Ein närrisches Jubiläum in Reinheim Dieser tolle Gaudiwurm feiert Jubiläum

Reinheim · Fünf Mal elf Jahre Rosenmontagsumzug in Reinheim. Blick zurück in die närrischen Anfänge unter freiem Himmel.

 Eine der farbenprächtigen Fußgruppen beim Rosenmontagszug vor zwei Jahren.

Eine der farbenprächtigen Fußgruppen beim Rosenmontagszug vor zwei Jahren.

Foto: Wolfgang Degott
 Das ist das erste Reinheimer Prinzenpaar, „Maire“ Josef Lembert mit Christel Schang.

Das ist das erste Reinheimer Prinzenpaar, „Maire“ Josef Lembert mit Christel Schang.

Foto: Wolfgang Degott

Der Reinheimer Rosenmontagszug feiert närrisches Jubiläum. Zum 55. Mal wird er sich am 24. Februar durch die Straßen des rund 1000 Einwohner zählenden Grenzdorfes schlängeln Die Vorbereitungen für den Höhepunkt der tollen Tage laufen auf Hochtouren. Über 60 Gruppen und Wagen mit rund 1400 Akteuren werden erwartet. Beim Blick zurück ist zu erkennen, dass sich die Anfänge des Zuges eher bescheiden darstellten. Aus einer Bierlaune heraus formierten sich 1961 einheimische Narren zum kleinen Marsch durch die Hauptstraße. Geboren war die Idee eines Zuges durchs Dorf, der bis 1965 jedoch am Fastnachtsdienstag stattfand. Da die Zeitungen Berichte über Fastnachtsveranstaltungen am Aschermittwoch jedoch nicht mehr abdruckten, entschlossen sich die Verantwortlichen den „närrischen Lindwurm“ fortan einen Tag vor zu verlegen und die Berichterstattung zu sichern. Die Erfolgsgeschichte wurde fortgeschrieben. Der Zug wuchs ständig. Waren es bei der fünften Ausgabe 20 Wagen, fünf Musikkapellen und zahlreiche Fußgruppen, zählte man beim zehnten schon 38. Mit Enthusiasmus, Kreativität und Originalität wurden und werden Themen im Spiegel der Zeit aufs närrische Korn genommen. Grenzenlose Fantasie und die Aktionen ließen manch dorfinternes Talent in den Mittelpunkt rücken. Dazu zählten beispielsweise „Hofmaler‘‘ Jakob Rung und sein Mitstreiter Willi Urschel. Noch heute sind Malereien an Motivwagen zu bestaunen, bei denen die beiden Pate gestanden hatten. Grafiker Werner Hafner, der viele Stunden im kurzerhand zum närrischen Hauptquartier umfunktionierten Werkraum der Volksschule verbrachte, gehörte ebenso zu den Urgesteinen. „Reinheim lacht zur Fasenacht‘‘ lautete das Motto 1966. Schnell hatte sich die Attraktivität auch bei den benachbarten Lothringern herumgesprochen. Sie strömen seit vielen Jahren über die Grenze. In den früheren Jahren wurde auch dafür gesorgt, dass der Grenzübergang bis drei Uhr in der Nacht passierbar blieb. Bis 1978 war der Zug auf 60 Gruppen angewachsen. Alljährlich drohte Reinheim fast aus allen Nähten zu platzen. Mittendrin in Fastnachtstreiben durfte auch der Reinheimer Ochse nicht fehlen, aus dessen Euter Grog serviert wurde. Der Milleniumszug (2000) badete in der Sonne. Gallier aus Gallium Alkoholikum Drinkum Reinheimum liefen neben den gestiefelten Katern („Abends gestiefelt, morgens ein Kater“). Seit 2015 lautet das Motto unverändert weil gut und passend „Wenn Reinum lacht - is Fasenacht“. Eine rekordverdächtige Zugnummernzahl ließen den Reinheimer Lindwurm zu einem der größten Fastnachtsumzüge im Südwesten reifen. Alles in allem entwickelte er sich zu einem Publikumsmagneten allererster Güte und ist ein hervorragender Werbeträger weit über die Bliestalgemeinde hinaus, der durch seine Originalität und bunte Fröhlichkeit hochansteckend wirkt. Heute steht er unter der Ägide des Cheforganisators und Obernarrs Jürgen Wack, der 20 Jahre als Ortsvorsteher und jetzigen stellvertretenden Vorsitzenden der veranstaltenden Arbeitsgemeinschaft das Orga-Team leitet. Über viele Wochen wird der Zug im Team bis ins kleinste Detail vorgeplant, so dass auch Zugmeister Peter Rung, der über Jahrzehnte der AG-Vorstand wenige Probleme mit der Umsetzung hat. Erst drei Mal ist der Zug ausgefallen. Erstmals wegen des überraschenden Todes des Mitinitiators, Rektor Edwin Huth (1972), der jahrelang mit dem legendären „Maire“ Josef Lembert ein Traumpaar bildete. Zum zweiten wegen des Golfkriegs (1991) und zuletzt machte den Narren ein heftiger Sturm einen Strich durch die Rechnung. Der Zug startet in diesem Jahr wieder um 14.11 Uhr. Durch die Pfälzer Straße führt er über die Saarland- und Keltenstraße zum Verkehrskreisel an der Robert-Schuman-Straße nahe dem Europäischen Kulturpark. Dort endet er. Die Anmeldung ist online über www.arbeitsgemeinschaft.de möglich.

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