"Der schönste Beruf der Welt"

Hebamme ist ein ganz spezieller Beruf. Einer, für den man sensibel und einfühlsam, aber auch zupackend und robust sein muss. Man muss mit Müttern umgehen können, die je nach Gemütslage verängstigt, unsicher oder bestenfalls gut vorbereitet sind. Und mit Vätern, die sich entweder überflüssig, wichtig oder fehl am Platz fühlen

Hebamme ist ein ganz spezieller Beruf. Einer, für den man sensibel und einfühlsam, aber auch zupackend und robust sein muss. Man muss mit Müttern umgehen können, die je nach Gemütslage verängstigt, unsicher oder bestenfalls gut vorbereitet sind. Und mit Vätern, die sich entweder überflüssig, wichtig oder fehl am Platz fühlen. "Die jungen Frauen werden bei uns schnell erwachsen", sagt denn auch die Lehrhebamme am Homburger Uniklinikum, Jutta Arthaus, "sie reifen innerhalb ihrer Ausbildungszeit enorm in ihrer Persönlichkeit." Das ist auch der Grund, dass Bewerberinnen nur genommen werden, wenn sie das 18 Lebensjahr so gut wie erreicht haben. Es reicht nicht, nur Theorie zu können, denn gerade die Anforderungen im zwischenmenschlichen Bereich machen eine gute Hebamme aus. Diese Eigenschaft muss man mitbringen, "alles andere kann man lernen", sagt Jutta Arthaus. Deshalb werden von über 1000 Bewerberinnen am Ende nur 20 herausgefiltert - im persönlichen Gespräch. Hier spürt die erfahrene Lehrhebamme, ob sich die Bewerberin eignet, ob sie das richtige Rüstzeug und eine stabile Persönlichkeit mitbringt. Hebamme ist nach wie vor ein Traumberuf vieler Mädchen, "da kommt ganz viel Idealismus rüber", sagt Jutta Arthaus, "Freude an diesem Beruf ist den meisten Bewerberinnen wichtiger als das Geld." Die Stimmung an der Hebammen-Schule im Schulzentrum des Uniklinikums ist herzlich, 36 junge Frauen sind derzeit in zwei Kursen eingeschrieben. Sie alle lieben die Abwechslung in ihrem Beruf, den faszinierenden Moment, wenn ein neuer Erdenbürger den ersten Schrei tut - und sie fühlen den Kummer, wenn im Vorfeld oder bei der Geburt etwas schief geht. Auch damit muss man als Hebamme umgehen können. "Die Betreuung der jungen Eltern ist wesentlich", sagt Jutta Arthaus, "sie kommen mit unterschiedlichen Erwartungen und in einem Zustand höchster Aufregung in der Frauen- und Kinderklinik an. Man muss als Hebamme Sicherheit und Geborgenheit vermitteln können." 55 Hebammen-Schulen gibt es in Deutschland, die Ausscheiderquote ist sehr gering, denn die meisten Bewerberinnen wissen ganz genau, dass sie diesen Beruf erlernen wollen. Der nicht immer einfach ist, denn Hebammen arbeiten im Schichtdienst und müssen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastbar sein. 1750 Stunden Ausbildung hat man in drei Jahren zu absolvieren - zu allen Tages- und Nachtzeiten. Übrigens: Ein junger Mann ist in Homburg noch nicht aufgetaucht, auch nicht in einer Bewerbung. Die männliche Berufsbezeichnung "Entbindungspfleger" ist demnach wohl nur im Sinne der Antidiskriminierung zu verstehen. Christine Maack

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