Sportschießen „Der Ausfall ist schon gewaltig“

Bliesmengen/Höchen · Auch in der sportlichen Nische sind die Nöte groß. Corona hat die Sportschützen ausgebremst. Während der Ligabetrieb eventuell durch Fernkämpfe kompensiert werden kann, bereiten vor allem die finanzielle Situation und das brachliegende Vereinsleben Sorgen.

 Der Sommerbiathlon-Wettbewerb beim Schützenverein Bliesmengen-Bolchen fiel Corona zum Opfer – wie alle anderen Veranstaltungen auch.

Der Sommerbiathlon-Wettbewerb beim Schützenverein Bliesmengen-Bolchen fiel Corona zum Opfer – wie alle anderen Veranstaltungen auch.

Foto: Stefan Holzhauser

Der Sommerbiathlon abgesagt, das Sommerfest ebenso. „Für unseren Verein war das natürlich alles andere als ein gutes Jahr“, sagt Andreas Hautz und seufzt. Er ist 1. Vorsitzender des Schützenvereins Bliesmengen-Bolchen und stellvertretender Kreisschützenmeister im Kreis Bliestal. Zwar habe der Ligenbetrieb über Fernwettkämpfe, bei denen die Mannschaften nicht direkt aufeinandertreffen, sondern die Ergebnisse nur übermittelt werden, zunächst wieder anlaufen können. Allerdings hätte die neue Runde kaum begonnen, da war auch schon wieder wegen Corona Schluss, blickt Hautz zurück.

Ende Oktober waren die Vereine vom Schützenverband Saar darüber informiert worden, dass aufgrund der Regierungsbeschlüsse der Sportbetrieb im November komplett eingestellt werden müsse. Die ausgefallenen Rundenkämpfe sollen entweder im Verlauf der Saison nachgeholt werden – oder die Runde werde verlängert, teilte der Verband mit. Zudem werden die ebenfalls für November angesetzten Kreismeisterschaften nicht ausgetragen. In diesem Fall obliege es den Kreisen, ob sie die Titelkämpfe verschieben – oder sich von den Schützen Ergebnisse melden lassen.

Für den Schützenverein Bliesmengen-Bolchen hatte die Runde in der Luftgewehr-Landesliga optimal begonnen.  Nach Siegen gegen Dörsdorf und Hofeld-Mauschbach durften sich die Menger sogar Chancen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga ausrechnen. Acht Mannschaften gehen in der Klasse an den Start. Die beiden besten bestreiten die Relegation zur 2. Bundesliga. Diese Klasse wäre für die Amateurschützen freilich eine riesige Herausforderung. „Da muss dann teilweise Urlaub beantragt und in Hotels übernachtet werden“, weiß Hautz. Dennoch würden die sportlich ambitionierten Bliesmenger die schwierige Aufgabe angehen. „Wir konnten die besten Schützen aus dem Kreis bei uns integrieren“, sagt Hautz

Im Nachwuchsbereich sei das Jahr 2020 trotz Corona kein verlorenes gewesen, verspricht der Vorsitzende. So habe sich die Kindergruppe des Vereins „vollauf bewährt“. Dort werden Augenkoordination, Konzentration und Technik der Nachwuchsschützen geschult. Die Heranwachsenden dürfen sich dann auch schon am Laser-Luftgewehr probieren. Auch mit dem immer beliebter werdenden „Blasrohrschiessen“ mit Pfeilen sollen jüngere Mitglieder in den Verein integriert werden. Wer eine Kerze ausblasen oder einen Kern spucken kann, erfüllt schon die Grundvoraussetzungen. Auch Menschen mit Handicap, die kein Luftgewehr führen können, kommen hier auf ihre Kosten.

Auch wenn der Verein durch Corona sportlich nicht gravierend ausgebremst wurde, treibt Hautz die finanzielle Situation die Sorgenfalten auf die Stirn. „Der Ausfall ist schon gewaltig. Unser Verein steht finanziell zwar noch solide da. Aber wie sieht das in einem halben Jahr aus?“, fragt sich Hautz. Er wisse von anderen Vereinen, dass es dort „bereits richtig eng wird“. Auch dürfe man „natürlich nicht um den heißen Brei herumreden, dass bei so einer Zwangspause die Gemeinschaft in den Vereinen leidet. Wir müssen da jetzt gemeinsam durch, gesund bleiben und freuen uns schon auf den Tag, an dem wir unseren Sport wieder richtig ausüben dürfen“, will Hautz optimistisch nach vorne schauen. Im kommenden Jahr sollen dann auch die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Vereinsjubiläum nachgeholt werden.

Sein 60-jähriges Bestehen feiern konnte im vergangenen Jahr noch der Schützenverein Websweiler, der auf der anderen Seite des Ostsaarkreises angesiedelt ist. Das ist allerdings ein schwacher Trost für den Club.  Denn Corona bereitet auch den Websweilern große Sorgen. „Ostereierschießen, Sommerfest . . . alles ist 2020 ausgefallen“, hadert der 1. Vorsitzende Erik Deckarm. „Klar denken wir an den finanziellen Aspekt. Aber in erster Linie an die Gemeinschaft, die in solchen Phasen massiv leidet.“ Die Pandemie habe sich auch negativ auf einen Pächterwechel in der Vereinsgaststätte ausgewirkt. Die Abschiedsparty für den alten Pächter wurde ausgesetzt. Und die neue – Andrea Opatz, die zuvor die Fischerhütte in Waldmohr betrieb – hänge in der Warteschleife fest.

 Erik Deckarm 1. Vorsitzender des Schützenvereins Websweiler demonstriert das immer beliebter werdende Blasrohrschießen.

Erik Deckarm 1. Vorsitzender des Schützenvereins Websweiler demonstriert das immer beliebter werdende Blasrohrschießen.

Foto: Stefan Holzhauser

„Auch die Weihnachtsfeier, auf die wir in normalen Zeiten als Gemeinschaft großen Wert legen, muss leider ausfallen. Letztlich bleibt auch uns aber nichts anderes übrig, als den Mut nicht zu verlieren und positiv nach vorne zu schauen“, sagt Deckarm. Ein Hoffnungsschimmer: „Zumindest momentan sieht es so aus, dass uns die Mitglieder trotz Corona die Treue halten“, freut sich der Vorsitzende.

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