Hände hoch fürs Handwerk Das Handwerk greifbar und erlebbar machen

Bexbach · Den Handwerksbetrieben fehlt es an Nachwuchs. „Hände hoch fürs Handwerk“ soll im Saarpfalz-Kreis mehr Interesse wecken.

„Handwerk erleben“, das ist eines der Ziele der Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“, die nun nach erfolgreichen Wochen in Homburg und St. Ingbert auf Initiative der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz auch in Bexbach anläuft.

Einen eindrucksvollen Erlebnismoment hatten die Gäste der Auftaktveranstaltung in Bexbach, als im „praktischen Teil“ Ingo Ilg vom gleichnamigen Dachdecker- und Zimmerermeisterbetrieb in Bexbach die moderne Methode der Dämmung per „Einblasrohr“ präsentierte. Damit wird der Füllstoff, in diesem Fall Zellulosefasern, in den Hohlraum zwischen Wand und Fassade geblasen. Und weil die Zellulosefasern weiß sind und ziemlich der Wind wehte, sah es kurzzeitig auf dem Rasen vor dem Gebäude der Wirtschaftsförderung aus, als hätte es geschneit. Momente wie diese sind es, in denen Handwerk greifbar und erlebbar wird. Und die will man verstärkt auch in die Schulen tragen, war der Tenor bei der Veranstaltung.

Denn „die Auftragsbücher sind voll, viele Handwerksbetriebe sind zehn bis zwölf Wochen im Vorhinein ausgelastet, und können keine Aufträge mehr annehmen, weil Fachkräfte fehlen“, erklärte Bernd Wegner, Geschäftsführer der Handwerkskammer. Dem Fachkräftemangel will man nun abhelfen, indem mit der Kampagne verstärkt auch die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben gefördert werden soll. „Schulen und Handwerksbetriebe brauchen unsere Unterstützung, damit sie zusammenkommen“, betonte Doris Gaa, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz (WFG), die diese Kampagne im Saarland initiiert hat.

Ideen gibt es einige: Projektwochen, Berufsorientierungstage, Betriebsbesuche und umgekehrt Themenstunden im Zuge des Faches „Beruf und Wirtschaft“. „Ziel ist es , langfristige Kooperationen aufzubauen“, sagte Doris Gaa. Als „Vorzeigemodell“ für eine gelungene Kooperation mit mehreren Handwerksbetrieben steht derzeit zum Beispiel die Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn, vertreten von Konrektor Bernd Jähn.

Doch „die Baustelle ist groß“, und „da sind dicke Bretter zu bohren“, wählte Doris Gaa passenderweise zwei Metaphern aus dem Baubereich. Denn das Spannungsfeld, in dem man sich da bewegt, ist komplex, wie die Gesprächsrunde mit Bernd Wegner, Ingo Ilg, Bernd Jähn und Theophil Gallo, moderiert von Doris Gaa, zeigte: Einerseits suchen die Betriebe junge Leute, die Interesse am Handwerk haben – die sind nämlich oft genug gar nicht so einfach zu finden, wie in der Diskussion von gestandenen Handwerksmeistern wie zum Beispiel Udo Eckhardt, Inhaber eines Heizungs- und Sanitärbetriebes aus Homburg, zu erfahren war. Schließlich haben die Betriebe gewisse Anforderungen an Auftreten und Verhaltensweisen – gerade, weil man vor Ort beim Kunden zuhause arbeitet. „Wir haben wenige Bewerber; viele Jugendliche und auch ihre Eltern sehen halt nur das Abi“, ergänzte Ingo Ilg. Ähnliche Erfahrungen hat auch Bernd Jähn an „seiner“ Schule gemacht.

„Umso mehr sind wir hier gefordert“, erklärte Landrat Theophil Gallo, „das Thema noch stärker zu den Menschen zu bringen und sie dafür zu sensibilisieren“ – der Kreis als Schulträger sehe sich da auch in der Verantwortung, „junge Menschen für einen Berufszweig zu interessieren, der Zukunft hat“. Viele junge Leute – und ebenso ihre Eltern – wüssten kaum etwas von den Chancen und Perspektiven, die das Handwerk biete. „Und der Bäcker um die Ecke, das bedeute schließlich auch Arbeitsplätze in der Region – und auch ein Stück Lebensqualität in den Orten“, erklärte HWK-Präsident Wegner.

In leicht veränderter Veranstaltungsform soll nun die Kampagne im Februar starten: Jeder Monat steht unter einem Motto, zum Beispiel „Heizen“ oder „Mein Haus: sicher, barrierrefrei, energieeffizient“ oder „Elektromobilität“. Die Veranstaltungstage beinhalten verschiedene Module oder „Bausteine“ wie Theorie, Praxis, Finanzen oder Beratung, die die Besucher je nach Interesse kombinieren können. Und da kommt dann auch das große Thema Energieffizienz, gerade im Bereich bauen, Wohnen und Sanieren zum Tragen, wie Hans-Ulrich Thalhofer vom Umweltzentrum Saar-Lor-Lux erläuterte. „Besonders wichtig ist immer der Praxisbezug, zum Beispiel bei Betriebsbesuchen oder Baubesichtigungen, das haben die vergangenen Veranstaltungen gezeigt.“

Informationen zur Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“ gibt es bei der Handwerkskammer des Saarlandes, unter der Telefonnummer (0681) 5 80 92 08 oder bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz, Tel. (0 68 26) 5 20 20.

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