Europäischer Kulturpark Auf Tuchfühlung mit den alten Römern bei „Vita Romana“

Reinheim/Bliesbruck · Im Kulturpark konnte man ins römische Leben eintauchen – Gladiatorenkämpfe inklusive.

 Mitglieder der Gruppe Acta zeigten im Europäischen Kulturpark am Wochenende Kämpfe.

Mitglieder der Gruppe Acta zeigten im Europäischen Kulturpark am Wochenende Kämpfe.

Foto: Jörg Martin

Wer sich am Samstagmorgen aufmachte, um die Eröffnung der diesjährigen Vita Romana zu erleben, musste Geduld haben. Die alljährliche Schau römischen Lebens auf der französischen Seite des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim mit Gladiatoren, Wagenrennen, Handwerkern und antiken Tänzen, erforderte für die Besucher einiges an Zeitaufwand. Am Einlass musste man sich in recht lange Schlangen einreihen. Der Grund waren offensichtlich die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen auf der französischen Seite. Neben Absperrungen, hohem Polizeiaufgebot, und Taschenkontrollen der Sicherheitskräfte, war das Gelände auch durch Lkw, Gitter und Heuballen völlig eingegrenzt. Dafür entschädigte allerdings die Veranstaltung auf dem Freigelände vor den ehemaligen Thermen von Bliesbruck. Gleich zu Beginn gab es ein kleines Wettrennen zwischen zwei römischen Gladiatoren. Der eine Wagen, auf dem sich eine Frau im weißen Gewand befand, war der, auf den Patrick Weiten setzte. Der Präsident des Département Moselle schien den richtigen Riecher gehabt zu haben. Denn sein Favorit setzte sich gegen den Gladiator in Rot, auf den sein deutscher Amtskollege Theophil Gallo setzte, durch. Der Römer, dessen indirekter Pate der Landrat war, wurde nur zweiter Sieger. Die beiden Gladiatoren gehörten der Gruppe Attelages du pays d’Arles an.

Auch sonst gab es enorm viel Spannung und Spaß an den beiden Tagen. Bei den zahlreichen Kampfvorführungen konnten die Besucher viel Wissenswertes erfahren. Während die Vertreter der Gruppe Acta kämpften, erläuterte ein Moderator die Handlungen. Er konnte mit Klischees aufräumen. So stand das Töten nicht im Vordergrund. Man hielt sich vielmehr an das christliche Gebot. Interessant war, dass die bezahlten Kämpfer, geschlechtsunabhängig, den gleichen Lohn erhielten. So gesehen war man im alten Rom offensichtlich weiter als heute, da Frauen noch nicht in allen Berufen das gleiche Geld wie ihre männlichen Kollegen erhalten. Dafür konnte damals der Veranstalter entscheiden, ob er den Gladiator tötet, wenn dieser dauerhaft die Kämpfe verloren hatte. Was aber nicht oft vorkam, wie man hörte. Militärische Manöver gab es bei den deutschen Legionären LEG XIIII und den Reitern Roms Rapax zu sehen. Christiane Casanova animierte die Besucher dazu, sich in römische Gewandungen zu kleiden. Italienische Tänzer und Musiker der Guppe „Ludi Scaenici“ sorgten für die musikalische Untermalung.

Patrick Weiten und Theophil Gallo hatten vor der Eröffnung eine Vereinbarung unterzeichnet. Eine länderübergreifende Arbeitsgruppe soll Entscheidungen, wie gemeinsame Eintrittstarife und Veranstaltungen, besser koordinieren. Dies auch unter dem Gesichtspunkt, dass der Park 2019 sein 30-jähriges Bestehen feiern wird. Eine gemeinsame Struktur sei erforderlich, wie Stefan Munz, Geschäftsführer der Stiftung Europäischer Kulturpark, gegenüber der SZ erläuterte. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel“, sagte Munz. „Die Menschen sind hier, die Geschichte und Kultur atmen wollen. Die Vereinbarung wird die Regionen sehr viel weiter bringen“, sagte Gallo.

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