Projekt soll 2024 starten Wärme soll künftig mithilfe von Abwasser gewonnen werden
Homburg · Eigenbetrieb Stadtentwässerung Homburg beginnt aktuell mit den technisch erforderlichen Messungen – 750.000 Euro für erste Projekte
Neben der Gewinnung elektrischer Energie aus Windkraft und Photovoltaik wird künftig auch die Wärmegewinnung aus Abwasser Bestandteil der Energie- und Wärmeversorgung in Homburg sein, wie die Stadtverwaltung mitteilt.
Dafür sorgt der Eigenbetrieb Stadtentwässerung der Kreisstadt Homburg (SeH), der sich bereits seit längerem mit der Thematik der Wärmegewinnung aus Abwasser beschäftigt. Nun beginnen die technisch erforderlichen Messungen für die Umsetzung dieses neuartigen Projektes, das auch Bürgermeister Michael Forster begeistert.
Bei einem Vor-Ort-Termin in unmittelbarer Nähe des Rathauses informierte sich der Verwaltungschef jetzt beim Werkleiter der SeH, Martin Orschekowski, über die Installation der Messeinrichtungen und den Projektfortschritt. Forster sieht in der kommunalen Wärmeplanung einen wichtigen Eckpfeiler für die Sicherstellung der Energieversorgung der Bürgerinnen und Bürger mit ortsnahen und regenerativen Energien. Er sagt: „Ich freue mich, dass sich die Kreisstadt Homburg mit als eine der ersten Kommunen im Saarland intensiv mit der Wärmegewinnung aus Abwasser befasst“.
Den Hintergrund beschreibt Orschekowski: „Das Vorhaben steht im Zusammenhang mit der kommunalen Wärmeplanung und bildet im Prinzip einen Baustein dessen ab. Dazu muss man wissen, dass sich bis zu 15 Prozent des Wärmebedarfs im deutschen Gebäudesektor mit Energie aus Abwasser decken lassen“. Dies bedeute, dass bis zu zwölf Millionen Menschen in Deutschland mit grüner Wärme aus der Kanalisation versorgt werden könnten.
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Orschekowski erläutert: „Die Quelle Abwasser bietet insbesondere im urbanen Raum ein erhebliches Potenzial. Abwasserwärme ist CO₂-frei, nur der Strom für die Wärmepumpe muss berücksichtigt werden. Die auf diese Weise erzeugte Wärme, gemessen in Kilowattstunden, besteht zu 75 Prozent aus Energie aus Abwasser und nur zu 25 Prozent aus Strom“.
Im Bereich der Stadt Homburg soll in einer ersten Projektstudie die Effizienz für eine Wärmeenergie-Entnahme aus dem Abwasser zur Beheizung des Rathauskomplexes analysiert werden. „Wir sind davon überzeugt, dass die Struktur der Homburger Abwasserkanäle mit ihrem Mischsystem dafür gute Ausgangsvoraussetzungen bietet“, sagt der SeH-Chef und kündigt an, dass die Projektierung der Maßnahme im Jahr 2024 durch den Eigenbetrieb SeH vorgenommen werde.
Die Messkampagne, die Ergebnisse in Sachen Energiepotenzial liefert, wird an verschiedenen Standorten im Homburger Stadtgebiet gestartet beziehungsweise durchgeführt. Für die Lieferung der Messtechnik sowie die Beratung bei deren Einbau und dem Handling des Sensors, der für die Erfassung von Fließgeschwindigkeit, Temperatur und Wasserstandshöhe des Abwassers benutzt wird, ist die Firma Nivus zuständig.
Orschekowski sagt, dass im ersten Abschnitt Investitionen in Höhe von rund 750 000 Euro zur Realisierung erster konkreter Projekte vorgesehen sind. Für Forster, der beim Termin den Nivus-Technikern ebenso wie dem Team von Orschekowski dankte, ist dies gut angelegtes Geld. „Technisch gehen wir damit einen neuen, von der Nachhaltigkeit bestimmten Weg. Das ist ein Beleg, dass wir die Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel stellt, im Rahmen unserer Möglichkeiten offensiv angehen.“