Ostsaarkreis Erst zum Test, dann ins Training

Ostsaarkreis · Die Jugendabteilungen der DJK St. Ingbert, DJK Bexbach, Palatia Limbach und JFG Höcherberg arrangieren sich mit den Erfordernissen der Corona-Pandemie – mit gemischten Gefühlen.

Bei den E-Junioren der JFG Höcherberg wurde der Re-Start dank Corona-Tests richtiggehend zelebriert.

Bei den E-Junioren der JFG Höcherberg wurde der Re-Start dank Corona-Tests richtiggehend zelebriert.

Foto: Stefan Holzhauser

Auch die vielen Ehreamtsträger in den Nachwuchsabteilungen der Fußballvereine stellt die anhaltende Corona-Pandemie vor gewaltige Herausforderungen. Wie gelingt es uns, die Kinder vom Zocken wieder auf den Platz zurückzuholen? Werden wir personelle Verluste erleiden? Und wie darf ein Training angeboten werden: Kontaktlos auf Abstand oder mit Hilfe von Corona-Tagestestungen auch mit Zweikämpfen und Trainingsspiel? Das sind einige der Fragen, die sich in diesen Zeiten ehrenamtlich tätige Trainer bei Basisvereinen quasi täglich stellen müssen.

Momentan erlaubt das Saarland-Modell noch mit Hilfe von 24 Stunden lang gültigen Tests Kontaktfußball. Und wer sich nicht testen lassen will, kann kontaktfrei in Zehnergruppen plus Trainer in einer Platzhälfte zusammenkommen.

Änderungen von dieser Regelung sind jedoch quasi täglich möglich – sei es bezüglich einer weiteren Verschärfung des Saarlandmodells oder einer geplanten bundeseinheitlichen Regelung.

 Ralf Schug (Bildmitte, mit weißem Trikot) kümmert sich bei der DJK Bexbach um die Jugendlichen.

Ralf Schug (Bildmitte, mit weißem Trikot) kümmert sich bei der DJK Bexbach um die Jugendlichen.

Foto: Stefan Holzhauser

Bei der DJK Bexbach gibt es derzeit ungefähr 100 Jugendfußballer. In den unteren Altersklassen ist man noch eigenständig aktiv, während es ab den D-Junioren eine Spielgemeinschaft mit dem FV Oberbexbach gibt. „Bei den Jüngeren trainieren wir kontaktfrei. Du bist zwar so in Sachen Trainingsbetrieb gegenüber früher, wo du auch noch Spiele mit Zweikämpfen machen konntest, etwas eingeschränkt. Aber auch dieses Training ist auf jeden Fall besser als nichts“, sagt Ralf Schug von der Jugendleitung der DJK Bexbach. Ab den D-Junioren werde das Training mit Testungen verbunden. „Es ist uns wichtig, die Kinder wieder ihren Bewegungsdrang ausleben zu lassen. Auch ansonsten versuchen wir innerhalb des Vereins, wenigstens ein Stück weit wieder etwas Normalität einkehren zu lassen. Alle 14 Tage gibt es im Sportheim samstags Essen zum Abholen. Es sind extrem schwere Zeiten, durch die wir gemeinsam durchmüssen“, betont Schug.

Auch bei der DJK St. Ingbert wird bereits das neue System mit Testungen ausprobiert. „Ich bin ja selbst auch noch C-Jugendtrainer. Wir hatten das mit den Schnelltests einmal probiert und über 80 Prozent Anwesende. Klar, je jünger die Kinder sind, desto mehr bist du als Verein auch von den Eltern und deren Wünschen abhängig“, weiß der Jugendleiter. Es sei auf jeden Fall hilfreich, wenn die Kinder vormittags am Trainingstag in der Schule gestestet würden und dann eine schriftliche Bestätigung darüber mit auf den Platz bringen könnten.

„Wir haben jetzt auch bereits die Mannschaften vom Alter her so zusammengestellt, dass sie sich im Hinblick auf die kommende Saison einspielen können. Es ist nun die längste je dagewesene Vorbereitungszeit. Aber alle Beteiligten sind nach den längeren Pausen seit Corona-Beginn natürlich mehr als froh, sich endlich wieder sehen zu können“, betont Buchheit.

 Der Jugendleiter der DJK St. Ingbert, Thomas Buchheit (links), kann nun zumindest im Training endlich wieder zusammen mit den Kindern jubeln (hier ein Foto aus Vor-Corona-Zeiten).

Der Jugendleiter der DJK St. Ingbert, Thomas Buchheit (links), kann nun zumindest im Training endlich wieder zusammen mit den Kindern jubeln (hier ein Foto aus Vor-Corona-Zeiten).

