Kreuzkapelle Das zweite Erwachen einer alten Kapelle

Medelsheim · Im Zweiten Weltkrieg wurde die Medelsheimer Kreuzkapelle zerstört, und danach neu aufgebaut. Vor genau 70 Jahren wurde sie wieder eröffnet.

 Vor dem restaurierten Kreuzigungsgruppe mit der Kreuzkapelle im Hintergrund stehen (von links) Stefan Gebhart, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, Pfarrer Krystian Scheliga, Gemeindeausschuss-Vorsitzende Elfriede Zäh, Bernd Wack.

Vor dem restaurierten Kreuzigungsgruppe mit der Kreuzkapelle im Hintergrund stehen (von links) Stefan Gebhart, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, Pfarrer Krystian Scheliga, Gemeindeausschuss-Vorsitzende Elfriede Zäh, Bernd Wack.

Foto: Wolfgang Degott

Vor 70 Jahren wurde die Kreuzkapelle, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wieder eingeweiht. Damals feierte die Parr das mit einem großen Gottesdienst, zumal auch die weithin bekannte, 1920 eingeweihte Kreuzweg wieder in vollem Glanz erstrahlte. Damals würdigte Pfarrer Karl Beil die Bedeutung des Tages und erwähnte unter anderem dass der kunstvolle steinerne Altar aus dem Jahre 1689 mit seinem noch älteren tief ergreifenden Vesperbild das einzige kirchliche Baudenkmal war, das von den Kriegszerstörungen verschont geblieben war.

Die Geschichte des kleinen „religiösen Zentrums“ geht ins 17. Jahrhundert zurück. „Vor dem Dorf zu der Kapellen“ heißt es in einer Bestandserhebung Medelsheim, datiert auf den 29. August 1656, in der erstmals die Existenz einer Kapelle schriftlich fixiert wurde. Das war acht Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges, sodass davon ausgegangen werden kann, das die Kapelle weit früher erbaut worden war.

Ein besonderer Meilenstein in der Historie des Gotteshauses war die Beschaffung einer Reliquie im Jahre 1814 durch den damaligen Pfarrer, Dekan Wenzeslaus Schindelar. Das brachte ihr bis zur Eröffnung des Blieskasteler Kapuzinerklosters in den 1920er Jahren eine besondere regionale Wallfahrtsbedeutung. Nachdem russische Soldaten im Befreiungskrieg 1815 das Innere als Pferdestall „missbraucht“ hatten, wurde es über hundert Jahre ruhig auf dem Kapellenberg. Erst in den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurden Kapelle, Kreuzweg und Kreuzigngsgruppe so stark zerstört, dass ein  iederaufbau notwendig wurde. Am 27. Juli 1947 feierte man nach längerer Zeit wieder ein Messopfer.

Zufällig wurde 1956 das berühmte Altarretabel, das jetzt das Zentrum der Martinskirche schmückt unter einer Kapellensäule entdeckt. Mit der Kapelle geht auch die Geschichte von Kreuzweg und der 1805 errichteten Kreuzigungsgruppe, einem 3,50 Meter großen, etwa fünf Zentner schweren Kreuz mit den Assistenzfiguren Johannes und Maria einher. Über 130 Jahre gab sie dem Hügel eine besondere Weihe, wurde jedoch in den ersten Kriegstagen 1939 zertrümmert, 1947 durch den Wagnermeister Karls Schreiber wieder errichtet. „Auch wurden die Kreuzwegstationen geweiht, deren Beschädigungen weitgehend behoben wurden und das mächtige Holzkreuz, das Jungmänner in feierlicher Prozession von der zerstörten Pfarrkirche aus zum Kapellenberg trugen…, “ so lesen wir im „Tagebuch eines Dorfes und seiner Pfarrei“ des Medelsheimer Autors Rainer Lagall. Mit den Jahren wurde das mächtige Eichenkreuz altersschwach, brüchig, sodass es vom Schreinermeister Bernd Wack in etwa 80 Arbeitsstunden restauriert werden musste. Gereinigt wurden zudem die zuvor vermoosten Figuren gereinigt, wobei neben Wack auch Pfarrer Krystian Scheliga und Pfarrsekretärin Christiane Andres-Brinkmann in der finalen Phase mit Hochdruckreiniger selbst Hand anlegten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort