Europäischer Kulturpark Reinheim Der „Blues Himmel“ strahlte über Reinheim

Reinheim · Die westpfälzische Band gab ein musikalisches Gastspiel vor der Taverne des Europäischen Kulturparks. Im Gepäck hatte sie viel Mundart.

 Die Zweibrücker Band „Blues Himmel“ trat am Samstagabend vor der römischen Taverne des Europäischen Kulturparks in Reinheim auf.

Die Zweibrücker Band „Blues Himmel“ trat am Samstagabend vor der römischen Taverne des Europäischen Kulturparks in Reinheim auf.

Foto: Jörg Martin

Auftritte von Bands kann man durchaus manchmal mit einem Krimi vergleichen. In denen, so heißt es, kehre der Mörder immer an den Tatort zurück. So war es auch mit der Zweibrücker Band „Blues Himmel“, die am Samstagabend vor der römischen Taverne des Europäischen Kulturparks auf Einladung des Gastronomiepächters, des CJD Homburg/Saar - Jugenddorf Berufsbildungswerk, ein Konzert gab. Die Gruppe war im Juni 2019 schon einmal zur Matinee da. Quasi am heißesten Tag des Vorjahres bei fast 40 Grad bestritten die Musiker um den aus Reinheim stammenden Michael Wack das Programm. Über ein Jahr später war es an diesem Abend vorherbstlich kühl. Dafür starteten, wie passend zum Bandnamen, zufällig nebenan zwei Fesselballons. Mit „Es Geld is all“ machten die fünf den Auftakt. Blues auf Saarpfälzer Platt ist das Markenzeichen der Truppe. Das wiederum scheint die Saarländer aber nicht zu jucken, denn sie nickten oft zustimmend, ja gerade verständnisvoll - offenbar aus eigener Erfahrung. Wack steht im Vordergrund der Band und hat die Fäden in der Hand. Es ist auch die Stimme des Gitarristen, die führt. Und auf die fahren auch die Besucher ab. Auch dann, wenn sie das Lied gar nicht kennen, aber schnell in den Refrain einstimmen. Die Musiker setzen immer wieder abwechselnd zum Solo an, was mehr als sehr gut ankommt. So machte Gitarrist Vinzenz Wolf direkt zu Beginn so richtig was daher. „Wunderbar!“, lautete der spontane Ausruf eines Mannes. „Das kenne se all“, freute sich Michael Wack. Er scheint Wortspiele zu mögen, das lässt sich bei Liedern wie „Sa ma so“ gut erkennen. Da wird im Zweeebrigger Bladd beschrieben, wie Frau und Mann diskutieren. Logisch, dass die Textpassage „Was hann se dann gesaaht?“ ruckzuck beim Publikum in Fleisch und Blut übergeht. Es sei ein Stück über eine geschlossene Zweierbeziehung, die schon etwas andauere, meinte Wack schelmisch. Woher kennen wir das bloß? Und dann steuern bei „Anno Tuwak“ Thomas Girard (Saxophon), Andrea Tognoli (Bass) und Benjamin Pfahler (Drums) sowie Vinzenz Wolf ihr Solo bei. Und das Publikum hat gleich den Refrain „Es Babbett schiebt die Schees“ (Die Babett schiebt den Kinderwagen) gecheckt und trällert ihn mit, als würde es das jeden Abend so machen. Für die Geschichte eines Fabeltieres aus der Pfalz („Mei gläner roda Hahn“) erhielt die Band sogar das Gütesiegel „Bravo!“ eines Zuschauers. Und das nicht nur, weil Michael Wack hier zur Mundharmonika griff. Kennen Sie den Ausspruch „Do fehlt ma was“? Wenn der Nachbar etwas erstand, was man schon längst haben wollte? Der Wack macht da einfach ein gleichnamiges Lied draus. Fast schon irgendwie an Reggae erinnerte „So isses“. Ein Song, der davon handelt, wenn es keinen Ausweg mehr gibt, und man es ebenso hinnehmen muss.

Und dann gab es noch was Besonderes: Das erste von vier Liedern, die im Corona-Lockdown entstanden sind, wie Komponist Wack erläuterte. „Bleib dehämm!“, heißt der Song, der auch davon handelt, dass die Menschen endlich ihr altes Leben zurückhaben wollen. Naheliegend, dass der Titel mit „Sehr gut“ von einem emotionalen Besucher goutiert wurde. Die geschlossene Zweierziehung scheint Wacks Lieblingsthema zu sein. So kommt es auch, dass er den Rollentausch in dieser Konstellation zu bevorzugen scheint. „Ich mach de Blues unn du machsch die Wäsch“, lautete der Song, bei dem die Querflöte von Thomas Girard wieder zum Einsatz kam. Dessen Solo führte auch bei „Wo fangt de Himmel an?“ zu Begeisterung unter den Besuchern. Genau wie beim „Hanghinkel-Rap“, bei dem das Publikum den Refrain mitsang, während Michael Wack immer wieder mit „Funky, funky“ antwortete. „Jetzt fange ihr so ahn. Die ganz Zeit ware ihr ruisch“, scherzte der, bevor die Zugabe kam.

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