Dieses Ensemble in der Parr zieht die Blicke auf sich Der Kreuzweg in Medelsheim ist wieder aufgefrischt

Medelsheim · Ortsvorsteherin Imelda Frenzel kündigt an, dass, sobald es möglich ist, das Fest zum 100-jährigen Bestehen des Ensembles stattfinden zu lassen.

 Der Kreuzweg in Medelsheim ist wieder ein einzigartiger Blickfang.

Der Kreuzweg in Medelsheim ist wieder ein einzigartiger Blickfang.

Foto: BeckerBredel

Die 14 Stationen des Medelsheimer Kreuzweges hinauf auf den Husarenberg in Richtung Kreuzkapelle erstrahlen in neuem Glanz. Nachdem die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der „Pilgerstätte“ in der Parr im letzten Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, die Häuschen mit den Darstellungen des Leidensweges Jesu Christi von der Verurteilung bis Grablegung in die Jahre gekommen war, machte sich Gersheims Bauhofmitarbeiter Frank Breit auf Bitten der Medelsheimer Ortsvorsteherin Imelda Frenzel ans Werk.

In mehrtägiger Arbeit strahlte er die Stationen ab, reparierte und strich die Dächer und Wände sowie weitere Teile. Nachdem der Speyerer Bischof Michael Faulhaber anlässlich der Firmung von Jugendlichen 1913 die Anregung dazu gab, kurze Zeit später der Erste Weltkrieg ausbrach, rief Pfarrer Jakob Mühl erst Mitte 1919 dazu auf, dass Bewohner einzelne Stationen stiften sollten. Es meldeten sich 14 Familien, die auch die Baukosten übernehmen wollten. Eine Meldung ging erst ein, als bereits alle Stationen vergeben waren. Sie wurde dann gemeinsam mit einer anderen dazu verwendet, am Eingang des Friedhofs vor der Kreuzkapelle eine Lourdesgrotte zu errichten. Bildhauer Josef Kelleter aus Goch am Rhein schuf anschließend die Bildmotive für Weg und Grotte. Die Bauarbeiten wurden vom Maurermeister Andreas Buchheit aus Neualtheim (heute Pinningen) erledigt. So entstanden die einzelnen Stationen als volkskünstlerisch gestaltete Halbreliefs, eingearbeitet in schlichte weiße Pfeiler mit Satteldächern.

Am 21. September 1920 wurden Kreuzweg und Lourdesgrotte unter großer Beteiligung der Bevölkerung der Pfarrei St. Martin von Pater Hermengild vom Kapuzinerkloster St. Ingbert feierlich eingeweiht. Im letzten Winter des Zweiten Weltkriegs wurden 1944/45 sowohl einige Kreuzwegstationen als auch die Grotte in Mitleidenschaft gezogen. Ein Übriges taten die Kugeln „gottloser Menschen“ wie Medelsheims Pfarrer Karl Beil im Pfarrgedenkbuch vermerkte.

Bis ins Frühjahr 1947 wurden alle Schäden behoben. Im selben Jahr konnte das Ensemble zum zweiten Mal feierlich eingeweiht werden. 1983 erfolgte durch mehrere Medelsheimer Bürger und mit Kostenübernahme durch den damaligen Jagdpächter Günther Sehn eine umfassende Sanierung der Anlage. 1987 wurden im Auftrag der Kirchenstiftung die Bildtafeln von der Fachfirma Hilmar Brucker aus Oggersheim restauriert.

Über all die Jahre hinweg trugen die Menschen in der Parr, wie es der Ortschronist und frühere Ortsvorsteher Rainer Lagall erwähnte, in ehrenamtlicher Arbeit dazu bei, dass sich der Kreuzweg als Wahrzeichen des Dorfes Medelsheim und die Lourdesgrotte in einem würdigen und ansprechenden Zustand befinden. Ortsvorsteherin Frenzel kündigte an, dass, sobald es die Coronabedingungen erlauben, das Fest zum 100-Jährigen stattfinden wird.

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