Der Sohn steigt bei Karlsberg ein

Homburg. Wie ist das, wenn man in eine Stadt zurückkehrt, in der sogar ein zentraler Platz den gleichen Namen trägt? Für Christian Weber, Sohn des geschäftsführenden Gesellschafters der Karlsberg-Brauerei, Richard Weber, war es auf jeden Fall ein ziemlich weiter Weg nach Homburg

 Auch in Homburg verwurzelt: Karlsberg-Chef Richard Weber (rechts) ist hier gemeinsam mit Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner beim Bockbieranstich zu sehen. Foto: Thorsten Wolf

Auch in Homburg verwurzelt: Karlsberg-Chef Richard Weber (rechts) ist hier gemeinsam mit Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner beim Bockbieranstich zu sehen. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Wie ist das, wenn man in eine Stadt zurückkehrt, in der sogar ein zentraler Platz den gleichen Namen trägt? Für Christian Weber, Sohn des geschäftsführenden Gesellschafters der Karlsberg-Brauerei, Richard Weber, war es auf jeden Fall ein ziemlich weiter Weg nach Homburg. Der 31-Jährige trägt den Namen des Brauerei-Gründers, sein Ur-Ur-Großvater, und war bis vor wenigen Wochen ziemlich viel in der Welt unterwegs. Bis er 16 Jahre alt war, lernte er am Saarpfalz-Gymnasium, dann ging's zum Austausch nach Schottland - eigentlich nur für ein Jahr, aber er ist dort geblieben, machte das Abitur und kehrte nach der Bundeswehrzeit dorthin zurück, um in Edinburgh Volkswirtschaft zu studieren. Und danach? Da war es auch nicht das Saarland, das ihn lockte: Er lebte im ungarischen Budapest, arbeitete für Nestlé in der Schweiz, zunächst am Hauptsitz am Genfer See, später im afrikanischen Ghana. Dann ging es als Export-Manager zu Heineken nach Wien - bis Ende Juli. Und jetzt seit Anfang August Homburg: "Die Umzugskartons sind inzwischen angekommen", berichtet er beim Gespräch in der Redaktion unserer Zeitung. Er wohnt wieder bei seiner Familie und fühlt sich hier zu Hause, obwohl er lange nicht mehr richtig hier war. "Für mich persönlich ist es meine Heimat, mein Lebensmittelpunkt ist hier. Und auch für Karlsberg ist es die Heimat." Ungewohnt findet er den Wechsel nur bedingt, zumal er noch Freunde hat, die in der Gegend wohnen und solche, die zu Festen und Veranstaltungen auch aus anderen Städten gerne hierher kommen. "Das ist genauso ungewohnt wie ein Umzug von Westafrika nach Wien." Es ist nicht nur ein ziemlich großer Schritt, was die Kilometer angeht, es geht - natürlich - auch um den Job. Christian Weber ist in das Familienunternehmen eingetreten, "der erste wirkliche Einstieg in die Brauerei", sagt er. "Ich wollte immer in einem Bereich arbeiten, wo ich mich mit dem Produkt identifizieren kann." Zunächst waren es Nahrungsmittel, nun eben Bier. "Der Bierhintergrund spielt immer mit, wenn man damit aufwächst." Dass er die Entscheidung gerade jetzt gefällt hat, hängt auch mit der Rückübernahme des Unternehmens zusammen. Das sei der ausschlaggebende Faktor gewesen. "Wir haben uns als Familie zu dem Unternehmen bekannt, und ich bekenne mich auch zu dem Unternehmen." Sein Vater habe sich über die Entscheidung, die im Frühjahr gefallen sei, gefreut, dennoch habe er ihn auch immer darin unterstützt, zunächst einmal seinen eigenen Weg zu gehen, um zu wissen, "was ich selber machen wollte". Was genau seine Rolle in der Zukunft sein wird? Er werde mit seinem Vater zusammen überlegen, wie sein Weg und die nächsten Schritte auszusehen haben. Im Moment sei er dabei, die Abteilungen und die Leute kennenzulernen, um zu wissen, wer macht was. Dabei schaut er sich in den verschiedenen Bereichen um: Man müsse sich immer darauf besinnen, was das Geschäft ist: "Bier herstellen und verkaufen." Aber auch in wichtigen Gremien ist er präsent, ist zum Beispiel fest geladener Gast im Verwaltungsrat, gehört zu Projektteams, die sich damit beschäftigen, was nach der Rückübernahme angegangen werden muss. Dem Unternehmen war er übrigens schon in den Jahren zuvor verbunden, war zum Beispiel immer wieder bei Versammlungen und Strategie-Klausuren dabei. "Ich stelle mir das als den Job vor, den ich machen möchte. Es ist für mich ein Schritt nach vorne mit Perspektive." Und wie entspannt man, wenn Job und Familie so eng verzahnt sind? Zunächst mal bei seinen Hobbys: Basketball und Golf. Und abends zu Hause? "Da schaltet man schon ab. Das ist auch sehr wichtig." "Der Bierhintergrund spielt immer mit, wenn man damit aufwächst."Christian Weber

 Christian Weber berichtete im Gespräch mit SZ-Redakteurin Ulrike Stumm, was ihn dazu bewogen hat, jetzt ins Familienunternehmen einzutreten. Foto: Thorsten Wolf

Christian Weber berichtete im Gespräch mit SZ-Redakteurin Ulrike Stumm, was ihn dazu bewogen hat, jetzt ins Familienunternehmen einzutreten. Foto: Thorsten Wolf

HintergrundDie Karlsberg-Brauerei wurde 1878 gegründet. Heute arbeiten am Standort Homburg 450 Mitarbeiter, zusammen mit der Tochtergesellschaft Vendis sind es 700 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr wurden die von der Brau Holding International (BHI) gehaltenen Anteile am inländischen Karlsberg-Biergeschäft zurückgeholt. Damit war die Bier-Ehe zwischen der Karlsberg- und der Münchner Schörghuber-Gruppe sowie Heineken aus den Niederlanden geschieden. Jetzt setzt die Brauerei auf Wachstum in der Region. Karlsberg verfügt mit der Brasserie de Saverne auch über eine Produktionsstätte in Frankreich. ust

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