der Weiher liegt. Schon von weitem hört man eine große Schar Gänse schnattern, die hier auf einer Wiese unter freiem Himmel weiden. Denn im Dorf gibt es heute zwei Bio-Bauernhöfe. Dort werden Rinder, Gänse und Hühner gehalten, aber auch ungewöhnliche Pflanzen wie Soja angebaut. Die bearbeiteten Flächen der Landwirte sind kleinteilig, sie bearbeiten keine großen Ackerflächen. „So helfen sie, die Landschaft zu erhalten“, sagt Altenkirch. Und auch das ist einer der Gründe, warum das intakte und hübsche Rubenheim zum Erhalt des Biosphärenreservats Bliesgau beiträgt.

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