Diese Anlage ist weit über Blieskastel hinaus bekannt Zu Ostern rückt das Kloster in den Fokus

Blieskastel · Wallfahrtskirche, Kreuzkapelle, Parkanlagen und Pilgerrast: Jedes Jahr kommen tausende von Besuchern nach Blieskastel.

 Täglich findet in der Kreuzkapelle eine Andacht statt.

Täglich findet in der Kreuzkapelle eine Andacht statt.

Foto: Hans Hurth

Jährlich kommen Tausende Besucher, Gläubige und Wallfahrer aus dem Saarland, der Pfalz und Frankreich hoch zum Klosterberg auf dem Han in Blieskastel. Und vor allem zum Osterfest rückt es wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Am Wochenende — trotz der besonderen Umstände – werden gläubige Christen zum Kloster kommen, täglich findet in der Kreuzkapelle eine Andacht statt.

Das Ensemble – mit Wallfahrtskirche, Kreuzkapelle, Parkanlagen und Pilgerrast mit seiner tollen Aussicht in die Bliesaue zeigt sich mit weniger Veranstaltungen und Gottesdiensten, doch Guardian Pater Mateusz kann trotzdem – unter Beachtung der Hygienemaßnahmen – Menschen willkommen heißen.

Ein Blick zurück in die Geschichte des Klosters. Der pensionierte Leiter des Amtes für Heimat- und Denkmalpflege beim Saarpfalzkreis, Bernhard Becker, hat hierzu umfassend recherchiert und Publikationen veröffentlicht. „Bischof Ludwig Sebastian (Episkopat 1917-1943) berief am 25. Mai 1924 zur seelsorgerischen Betreuung der zahlreichen Wallfahrer, die die Madonna „Unsere liebe Frau mit den Pfeilen“ in der Heilig-Kreuz-Kapelle (Gnadenkapelle) auf dem Han aufsuchten, Kapuziner der bayerischen Ordensprovinz nach Blieskastel. Für eine dauerhafte Betreuung der Wallfahrer wurde ein Klosterneubau in der Nähe der Kapelle für erforderlich gehalten, der Stuttgarter Architekt Hans Herkommer mit Entwürfen und Bauplänen beauftragt“, hielt Bernhard Becker fest.

In mehreren Abschnitten folgte dann der Bau des Klosters, das nach der Grundsteinlegung am 5. Oktober 1924 bereits 1925 eingeweiht und von Kapuzinern bezogen wurde. Das Kloster Blieskastel zählt zu den bedeutenden Wallfahrtsstäten im Bistum Speyer, Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kreuzkapelle errichtet, in der sich seit 1929 das Gnadenbild „Unserer Lieben Frau mit den Pfeilen“ befindet, eine 80 Zentimeter hohe Marienfigur aus Eichenholz.

Nach dem Wegzug der Kapuziner übernahmen im Jahr 2005 die Franziskaner-Minoriten der polnischen Provinz Krakau das Kloster und die Wallfahrt und setzten gleich neue Akzente. Ein Jahr später schon gab es das erste Klosterfest, das seitdem jährlich ein Besuchermagnet ist, die 15. Auflage musste letztes Jahr allerdings entfallen. Und dieses Jahr wird es auch kein Fest geben (wir berichteten).

„Zunächst wollten wir vom Orchesterverein Lautzkirchen (OVL) im Klosterhof ein kleines Frühschoppenkonzert geben. Doch der Gedanke entwickelte sich rasch weiter, über den Ortsrat Mitte erklärten sich immer mehr Vereine bereit, beim ersten Fest 2006 mitzumachen“, erinnert sich Jürgen Trautmann, OVL- Vorstand und zugleich Ortsvorsteher. 17 Gruppen, Musik- und Gesangsformationen sowie viele ehrenamtliche Helfer um Thomas Toussaint zählte die Premiere. Neben dem OVL erfreut seitdem die Rover- Gruppe als gern gehörter Stammgast mit Gitarren und Gesang.

