Bissige Worte wie aus der Pistole geschossen

Gersheim · Bei der 29. Gersheimer Theaterwoche dieser Tage haben die Damen und Herren an den Strippen der Macht wieder ordentlich ihr Fett wegbekommen. Kabarettist Alfred Mittermeiers Zunge war dabei kein Wort zu heiß.

 Alfred Mittermeier im Gersheimer Kulturhaus mit seinem Programm „Extrawurst ist aus“. Foto: Wolfgang Degott

Alfred Mittermeier im Gersheimer Kulturhaus mit seinem Programm „Extrawurst ist aus“. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

Kabarett vom Feinsten präsentierten Frank Sauer und Alfred Mittermeier bei der 29. Gersheimer Theaterwoche. Während Sauer mit seinem Programm "Der Weg ist aus Holz" im Bliestal Premiere feierte, war Alfred Mittermeier bereits zum dritten Mal in Gersheim zu Gast und unterhielt rund zwei Stunden lang mit seinem Programm "Extrawurst ist aus". Der satirische Rundumschlag, zu dem er mit meist freundlicher Mimik und gekonnt zurückhaltender Gestik ausholte, hatte er einen Hauptdarsteller: die Gelbwurst, oder besser bekannt, die Hirnwurst. Da sei ja bekanntermaßen Hirn drin, und mehr Hirn bedeute wiederum mehr Lösungen.

Mit etwas Gelbwurst hätten wir Deutschen in der Vergangenheit die richtigen Fragen stellen können. "Wird uns die Wiedervereinigung wirklich keine Mark kosten? Ist ein Euro wirklich gleich zwei Mark? Und wenn seit 5.45 Uhr zurückgeschossen wird, wer hat dann eigentlich rübergeschossen?" Beim Thema Gleichberechtigung reklamierte der Bayer in seiner Mischung aus Satire, Kabarett und Comedy die geschlechtergerechte Sprache. Dazu zählten auch Rasenmäherinnen, Samenspenderinnen oder bei der Bundeswehr Hauptfrau und Feldweibel. In seinem wohltuenden Wortkabarett, hinreißend sarkastisch und mit bissigem Zynismus serviert, stellte er fest, dass der Papst Bescheidenheit predige, damit er sich den Limburger Käse leisten könne. Er meinte es ernst mit seiner grandiosen Doppeldeutigkeit des Wortspiels ohne sich in boshaften Zynismus zu verirren. Zum Programmnamen: Als Kind habe er beim Einkauf mit seiner Mutter stets seine Extrawurst, in Bayern halt die Hirnwurst. Was in Gersheim aus dem Hirnkasten des Oberbayern sprudelte war an dem unterhaltsamen Abend urkomisch, bitterernst und manchmal mit dem Vorschlaghammer. Sein Wortwitz basierte nicht nur auf einer Hand voll Hirn in Gelbwurst-Scheiben, sondern auf einer großen Wurstplatte, machte Lust auf mehr. Bei Frank Sauer fragte sich das Publikum, ob es die eigenen Entscheidungen, Manipulationen oder gar die totale Vernetzung ist, die Lebenswege bestimmen und das Erreichen von Zielen beeinflussen? Mit Wortwitz und atemberaubendem Themenwechsel brachte der Comedian in seinem Soloprogramm dem Publikum Irrungen und Wirrungen seiner Gedankenwelt näher. Dozierend und philosophierend vertiefte er sich beispielsweise in die Weinbaukunde, die Önologie , warnte vor schlechtem Wein, dem so genannten Elendsviertel, und sang ein Loblied auf den "Chateau Petrus", der adoptiert, getauft und in goldene Eierbecher handgepresst seinen stolzen Preis wert sei - und schon hatte er die Bänker im Visier, Aldi-Kassiererinnen und Navigationsgeräte.

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