Es gibt in kurzer Zeit viel zu sagen

Limbach. Eines wird einem an diesem Abend beim ersten Hip-Hop-Open Air im Limbacher Juz schnell klar: Es geht nicht nur um Musik, es geht um viel, viel mehr. Es geht um ein echtes Lebensgefühl. Und noch eines klärt sich zügig: Mit dem, was gemeinhin an Hip-Hop über die Musikfernsehsender in die Wohnzimmer flimmert, hat die "Basisarbeit" wenig zu tun

 Darko (links) und Jonesis leisten Hip-Hop-Arbeit an der Basis; Glaubwürdigkeit und Authentizität sind für die beiden wichtiger als kommerzieller Erfolg. Foto: Thorsten Wolf

Darko (links) und Jonesis leisten Hip-Hop-Arbeit an der Basis; Glaubwürdigkeit und Authentizität sind für die beiden wichtiger als kommerzieller Erfolg. Foto: Thorsten Wolf

Limbach. Eines wird einem an diesem Abend beim ersten Hip-Hop-Open Air im Limbacher Juz schnell klar: Es geht nicht nur um Musik, es geht um viel, viel mehr. Es geht um ein echtes Lebensgefühl. Und noch eines klärt sich zügig: Mit dem, was gemeinhin an Hip-Hop über die Musikfernsehsender in die Wohnzimmer flimmert, hat die "Basisarbeit" wenig zu tun. Hört man eine Weile zu, so schleichen sich Begriffe wie Authentizität, Erlebbarkeit und Glaubwürdigkeit in die eigene Beurteilungswelt. Die Texte sind rau, verspielt, witzig, direkt. Und sie erzählen vom Leben einer Jugend, die eine Menge zu erzählen hat - wenn man ihr zuhört. Zwei, die einiges zu erzählen haben, sind Darko und Jonesis. Den beiden kommt beim Open Air die nicht unbedingt dankbare Aufgabe zu, das Konzert zu eröffnen. Nach ihrem Set nutzen sie die Zeit, gegenüber unserer Zeitung ihre Leidenschaft zu reflektieren. "Hip-Hop ist die Möglichkeit, innerhalb von drei Minuten eine maximale Menge von Information zu verpacken. Das ist genau das, was das Genre für mich ausmacht, viel in kurzer Zeit sagen zu können", erzählt Darko. Und sein Partner Jonesis ergänzt: "Es geht wirklich um das Lebensgefühl und die Authentizität, nicht um eine Vermarktungsmöglichkeit." Das hört sich nicht unbedingt erwartbar an, haben Hip-Hop-Stars wie 50 Cent sich doch vor allem als Marken mit hohem Wert in der Musikindustrie inszeniert. "Wir sind absolut non-commercial." Ist wirtschaftlicher Erfolg kein Ziel für Darko und Jonesis? "Ich würde nie versuchen, damit Geld zu verdienen", versichert Darko. "Aber genau das ist für die Umwelt oft ein Problem. Viele fragen, wenn sie erfahren, dass man Musik macht, ob man schon einen Vertrag hat und ob man schon Geld damit verdient. Ich verstehe diese Frage einfach nicht. Das entspricht überhaupt nicht meinem Weltbild. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Geld und Musik. Und wenn es einen gibt, dann besteht er darin, das Geld Musik kaputt macht." Hip-Hopper wie Darko und Jonesis gehören zum Kreis der Aktiven des Culture-United-Projekts von Juz United. Seit einiger Zeit bietet der Dachverband autonomer Jugendzentren Hip-Hop-Workshops in saarländischen Jugendzentren an, Jonesis selbst vermittelt, was er kann, in Klarenthal.Versteckte Talente Mit Konzerten wie dem am vergangenen Samstag in Limbach öffneten sich Fenster in diese Workshop-Szene, die in den vergangenen Monaten im ganzen Saarland versteckte Talente zum Vorschein gebracht habe - da ist sich Theo Koch von Juz United sicher. Und einen guten Grund für das samstägliche Beat-Speak-Spektakel nennt er auch: "Ein solches Open Air ist eine gute Möglichkeit für die Teilnehmer unserer Workshops, Bühnenerfahrung zu sammeln." Und: "Es gibt ein großes Potential an jungen Künstlern, das unentdeckt ist. Und das ist eigentlich schade, weil es sich bei diesen Jugendlichen oft um solche handelt, die zum Beispiel im schulischen Bereich wenig Anerkennung erfahren. Da ist es natürlich schön, wenn wir mit unseren Workshops, die ja viel mehr sind als das, eine 'Schule' bieten können, die ganz anders ist."

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