Foto: Stefan Holzhauser

Ebenfalls für ihre ausgezeichnete Jugendarbeit bekannt sind die Verantwortlichen des FC Palatia Limbach. Dort ist Patrick Gessner nicht nur der Aktiven-Cheftrainer, sondern auch Jugendkoordinator. „Wir trainieren hier mit sämtlichen Jugendmannschaften, natürlich mit tagesaktuellem Test. Selbsttests bieten wir noch nicht an. Daher muss jeder Spieler über sechs Jahre entsprechend einen Nachweis mitbringen, um mittrainieren zu dürfen“, sagt Gessner und ergänzt: „Ich finde das gerade im Jugendbereich nicht einfach und nicht wirklich gut gelöst. Hier hoffe ich auf eine praktikabelere Lösung, wenn es in den Schulen die Testpflicht gibt. Dann wäre es meiner Meinung nach nicht mehr nötig, die Spieler, welche in die Schule gehen, noch zusätzlich zu testen.“

Derzeit biete man für jede Mannschaft einmal wöchentlich ein Training an, da man aufgrund der enormen Mannschafts- und Spieleranzahl plus den DFB-Stützpunkt einen reibungslosen Ablauf gewährleisten wolle. So könne man bestmöglich die Mannschaften voneinander trennen. „Ich finde das Saarlandmodell genau richtig. Wir sind jetzt schon Monate im Lockdown und konnten durch alle Altersklassen hinweg den Spielern keine Trainingsmöglichkeiten anbieten. Das ist, finde ich, ein falscher Ansatz – was mittlerweile durch etliche Studien belegt wurde. Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen müssen zur Stärkung des Immunsystems Sport treiben“, meint der Jugendkoordinator. Es sei nachgewiesen, dass sich draußen fast keine Infektionen abspielen würden. Daher beurteile er die Öffnungen mehr als angemessen. Für den Sommer hofft er auf einen normalen Regelbetrieb mit Spielen „und endlich wieder halbwegs Normalität“. Dennoch befürchtet Gessner, dass man noch längere Zeit mit diesen neuen Regeln leben müsse. Lob gab es für das Drive-In-Testzentrum in Limbach, welches auch für die Palatia die Arbeit erleichtere.

 Limbachs Jugendkoordinator Patrick Gessner hofft darauf, dass es nicht wieder zu Verschärfungen für das Jugendtraining kommt.

Limbachs Jugendkoordinator Patrick Gessner hofft darauf, dass es nicht wieder zu Verschärfungen für das Jugendtraining kommt.

Foto: Stefan Holzhauser

Auch bei der JFG Höcherberg – einer Spielgemeinschaft zwischen dem FSV Jägersburg, SV Reiskirchen und der ASV Kleinottweiler – wurde das neue Testsystem bereits ausprobiert. „Bevor es kam, hatten wir versucht, so viel Abwechslung wie möglich in den kontaktfreien Trainingsbetrieb hineinzubekommen. Es gab Technik-Olympiaden mit einem bestimmten Punktsystem oder auch einmal eine Schuss-Challenge auf Abstand und vier Tore. Wichtig war uns als Trainerteam, immer wieder mal Wettbewerbe auszurichten, um die Spannung zu steigern“, erzählt E-Jugendtrainer Alfred Klein.

Als dann das erste Training mit Tests kam, sei eine „große Freude“ bei den Spielern spürbar gewesen. „Wir haben das richtiggehend zelebriert. Die Jungs traten in zwei verschiedenen Trikotsätzen gegeinander an, um so etwas wie ein richtiges Spielfeeling zu bekommen. Die Eltern haben noch extra kleine Geschenke für diesen lang erhofften Wiedereinstig mitgebracht“, betont Klein.

Man habe in dieser Altersklasse zu Pandemie-Zeiten lediglich einen Spieler verloren, konnte aber sogar zwei neue dazugewinnen. „Ich denke, uns wird es da nicht viel anders als allen anderen Vereinen auch gehen: Vielen Kindern ist die zwischenzeitliche Bewegungsarmut deutlich anzumerken. Unser Training beginnt daher stets mit Stabiltitäts- und Dehungsübungen. Wir wollen es vermeiden, die Kinder nach dem Re-Start zu überfordern. Vielmehr soll es einen Wiederaufbau Stück für Stück geben“, berichtet der E-Jugendtrainer.

Man habe sich aktuell mit dem Verein und den Eltern auf ein zweigeteiltes System verständigt, bei dem jeweils einmal pro Woche mit Tests und ohne geübt wird. „Die Sache mit den Testungen ist gut. Wir wollen es allerdings auch in dieser Altersklasse diesbezüglich nicht übertreiben, da dahinter auch für die Eltern ein großer Aufwand steckt“, meint Klein.

Vereinsübergreifend sind mittlerweile wieder alle Jugendspieler auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. Und gerade in den unteren Altersklassen, wo die Spieler noch über ihre Eltern vertreten werden, bleibt es zu hoffen, dass auch in der kommenden Saison genügend Ehrenamtliche zur Verfügung stehen werden. Und die zweite Hoffnung: dass der Trainingsbetrieb fortgeführt werden kann. Denn sollte es zu einer weiteren Schließung der Sportanlagen kommen, wären Vereinsaustritte vorprogrammiert. Und dann müssten auch die ehrenamtlich tätigen Trainer in diesen Basisclubs quasi tatenlos zuschauen, wie viele Kinder wieder regelrecht dem Zocken „verfallen“.

So haben zu Corona-Zeiten nicht alle Elternteile beruflich bedingt die Zeit, mit ihrem Nachwuchs per Fuß oder auf dem Fahrrad die Natur zu erkunden. Etliche Kinder blieben dann wieder zu Hause in den eigenen vier Wänden - mit den vielfältigen Möglichkeiten der modernen Medien.

Daher sind die Anstrengungen in sämtlichen Sportvereinen – natürlich nicht nur im Fußball – wichtig, um die Kinder wieder zu mehr Bewegung zu mobilisieren.

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