Ein Projekt wird eingetrommelt

Homburg. Sie wissen schon, wie sie ihn ködern können, die Kleinen aus der Kindertagesstätte Charlottenburg in Erbach. Der König von Homburg, dazu haben sie Oberbürgermeister Karlheinz Schöner erhoben, ist am Dienstag gekommen, um ein ganz besonderes musikalisches Modellprojekt vorzustellen. Und sie haben die Trommeln ausgepackt, begleiten damit ihr Lied

 Trommeln, klatschen, singen: Die Nachwuchsmusiker aus der Kindertagesstätte Charlottenburg in Erbach können schon so einiges. Ab sofort gibt's für sie zweimal pro Woche musikalische Früherziehung von der Musikschule. Foto: Thorsten Wolf

Trommeln, klatschen, singen: Die Nachwuchsmusiker aus der Kindertagesstätte Charlottenburg in Erbach können schon so einiges. Ab sofort gibt's für sie zweimal pro Woche musikalische Früherziehung von der Musikschule. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Sie wissen schon, wie sie ihn ködern können, die Kleinen aus der Kindertagesstätte Charlottenburg in Erbach. Der König von Homburg, dazu haben sie Oberbürgermeister Karlheinz Schöner erhoben, ist am Dienstag gekommen, um ein ganz besonderes musikalisches Modellprojekt vorzustellen. Und sie haben die Trommeln ausgepackt, begleiten damit ihr Lied. Da kann der Stadtchef nur schwer widerstehen, ist er doch selbst überzeugter Schlagzeuger und haut sozusagen bei verschiedenen Gelegenheiten gerne auf die "Pauke". Doch überzeugen hätte man ihn gar nicht mehr groß brauchen. Denn Schöner hat ohnehin "eine persönlich gute Beziehung zur Musik, denn sie verbindet, bildet, entwickelt Teamgeist", betonte er. Deswegen setzt sich die Stadt dafür ein. In der Kindertagesstätte wird es ab sofort zweimal pro Woche musikalische Früherziehung geben - und zwar für alle Kinder, von den Ein- bis zu den Sechsjährigen, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Monika Forster. Dazu kommt eine Lehrerin der städtischen Musikschule, Anja Ewen, in den Kindergarten (wir berichteten kurz). Sie werde dann mit den Kleinen singen, tanzen, Instrumente spielen, die klassischen Orffschen zunächst und eben Trommeln, sowie Musik zu Geschichten machen, erklärt sie das Konzept. Entstanden ist die Idee auch deswegen, weil sich die Musikschularbeit gewandelt hat. Wegen des auf acht Jahre verkürzten Gymnasiums musste Unterricht auf den späten Nachmittag und auf Samstag verlegt werden, sagte die Leiterin von Homburgs Musikschule, Carola Ulrich. Bei der musikalischen Früherziehung habe es einen Rückgang gegeben. Es kamen weniger Kinder, da viele Eltern arbeiten, Kindern vormittags daher nicht mehr teilnehmen konnte. "Wir mussten umdenken und neue Wege finden", betonte Ulrich. Einer wurde mit der Zusammenarbeit mit dem Kindergarten gefunden. In der Kita wurde vorher schon versucht, spezielle musikalische Förderung für Kinder anzubieten. Allerdings wurden dazu Fachkräfte von außen engagiert, erläutert Leiterin Monika Forster. Das sei nur für begrenzte Zeit möglich gewesen, da es einerseits schwierig sei, die Richtigen zu finden, andererseits musste das Ganze finanziert werden. Carola Ulrich habe angerufen, "und da haben wir gleich zugegriffen". "Wenn die Kinder so klein sind, kann man den Grundstein legen. Wenn sie 14, 15, 16 Jahre alt sind, ist der Zug oft schon abgefahren", erläutert Ulrich, warum man mit Musik früh beginnen sollte. Die Erfahrung zeige: Über die Hälfte derjenigen, die an der musikalischen Früherziehung an der Musikschule teilnehmen, entscheide sich später dafür, ein Instrument zu lernen. In einem Jahr, sagte Ulrich, "treffen wir uns wieder", dann zeigen die Kinder, was sie gelernt haben. Trotz der Befristung: Eine Eintagsfliege soll das Projekt nicht bleiben, versprach Oberbürgermeister Schöner. Auch das eine oder andere Musikinstrument solle beschafft werden. Der OB nutzte indes die Gunst der Stunde noch für zwei Dinge: Zum einen kündigt er an, dass er Proberäume schaffen möchte für Musikgruppen "jeglicher Stilrichtung" und auch ein kleines Tonstudio. Eine Möglichkeit seien hier die Gebäude in der Lappentascherstraße 100, dem ehemaligen Landesaufnahmelager. Zum anderen warb er vehement für "sein" Instrument, das Schlagzeug. Das sei in Familien oft verpönt, "weil es laut ist". "Lasst die Kinder ausprobieren, was ihrer Neigung entspricht" - auch Schlagzeug. Der Grundstein dafür wurde jedenfalls in Kindergarten gelegt - davon konnte sich der OB überzeugen, als er sich unter die kleinen Trommler mischte.

HintergrundAuch an der Musikschule Homburg wird musikalische Früherziehung für Vier- bis Sechsjährige angeboten. Außerdem gibt's Musik und Tanz für die Kleinsten zwischen eineinhalb und vier Jahren mit ihren Eltern. Anmeldung und Info: Carola Ulrich, Leiterin der Musikschule Homburg, Gerberstraße 34, 66424 Homburg, Telefon (0 68 41) 17 29 42. ust

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