Das geht unter die Huthaut

Extra für den SZ-Besuch hat Pilz-Experte Willi Marchina (71) aus Landsweiler-Reden über Nacht noch ein paar seiner Lieblinge aussporen lassen. Und siehe da, als der Deckel über einer der ausgewählten Sporenpflanzen gelüftet wird, findet sich auf weißem Papier ein kleines Kunstwerk aus rosa Sporen-Staub. Hinterlassen vom Niedergedrückten Rötling

 Pilzkenner Willi Marchina zu Hause in seinem Arbeitszimmer in Landsweiler-Reden. Die SZ hat ihn besucht. Fotos: SZ/Marchina

Pilzkenner Willi Marchina zu Hause in seinem Arbeitszimmer in Landsweiler-Reden. Die SZ hat ihn besucht. Fotos: SZ/Marchina

 Ein kleines Kunstwerk über Nacht: Der rosa Sporen-Staub des Niedergedrückten Rötlings.

Ein kleines Kunstwerk über Nacht: Der rosa Sporen-Staub des Niedergedrückten Rötlings.

 Unterm Mikroskop kann der Kenner auch die Sporen bestimmen - hier des Niedergedrückten Rötlings.

Unterm Mikroskop kann der Kenner auch die Sporen bestimmen - hier des Niedergedrückten Rötlings.

 Pilzkenner Willi Marchina zu Hause in seinem Arbeitszimmer in Landsweiler-Reden. Die SZ hat ihn besucht. Fotos: SZ/Marchina

Pilzkenner Willi Marchina zu Hause in seinem Arbeitszimmer in Landsweiler-Reden. Die SZ hat ihn besucht. Fotos: SZ/Marchina

 Ein kleines Kunstwerk über Nacht: Der rosa Sporen-Staub des Niedergedrückten Rötlings.

Ein kleines Kunstwerk über Nacht: Der rosa Sporen-Staub des Niedergedrückten Rötlings.

 Unterm Mikroskop kann der Kenner auch die Sporen bestimmen - hier des Niedergedrückten Rötlings.

Unterm Mikroskop kann der Kenner auch die Sporen bestimmen - hier des Niedergedrückten Rötlings.

 Pilzkenner Willi Marchina zu Hause in seinem Arbeitszimmer in Landsweiler-Reden. Die SZ hat ihn besucht. Fotos: SZ/Marchina

Pilzkenner Willi Marchina zu Hause in seinem Arbeitszimmer in Landsweiler-Reden. Die SZ hat ihn besucht. Fotos: SZ/Marchina

 Ein kleines Kunstwerk über Nacht: Der rosa Sporen-Staub des Niedergedrückten Rötlings.

Ein kleines Kunstwerk über Nacht: Der rosa Sporen-Staub des Niedergedrückten Rötlings.

 Unterm Mikroskop kann der Kenner auch die Sporen bestimmen - hier des Niedergedrückten Rötlings.

Unterm Mikroskop kann der Kenner auch die Sporen bestimmen - hier des Niedergedrückten Rötlings.

Extra für den SZ-Besuch hat Pilz-Experte Willi Marchina (71) aus Landsweiler-Reden über Nacht noch ein paar seiner Lieblinge aussporen lassen. Und siehe da, als der Deckel über einer der ausgewählten Sporenpflanzen gelüftet wird, findet sich auf weißem Papier ein kleines Kunstwerk aus rosa Sporen-Staub. Hinterlassen vom Niedergedrückten Rötling. "Jetzt kann ich Ihnen mal zeigen, wie Pilzbestimmung geht", sagt Marchina inmitten seines überquellenden, dennoch strukturierten Arbeitszimmers mit Labortheke und Fachliteratur und jeder Menge Pilze."Die Pilzsaison wird gut", hat Marchina zuvor das Gespräch eröffnet. "Bis auf die paar extrem heißen Tage im Juli waren die Niederschläge und Temperaturen in diesem Jahr gut für die Pilze." Winzige Spuren des rosa Sporen-Staubs (Pilze vermehren sich durch Sporen) hat Marchina inzwischen mittels Skalpell auf einen gläsernen Objektträger aufgetragen, Spuren von Färbemittel beigegeben, dünnes Deckglas dagegengepresst und alles unters Mikroskop gelegt. So lässt sich Länge und Breite der Sporen ablesen. Sporen, Basidien (Sporenständer) und Zystidien (Zellen) gehören zur mikroskopischen Art- oder Gattungsbestimmung eines Pilzes. "Und die Huthaut", sagt Marchina, "da liegt oft die Wahrheit." Kenner jedenfalls können sich mit Messwerten, Fundort und einschlägiger Literatur jedem Pilz nähern und ihn identifizieren. Wenn jetzt im Herbst wieder die Hobby-Pilzsammler in Wald und Wiesen gehen, greifen sie vernünftigerweise zu den Exemplaren, die ihnen vertraut sind. Das ist auch der erste Tipp von Willi Marchina: "Nur mitnehmen, was man sicher kennt. Bei Zweifel stehen lassen oder einem Experten vorlegen." Im zweiten Fall den Pilz extra lagern, die Stielbasis, quasi Wurzel, mit rausdrehen und den Fundort merken, so Marchina weiter. Wer beim Pilzesammeln daneben greift, spuckt sie mit hoher Wahrscheinlichkeit höchstens wieder aus, weil es nicht schmeckt. Denn die Mehrheit der Pilze, so Marchina, ist zwar ungenießbar, aber nicht giftig. Er gehört zu den Pilz-Kennern, die auch von der Giftzentrale oder aus Krankenhäusern angerufen werden im Falle eines Falles. So etwa, als sich ein Arzt aus Homburg in Landsweiler-Reden meldete. Er befürchtete, sein Patient habe vom tödlichen Gifthäubling gegessen. Marchina kam, prüfte die Reste und gab Entwarnung: Es war ein Exemplar des Gold-Mistpilzes. Der schmeckt zwar nicht, tut aber auch nicht weh. Viele Pilze sind gar nicht so einfach zu unterscheiden. Marchina legt als Beispiel drei ziemlich ähnlich aussehende Champignons auf den Tisch: Einen Schafchampignon: "ein sehr guter Speisepilz". Einen Karbolchampignon: "giftig", kann zu heftigem Erbrechen und Durchfall, zu Schwindel und Sehstörungen führen. Und einen Perlhuhnchampignon: "giftig", kann heftige Vergiftungen des Magen-Darmtraktes verursachen. Sicheres Unterscheidungsmerkmal: Ein Schnitt in den Stiel macht bei den beiden Giftpilzen chromgelbe Farbe sichtbar Apropos giftig: Gibt es denn für Pilzgift ein Gegengift? Marchina: "Es gibt kein Gegengift, aber man kann versuchen, die Leber zu retten. Die Leber kann aber auch auf Dauer geschädigt werden." Beim Verzehr von Grünem Knollenblätterpilz bleibt es nicht bei Unwohlsein: Der Mensch merkt in den ersten sechs bis 24 Stunden nichts, aber das Gift wirkt. Es kann zu komplettem Leberversagen kommen.

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