Dem Traum vom Fliegen nahe sein

Reinheim · Ballonfahren ist weit mehr vom Wetter abhängig, als man gemeinhin glauben mag. Wind- und Luftverhältnisse müssen stimmen, der Fahrer kann gar nicht so viel steuern. Eindrücke dieser Art und vieles mehr gab es wieder beim Ballon- und Drachenfestival in Reinheim.

 Die Heißluftballone beim Festival im Europäischen Kulturpark am Samstagabend. Fotos: Jörg Martin

Die Heißluftballone beim Festival im Europäischen Kulturpark am Samstagabend. Fotos: Jörg Martin

. Heutzutage ist man gewohnt, auf den Knopf zu drücken und schon funktioniert etwas. Beim Ballonfahren ist das anders. Hier ist man vom Wetter abhängig.

Freunde der Heißluftgefährte und von Drachen kamen am vergangenen Wochenende beim vierten Festival im Europäischen Kulturpark Reinheim-Bliesbruck auf ihre Kosten. Zunächst galt es, am Eröffnungsabend eine harte Nuss zu verkraften: Zu starker Wind und eine angekündigte Gewitterneigung mit hoher Luftfeuchtigkeit machten dem Veranstalter, der Ballonsportgruppe "A.Li.Be.Bi.", einen Strich durch die Rechnung.

"Wir haben eine Genehmigung, die maximal acht Knoten erlaubt", erklärte Klaus Morgenstern, Vorsitzender des Vereins, im SZ-Interview. Das bedeutet eine Windgeschwindigkeit von etwa 14 Kilometern pro Stunde. Der Wert in Reinheim lag jedoch zwischen 20 und 25. Das führte dazu, dass die Abendausfahrt am Freitag und die am Samstagmorgen nicht stattfanden.

Besser sah es am zweiten Tag aus. Um 17 Uhr trafen sich die Ballonfahrer zum Briefing. Dann wurde das Protokoll beim Deutschen Wetterdienst in Frankfurt/Main abgerufen und die Werte bei der europäischen Wetterzentrale in Maastricht eingeholt. Dieses Mal mit einer besseren Prognose: Die Ballonfahrer konnten starten. Gegen 19.30 Uhr befanden sich die ersten Ballons unter großem Interesse der Besucher am Himmel. Der Wind sorgte dafür, dass man - im Gegensatz zum zweiten Abend 2015 - in Richtung der französischen Seite trieb. Der eine oder andere Ballon erweckte den Eindruck, auf die Bäume an einem Hang bei Bliesbruck zuzusteuern. Das täuschte. Durch geschicktes Lancieren bekamen auch diese "Ausreißer" wieder den erforderlichen Schwung, wenn auch zeitversetzt, um über den Berg zu kommen.

Ein einziges Luftgefährt hatte die entgegengesetzte Richtung angesteuert und fuhr in Richtung Ortsmitte Reinheim. "Das macht alles der Wind . Wir können gar nicht so viel steuern", klärte Klaus Morgenstern auf. Zahlreiche Besucher kamen vor allem wegen des Ballonglühens nach Einbruch der Dunkelheit nach Reinheim. Dann stehen die Gefährte hell erleuchtet nebeneinander zu Musik und vermitteln ein alles andere als alltägliches Bild. 14 Leute der "A.Li.Be.Bi."-Gruppe sind neben den zahlreichen Ortsvereinen, die sich vordergründig um das Gastronomische kümmern, drei Tage lang im Einsatz. Morgensterns Tochter Birgit Ratzky koordiniert die Organisation. Ein familiäres Ambiente ist dem Vereinschef wichtig. "Wir wollen nichts Übertriebenes", erklärt der ehemalige Braumeister aus St. Ingbert, der schon 38 Jahre lang in die Luft geht.

 Zwei Gäste einer Ballonfahrt winken aus ihrem Korb den Besuchern des Festivals auf der Erde zu.

Zwei Gäste einer Ballonfahrt winken aus ihrem Korb den Besuchern des Festivals auf der Erde zu.

Traurige Gesichter gab es am Sonntagabend: Der Ballon "Brandenburger Tor", der seit über einem Vierteljahrhundert im Einsatz war, wurde nach Ballonfahrer-Sitte verbrannt. Das Material des Gerätes war nicht mehr im besten Zustand, weshalb der Tüv keine Fahrgenehmigung mehr erteilte. Mehr Platz gab es dieses Mal für das Drachenfestival, welches parallel stattfand.

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