Der Schädel von Schwarzenacker

Schwarzenacker/Saarbrücken. Anlässlich des 80-jährigen Bestehens des Museums für Vor- und Frühgeschichte sowie des Jubiläums "90 Jahre Denkmalpflege im Saarland" präsentiert die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz derzeit die Sonderschau "Archäologische Schätze von der Saar", die am Sonntag zu Ende geht

Schwarzenacker/Saarbrücken. Anlässlich des 80-jährigen Bestehens des Museums für Vor- und Frühgeschichte sowie des Jubiläums "90 Jahre Denkmalpflege im Saarland" präsentiert die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz derzeit die Sonderschau "Archäologische Schätze von der Saar", die am Sonntag zu Ende geht. Wer die Ausstellung sehen möchte aber bisher noch keine Zeit hatte, sollte sich also beeilen. Anlässlich dieser Ausstellung sind dabei im Saarbrücker Museum in der Schlosskirche erstmals einige jener Funde vereint, die vor 1919 - als das vormals unter Bayern und Preußen aufgeteilte Saarland noch keine politische Einheit darstellte - überwiegend nach Speyer und Trier verbracht worden waren.Im Mittelpunkt jener wertvollen "Archäologischen Schätze von der Saar" steht der berühmte, 14,5 Zentimeter hohe "Kentaurenkopf von Schwarzenacker", der zugleich eines der bedeutendsten Relikte der Frühgeschichte in Deutschland darstellt. Nicht ohne Grund wurde er 1977 von der Deutschen Bundespost als eines von drei Motiven der Sonderbriefmarkenserie "Archäologisches Kulturgut" ausgewählt - und ziert nun auch die Werbeprospekte sowie den Katalog zu der in Saarbrücken gezeigten Sonderausstellung. Für Professor Klaus Kell, den Leiter des Römermuseums Homburg-Schwarzenacker, ist die - zumindest zeitweise - Rückkehr dieses herausragenden Stücks ein echter Glücksfall. "Der hier entdeckte Kentaurenkopf gehört mit zu den bemerkenswertesten römerzeitlichen Funden nördlich der Alpen", unterstreicht er die Bedeutung dieses Meisterwerks des Bronzegusses aus der Zeit des Kaisers Augustus. Dieses wiederum stellt eine in der griechischen Mythologie verwurzelte Gestalt dar, die - halb Mensch, halb Tier - als ungeschlachte, trinkfreudige und raufsüchtige Kreatur gleichzeitig Sinnbild des unberechenbaren Primitiven war: Das Wesen dieser Kreatur offenbart sich hierbei besonders eindrucksvoll in dem handwerklich hervorragend ausgeführten "Kentaurenkopf von Schwarzenacker".Dieser war nach den Worten von Professor Kell Teil einer circa 60 bis 80 Zentimeter hohen Statuette, die bereits in der Antike zerstört wurde. Ihr Kopf gelangte dann in den Besitz eines Kaufmanns, der ihn als Waagengewicht benutzte, wobei das ursprünglich hohle Bronzeteil mit Blei ausgefüllt sowie mit einer Öse versehen wurde. Als Alemannen 275 nach Christus die auf Schwarzenacker Bann gelegene gallo-römische Etappenstadt überfielen und zerstörten, verschwand der über vier Kilogramm schwere Kopf im Erdboden. Dort überdauerte er die Zeit, bis er im späten 18. Jahrhundert wieder ans Tageslicht kam. Später ging er in die Sammlung des Historischen Vereins der Pfalz ein, spielte Ende des 19. Jahrhunderts in der Forschung eine wichtige Rolle - Klaus Kell verweist in diesem Zusammenhang auf den Archäologen Adolf Furtwängler - und wurde schließlich nach Speyer gebracht, wo er heute zu den unbestrittenen Ausstellungs-Höhepunkten des Historischen Museums der Pfalz zählt. Dort übrigens wird ansonsten auch ein weiteres Prunkstück aus Schwarzenacker aufbewahrt: Jener bronzene, 1819 bei Straßenbauarbeiten geborgene römische Paradeschildbuckel nämlich, der nun bei der Sonderausstellung "Archäologische Schätze von der Saar" ebenfalls aus nächster Nähe zu bestaunen ist.

 Der "Kentaurenkopf von Schwarzenacker" zierte 1977 eine Sonderbriefmarke der Serie "Archäologisches Kulturgut" Foto: ver

Der "Kentaurenkopf von Schwarzenacker" zierte 1977 eine Sonderbriefmarke der Serie "Archäologisches Kulturgut" Foto: ver

Auf einen BlickDie Sonderausstellung "Archäologische Schätze von der Saar" ist bis einschließlich 7. November im Museum in der Schlosskirche, Am Schlossberg 6, Saarbrücken, zu sehen. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen hierzu gibt es unter Telefon (0681) 9 54 05 18 sowie im Internet unter www.saarlandmuseum.de. Zur Sonderausstellung "Archäologische Schätze von der Saar - 80 Jahre Museum für Vor- und Frühgeschichte" ist ein Kompakt-Katalog in handlichem DIN A5-Format erschienen, dessen Titelseite der "Kentaurenkopf von Schwarzenacker" ziert. maa

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