Zollmuseum Habkirchen Der französische Generalkonsul besuchte das Zollmuseum
Habkirchen · Sébastien Girard ließ sich von Museumsleiter Franz-Josef Fries Einblicke in die wechselvolle Grenzgeschichte an der Blies geben.
Der französische Generalkonsul in Saarbrücken, Sébastien Girard, begleitet vom Unterpräfekten (Sous-Préfet) aus Sarreguemines, Christophe Salin, besuchte vor kurzem das Habkircher Zollmuseum. Gemeinsam mit dem Frauenberger Bürgermeister Lucien Dorschner überquerten sie davor die Freundschaftsbrücke über die Blies und die Landesgrenze, gingen vorbei am Grenzstein von 1826, um danach vom Museumsleiter Franz-Josef Fries empfangen zu werden. In knapp zwei Stunden erläuterte er, der 45 Jahre Zolldienst geleistet und 2016 die Nachfolge des Museumsgründers Manfred Nagel angetreten hat, die umfangreiche Sammlung der Exponate. Seit über 300 Jahren befindet sich in Habkirchen/Frauenberg, die an einer wichtigen Handelsstraße lagen, die von Pirmasens nach Metz führte, und wo in der Blies eine Furth einen einfachen Übergang ermöglichte, eine Zollstelle. Das älteste Haus, in dem sich einmal eine Postkutschenfpferdewechselstation befand, ist heute noch zu sehen. Ein erstes Dokument, das in Kopie zu sehen war, stammt aus dem Jahr 1777, bei dem zwei Personen beim Schmuggeln von Steinkohle erwischt wurden. Einer der Höhepunkte der Führung war die Schilderung der Passage des deutschen Philosophen, Publizisten und Politikers Karl Marx, der als „Charles“ Marx, begleitet von seinem Freund Friedrich Engels am 7. April 1848 die 1760 erbaute Grenzbrücke passierte und sich mit einem kurz zuvor in Paris ausgestellten Reisepass den Grenzübertritt vom Königreich Frankreich zum Königreich Bayern ermöglichte. „So konnte Habkirchen/ Frauenberg ein wenig an der Weltgeschichte mitschreiben,“ meinte Fries stolz. „Das habe ich nicht gewusst, dass Marx den Grenzübergang benutzt hatte,“ wunderte sich der Generalkonsul, dessen Großvater selbst Zollbeamter war und Teile seines Dienstes in Sarreguemines, aber auch in Saarbrücken absolvierte. Überrascht war er auch von der original polnischen „Schmugglerweste“, in der bis zu 1000 „Glimmstängel“ Platz finden, und die ebenfalls zu den Ausstellungsstücken gehört.
Fries erläuterte, dass Habkirchen neben dem Museum Friedrichs in Aachen und dem großen Museum in Speicherstadt Hamburg eines der drei deutschen Einrichtungen sei und wies seine Gäste darauf hin, dass sich in Bordeaux das einzige nationale Zollmuseum Frankreichs befinde. Während seinen Erläuterungen wurde auch die Grenzgeschichte des Saarlandes deutlich, und wie oft dessen Bewohner andere Identitäten annehmen „mussten“. Während der Zeit waren die Menschen Bewohner der Grafschaft von der Leyen, gehörten zu Frankreich, erstmals während der Französischen Revolution, dem Königreich Bayern, dem Deutschen Reich und jetzt zur Bundesrepublik Deutschland, zu dem das Saarland als zehntes Bundesland 1957 beitrat. Dazwischen lagen noch die „Sondergebiete“ während der Völkerrechtszeit (1920 bis 1935) und der Saargebietszeit nach dem Zweiten Weltkrieg (1947 bis 1957).
Ein besonderes Anliegen des Museumsleiters war die Schilderung der guten Zusammenarbeit der Zollbeamten. Sie seien „allerbeste“ Freunde gewesen, hätten sich bis zur Beseitigung der Grenzstation 1993 einmal monatlich zu einem gemeinsamen Abend getroffen. Später seien auch gemeinsame Zugkontrollen im TGV zwischen Frankfurt und Paris absolviert worden. Er unterstrich, dass die Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen auch nicht durch die letzte Grenzschließung 2020 beeinträchtigt worden sei. „Es existieren viele Freundschaften über die Grenze, viele Ehen seien geschlossen worden und viele Familien gehörten zusammen,“ so Fries, der davon sprach, dass die Grenzschließung ein Ausrutscher gewesen sei, der nie mehr vorkommen werde. Sébastian Girard freute sich, dass im Museum die deutsch-französische Geschichte so eindrucksvoll dokumentiert sei, und betonte, dass es wichtig ist, sich zu erinnern. Fries ergänzte, dass es Aufgabe des Museums sei, die Zollgeschichte nicht nur erlebbar zu machen, sondern sie auch hinauszutragen. Insbesondere jungen Menschen soll die Arbeit nahegebracht werden, so dass er sich gerade über jugendliche Besucher besonders freue.
Für das Museum können individuell Termine für Führungen bei Franz-Josef Fries, Telefon (06804) 68 71 oder (0171) 8 76 35 79 vereinbart werden.