The Sound of Ipanema Bossa Nova – wenn Jazz mit Samba flirtet

Homburg · Bossa’68 bringt den Sound Brasiliens in unsere Region: am Samstag, 25. Januar, in „Mandy’s Lounge“ in Homburg.

 Gruppenbild im Grünen: bossa’68.

Gruppenbild im Grünen: bossa’68.

Foto: Band/Pasquale D'Angiolillo/Pasquale D'Angiolillo

„bossa‘68“ – allein schon bei dem Namen schwingen Anklänge mit an Bossa Nova, Sonne, Süden, tanzen bei Strandpartys an der Copacabana, mit Blick aufs Meer und den Zuckerhut, und auch ein bisschen was vom wilden ‘68er-Feeling. Bossa Nova ist Musik, Tanz, Lebensgefühl, eine lässige, elegante Mischung aus Jazz und Samba, die irgendwie ein bisschen aus dem Rhythmus gefallen scheint.

Der Bandname Bossa’68 sei entstanden in Anlehnung an das Album „Samba‘68“ von Marcos Valle, erzählt Sebastian Dingler, Bassist von Bossa’68 und zugleich Gründungsmitglied; in der jetzigen Besetzung spielt die Band seit 2013 zusammen.

Sebastian Dingler, sonst als Mitarbeiter für die SZ unterwegs, wechselt bei seinem Besuch in der SZ-Redaktion die Rollen: Diesmal stellt er nicht die Fragen, sondern beantwortet welche. Aber die Band und die Musik, das ist ihm schon ein Herzensanliegen, wie man schnell merkt. Auch wenn seine erste Begegnung mit Brasilien – 1989/90 verbrachte er dort acht Monate – gar nicht hauptsächlich durch die Musik motiviert war. Eher schon durch die Sprache („Brasilianisches Portugiesisch ist viel schöner, weicher und melodischer als das, was in Portugal gesprochen wird“) und den Fußball („Da ist Brasilien natürlich eine der ganz großen Fußballnationen“). „Und ich wollte den Dschungel sehen.“ Der Musik konnte er sich denn aber auch nicht entziehen, denn die ist in Brasilien schlicht allgegenwärtig, gehört zum Alltag dazu. „Da wird sofort mitgesungen, geklatscht und getanzt, die Deutschen sind da wesentlich zurückhaltender“, so Dingler.

Klassiker der 60er und 70er Jahre von Marcos Valle, Sergio Mendes oder Tom Jobim, gehören zum Repertoire von Bossa‘68. „Bossa Nova bringt das Kunststück fertig, komplizierte Jazzstrukturen zu verbinden mit sehr eingängigen Melodien, so dass es insgesamt sehr leicht klingt.“ Aber auch Stücke der „Música Popular Brasileira“ oder Soul der 70er Jahre von Marvin Gaye oder Stevie Wonder gehören zum Repertoire.

Mit Blick auf die Anfänge der Band meint Dingler, ein bisschen für verrückt erklärt habe man ihn damals schon: „Eine Bossa-Band, bei uns, das wird doch nie was.“ Aber es wurde doch. Die Retro-Welle Mitte der 90er Jahre führte dazu, dass Easy Listening und damit auch der Ende der 50er Jahre entstandene Bossa Nova plötzlich „hip“ waren. Noch immer ist der Latin-Trend ungebrochen, auch wenn im Radio eher spanischsprachige Titel laufen. Der einzige brasilianische Hit der vergangenen Jahre übrigens, „Nossa Nossa (Ai se eu te pego)“ ist nicht das Ding von Bossa‘68. „Spielen wir nicht“, meint Dingler kategorisch, der Hit sorge vielleicht für Stimmung, aber passe überhaupt nicht ins Repertoire. Das ist mittlerweile sehr umfangreich; die meisten Titel werden möglichst nah am Original gespielt – „unsere Besetzung passt da meist sehr gut dazu, so dass die Umsetzung auch kein Problem ist“. Normalerweise spielt Bossa‘68 zu sechst, hin und wieder aber auch als Vierer-Formationen unter dem Namen Bossa Quatro. Nach 18 Jahren Bandleben gibt es so einige Geschichten zu erzählen: Zum Beispiel, als Dingler bei einem Konzert in Frankreich „Je t‘aime“ als „le“ chanson français ankündigte (es müsste la chanson heißen) – das Publikum verzieh den Lapsus großmütig. Nicht mehr zu retten war allerdings auf die Schnelle die geplante Tanzeinlage bei einem Konzert – die Tänzergruppe hatte etwas einstudiert zum Schlager „Schuld war nur der Bossa Nova“ im blinden Vertrauen darauf, dass eine Bossa-Band so etwas spielen müsste. Pech: „Das Stück ist eben gar kein Bossa, das spielen wir gar nicht.“

Einen seiner persönlichen „Heroes“, Helden, Marcos Valle nämlich, lernte Dingler bei einem Konzert in Dortmund persönlich kennen – „ich folgte einfach einer Fangruppe Brasilianer, die nach dem Konzert schnurstracks in den Backstage-Bereich ging – das Treffen mit Valle war eine sehr eindrucksvolle Begegnung“, vor allem, weil Valle sehr authentisch, sehr herzlich und keineswegs abgehoben gewesen sei.

Ziemlich viele Konzerte hat die Gruppe Bossa‘68 inzwischen in der Region gespielt; Konzerte in Mandy’s Lounge sind für die Band jedoch schon fast ein Heimspiel, die Bühne ist mit den sechs Musikern zwar recht gut gefüllt, „aber die Atmosphäre ist einfach gut, die Besitzer Mandy und Michael Trautmann betreuen die Künstler immer super – das gilt jetzt nicht nur für uns – und das Publikum ist ein sehr aufmerksames, das ist gerade für die leiseren, ruhigeren Titel schön“, ist Dinglers Erfahrung.

 Sebastian Dingler war zu Gast in der SZ-Redaktion.

Sebastian Dingler war zu Gast in der SZ-Redaktion.

Foto: Jennifer Klein

Konzert am Samstag, 25. Januar, 20 Uhr, in „Mandy’s Lounge“, Kirrberger Straße 7, in Homburg. Außerdem am Samstag, 4. April, 20 Uhr, in der Festhalle Zweibrücken.
Besetzung Lilly Pazmann (Gesang), Sebastian Dingler (Bass und Gesang), Klaus Pliet (Gitarre), Stefan Berger (E-Piano, Orgel), Michael Zimmer (Percussion), Rolf Jacob (Drums).

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