Die wilde Jagd auf Hels Berg

Rubenheim. Das Wetter passt: Grau verhangen der Himmel, winzige Nebeltröpfchen befeuchten die Luft. Braunes Laub raschelt unter den Füßen der Wanderer, bemooste Baumstämme und Äste, Farne und Brombeerranken setzen grüne Kontrapunkte. Ein Samstagnachmittag wie geschaffen für eine jener besonderen Wanderungen, die Gunter Altenkirch seit Jahren anbietet: eine Sagenwanderung auf dem Hölschberg

 Die Sagenwanderer auf dem Hölschberg, vorne links Gunter Altenkirch. Foto: SZ

Die Sagenwanderer auf dem Hölschberg, vorne links Gunter Altenkirch. Foto: SZ

Rubenheim. Das Wetter passt: Grau verhangen der Himmel, winzige Nebeltröpfchen befeuchten die Luft. Braunes Laub raschelt unter den Füßen der Wanderer, bemooste Baumstämme und Äste, Farne und Brombeerranken setzen grüne Kontrapunkte. Ein Samstagnachmittag wie geschaffen für eine jener besonderen Wanderungen, die Gunter Altenkirch seit Jahren anbietet: eine Sagenwanderung auf dem Hölschberg. Diesmal zum ersten Mal zusammen mit der Saarpfalz-Touristik. Deren Mitarbeiter Fred Molter wandert mit und lauscht wie die anderen gespannt den Ausführungen Gunter Altenkirchs. Etwas mehr als 30 Wanderer aus dem ganzen Saarpfalz-Kreis und dem Stadtverband Saarbrücken waren der Einladung gefolgt. Aber selbst die Teilnehmer aus den umliegenden Dörfern Rubenheim, Erfweiler-Ehlingen, Ballweiler, Biesingen oder Wolfersheim dürften überrascht gewesen sein, in welch sagenträchtiger Gegend sie leben.Volkskundler Gunter Altenkirch, der in Rubenheim das Museum für dörfliche Alltagskultur unterhält, weiß eine Menge über den Hölschberg zu berichten. Dieser ist seit Urzeiten ein mystischer Ort gewesen. Der Name Hölschberg leitet sich von Hel ab, der für das Totenreich zuständigen Göttin der linksrheinischen Germanen. Hel, eine Erscheinungsform der Göttin Holda ("Frau Holle"), herrschte über ein Totenheer, das wohl vor allem in der dunklen Jahreszeit, wenn die kalten Winde über den Hölschberg wehten, in wilder Jagd durch Wald und Hochebene zog.Man darf annehmen, dass der Hölschberg den Menschen in früheren Zeiten Angst und Respekt einflößte. Schließlich gibt es dort bis heute rätselhafte Phänomene wie die großen Erdlöcher, um die sich manche Legende rankt. Staunend erfahren die Wanderer während sie am Rand einer solchen Kuhle stehen, dass die Römer glaubten, die "barbarischen" Kelten würden in solchen Löchern hausen. Später nahmen die Leute an, dass Hunnenkönig Attila bei seinem Feldzug gen Frankreich in den Löchern Wasser für seine Truppen speicherte. Möglicherweise wurde aber ganz einfach hier Kalk gebrannt, da der gesamte Hölschberg bis in die jüngste Zeit Kalkabbaugebiet war. Eine der Stationen war oberhalb Rubenheims der Platz, wo einst der sogenannte "Kindchesbrunne" stand, auf den "Siwwe Hiwwele", den "sieben Hügeln". Hierher kamen die Frauen, die einen Kinderwunsch hatten, um rituelle Waschungen vorzunehmen und zu beten, aber auch, um zu danken, wenn sich der Wunsch erfüllt hatte. Rund dreieinhalb Stunden und 13 Kilometer führt die Wanderung über den Hölschberg, in die Dunkelheit hinein, an Stationen vorbei wie dem so genannten Römerweg, der wohl schon von Kelten angelegt wurde, den keltischen Grabhügeln, im Volksmund "Hunnengräber" genannt, zu "Jägerpfuhl" und "Russenschlag", Waldkreuzungen und Grenzsteinen. Um letztere spinnen sich besonders gruselige Sagen: Wer einen Grenzstein versetzte, wurde eingegraben, bis nur noch der Kopf heraus ragte. Und der wurde von einem Pflug abgeschnitten.

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