Erdbeben mit weit reichenden Folgen

Ein Erdbeben hat diese Woche das Homburger Johanneum erschüttert. Die anschließende Flutwelle spülte nach und nach Fakten an die Oberfläche, die einen fassungslos zurücklassen

Ein Erdbeben hat diese Woche das Homburger Johanneum erschüttert. Die anschließende Flutwelle spülte nach und nach Fakten an die Oberfläche, die einen fassungslos zurücklassen. Im früheren Internat der Schule haben zwei Partres vor mehr als zwei Jahrzehnten Kinder sexuell missbraucht - Kinder, die einst von ihren Eltern im guten Glauben der Einrichtung übergeben wurden, damit sie dort gut aufgehoben sind. Jetzt geht es sicherlich nicht darum, alle Ordensleute, die seit vielen Jahren am Johanneum tätig sind, unter Generalverdacht zu stellen. Aber eines ist klar: Alle Vorwürfe müssen lückenlos aufgeklärt werden. Es darf keine Frage offen bleiben. Dass die beiden Täter sofort von ihren Tätigkeiten entbunden wurden, ist nicht mehr als richtig. Nachvollziehbar ist auch der sofortige Abschied des langjährigen Internatsleiters Pater Hans Ollertz. Seine Aussagen sind widersprüchlich und mussten Konsequenzen nach sich ziehen - wenngleich dies menschlich eine Tragödie ist für einen Mann, der nachweislich Verdienste aufzuweisen hat, beispielsweise in der Jugendarbeit. Aber wir dürfen nicht vergessen: Die eigentliche Tragödie haben die damaligen Opfer erlebt. Die müssen im Blickpunkt jedwelchen künftigen Handelns stehen. Deshalb hat die neue Schulleitung, die nichts mit den Vorgängen zu tun hat, aber mit den negativen Auswirkungen für das Johanneum leben muss, richtig gehandelt, indem sie zuallererst ihr Mitgefühl für die Betroffenen geäußert und schonungslose Aufklärung gefordert hat. Richtig ist auch der Schritt des Ordens, einen neutralen Ermittler zu berufen. Nur so kann man dem Vorwurf entgehen, man wolle etwas vertuschen. Eines dürfte bei allem klar sein: Das Johanneum, das seit zwei Jahren eine Stiftung ist und eine weltliche Führung hat, steht vor einem weiteren Einschnitt. Der Abschied der Patres aus Homburg dürfte unausweichlich sein. Und damit wird der Einfluss des Ordens auf die Schule weiter schwinden.

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