Kirchenpatron in Niedergailbach Nikolaus von Flüe wurde vor 75 Jahren heiliggesprochen

Niedergailbach · Bruder Klaus ist der Niedergailbacher Kirchenpatron. Der ehemalige Ortsvorsteher Otmar Gros erinnert an den Schweizer Einsiedler.

 Das älteste Bild von Nikolaus von Flüe (1492) befindet sich heute im Museum Bruder Klaus.

Das älteste Bild von Nikolaus von Flüe (1492) befindet sich heute im Museum Bruder Klaus.

Foto: Otmar Gros

Vor 75 Jahren – am 15. Mai 1947 – wurde der Niedergailbacher Kirchenpatron Nikolaus von Flüe heiliggesprochen. Es war ein schwieriger und langer Prozess, bis der am 21. März 1487 in seiner Einsiedlerzelle verstorbene Nikolaus von Flüe durch Papst Pius XII. am Himmelfahrtstag 1947 in den Heiligenkalender aufgenommen wurde.

Niklaus von Flüe, Nikolaus von der Flühe oder Bruder Klaus war ein einflussreicher Bergbauer, Soldat, Ratsherr und Richter wie auch Friedensstifter, Einsiedler, Asket und Mystiker. Der Schweizer Nationalheilige wurde 1417 in Flüeli im Kanton Oberwalden geboren. 1446 heiratete er Dorothee Wyss, mit der er zehn Kinder hatte – fünf Jungen und fünf Mädchen. Nikolaus war eine ungewöhnliche Persönlichkeit, die vor allem auch wegen seines Gerechtigkeitssinns geachtet wurde. In all den Lebensjahren verließ ihn nie die heimliche Sehnsucht nach einem Einsiedlerleben.

Am Gallustag, 16. Oktober 1467, verließ Nikolaus – mit ausdrücklichem Einverständnis seiner Ehefrau Dorothee – seine Familie. 20 Jahre lebte er danach in der Ranftschlucht, nur unweit von seiner Familie, als Einsiedler in der Einsamkeit. In seiner Klause führte er ein intensives Gebetsleben. Immer wieder will er von Visionen heimgesucht worden sein.

Sicherlich wird sich heute mancher die Frage stellen: „Kann ein Mensch überhaupt Heiliger sein, der seine Frau mit zehn Kindern verlassen hat?“ Das Leben und Handeln von Bruder Klaus, sein Wunderfasten und seine Visionen sind nur aus dem Geist des späten Mittelalters zu verstehen.

Bereits 1488 wurden im Kirchenbuch von Sachseln sein wunderbares Leben und 23 Wunder beschrieben, die man auf seine Fürsprache zurückführte. In den Jahren 1587 bis 1591 erfolgte offiziell die Aufnahme des ersten Prozesses zur Seligsprechung von Bruder Klaus, jedoch ohne Ergebnis. Auch das 1625 erneut eingeleitete Seligsprechungsverfahren hatte keinen Erfolg. Nachdem 1669 Papst Innozenz X. eine über 100 Jahre dauernde liturgische Verehrung bestätigte, durfte Nikolaus von Flüe offiziell im Rahmen der Liturgie verehrt werden, was einer Seligsprechung entspricht. Somit konnte der Heiligsprechungsprozess eröffnet werden.

Über 200 Jahre gab es aber bei dem Verfahren keinen Fortgang. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam vom Bistum Basel ein weiterer Anstoß zur Heiligsprechung. Im Jahre 1869 baten die Schweizer Bischöfe Papst Pius IX. um die Heiligsprechung von Nikolaus von Flüe. Aber keine der im 19. Jahrhundert nach Rom gemeldeten Heilungen wurden als Wunder anerkannt. Zwei Heilungen – eine 1937 und eine 1939 – ermöglichten erst die Heiligsprechung, da Papst Pius XII. 1944 die Verpflichtung vom dritten Wunder aufhob. So erfolgte 460 Jahre nach seinem Tod die Heiligsprechung vom Nikolaus von Flüe am 15. Mai 1947. Die katholische Schweiz feierte dieses Ereignis mit großen Feierlichkeiten rund um das Pfingstfest 1947 in Flüeli-Ranft und Sachseln. Obwohl der Sterbetag von Bruder Klaus der 21. März war, wurde bei der Heiligsprechung der 25. September als offizieller Gedenktag festgelegt.

 Die obere Ranftkapelle angebaut an die Einsiedlerklause von Nikolaus von Flüe in Flüeli im Kanton Oberwalden.

Die obere Ranftkapelle angebaut an die Einsiedlerklause von Nikolaus von Flüe in Flüeli im Kanton Oberwalden.

Foto: Otmar Gros

Auf Initiative von Pfarrer Carl Engesser, der zum 1. Sept 1950 als Verwalter der Niedergailbacher Pfarrei eingesetzt wurde, die Installation erfolgte erst am 8. April 1951, wurde die neue Niedergailbacher Pfarrkirche am 28, August 1954 dem inzwischen heiliggesprochenen Nikolaus von Flüe geweiht. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte alte Pfarrkirche war dem Heiligen Hubertus geweiht. Pfarrer Engesser war im Frühjahr 1935 aus Protest gegen den Nationalsozialismus von Habkirchen aus in die Schweiz geflüchtet. Aus seiner „Schweizer Zeit“ hatte Pfarrer Engesser einen besonderen Bezug zu dem Schweizer Friedensheiligen. Während seiner seelsorgerischen Tätigkeit in Bäretswill im Züricher Oberland (ab dem Frühjahr 1941) wurde unter seiner Leitung eine kleine Notkapelle errichtet. Diese wurde 1943, also vier Jahre vor der Heiligsprechung, Bruder Klaus gewidmet. Die Niedergailbacher Pfarrkirche gehört wohl zu den ersten Gotteshäusern in Deutschland, die nach der Heiligsprechung von Bruder Klaus, unter dessen Schutz gestellt wurden.

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