Das erste Fest war direkt ein Erfolg. Der heutige Pfarrer der Großpfarrei Heiliger Franz von Assisi, Pater Hieronim denkt besonders gerne daran, feierte er doch nach dem Praktikum in Blieskastel seine Nachprimiz. Geöffnet war damals noch der historische Andenkenladen, bei Juliane Niederländer (81) gingen Kloster-Artikel, Kerzen und Postkarten über die nostalgische Theke. Beim zweiten Klosterfest war die Hilfsbereitschaft noch größer – 110 Helfer, der Fanfarenzug Bierbach spielte, Musiklehrer Christoph Nicklaus stellte eigens einen 15-köpfigen Gospel-Frauenchor zusammen. 162(!) Kuchen standen für die Gäste bereit.

Jedes der bisher 14 Feste wird nach dem Gottesdienst eingeleitet mit einem Fassanstich. Gelebte Ökumene 2017 – ein Schlag von Pfarrer und Schirmherr Matthias App und dieser konnte mit Guardian Pater Mateusz anstoßen. Neben der Segnungsandacht der Tiere im Klosterpark stehen jährlich Fasten- Predigten im Veranstaltungsplan, teils mit prominenten Rednern. Wie bei Landrat Clemens Lindemann war im März 2013 die Klosterkirche bis auf den letzten Platz gefüllt, als Ex-Bundesminister Heiner Geißler eine Fastenpredigt hielt, die lange nachhielt. 75 Minuten lang, stets kurzweilig und interessant, verstand es Heiner Geißler, die Zuhörer zu fesseln mit einer freien Rede, ohne Manuskript und gewürzt mit etlichen Schmunzlern aber auch mit Gedanken, wie das Öffnen der katholischen Kirche mit mehr Beachtung der Frauen in der Mitarbeit. „Bei den Fahrten im Südwesten sitze ich selbst am Steuer, so wie jetzt nach Blieskastel“, sagte unserer Zeitung der damals 83-Jährige. Nach der Fastenpredigt nahm sich Heiner Geißler auf Wunsch unserer Zeitung – trotz wartender ausgewählter Gäste – Zeit, im Refugium zehn Minuten Fragen zu beantworten. “Über das Saarland bin ich gut informiert, meine Sekretärin versorgt mich nämlich mit Berichten der Tagespresse aus Saarbrücken und Zweibücken, und privat bin ich auch öfters im Kloster“, verriet der Autor von 13 Büchern.

Weiterer Anziehungspunkt ist seit 2006 am zweiten Weihnachtsfeiertag die lebendige Krippe mit einem Baby, stets einige Monate jung, als Kind im Stroh. Im Jahr 1227 gab es von Ordensgründer Franziskus die erste Krippe mit lebenden Personen im italienischen Greccio, die Minoriten führten in Krakau diesen Brauch fort und brachten ihn mit nach Blieskastel.

Dass sich Wanderer und Wallfahrer sowie Familien bei Hochzeiten und Geburten im und am Kloster Blieskastel wohlfühlen, dafür sorgen Edina und Elmar Becker in der Pilgerrast und beim Gang durch den Klosterpark mit seinen Stein-Kunstwerken. An den acht Stationen sorgt ein Info-Leitsystem für Erläuterungen über Kloster, Gnadenkapelle, Tierpredigt, Brunnen im Park und Bruder-Konrad-Brunnen, Brudermannsklause, Stigmatisation (Phänomen der fünf Wunden Christi) und über den Friedhof der Patres.

1930 war Pater Johannes Ries der erste, der hier seine letzte Ruhe fand und Pater Dietmar Braun 2005 der letzte, auch Pater Don Camillo – Namensvetter des bekannten Filmstars – ist hier bestattet.

Das Kloster erfährt derzeit eine umfassende Sanierung, abgeschlossen ist der Innenraum, es folgt der Klosterhof. Die Kosten in Höhe von 3,75 Millionen Euro trägt überwiegend das Bistum Speyer.

Eigentümerin der Klosteranlage ist die Kreuzkappellen-Stiftung, deren Vorsitzender der Dekan des Dekanats Saarpfalz, Pfarrer Eric Klein, ist. Die Weichen, so Klein, seinen gestellt, „so dass das Kloster Blieskastel auch für künftige Generationen ein Ort der Besinnung, des Gebets und der Begegnung mit Gott sein kann“.

Im Internet:

 Die viel besuchte Brudermannsklause im Garten der Anlage.

Die viel besuchte Brudermannsklause im Garten der Anlage.

Foto: Hans Hurth
 Unser Bild zeigt einen Teil der Klosteranlage in Blieskastel.

Unser Bild zeigt einen Teil der Klosteranlage in Blieskastel.

Foto: Hans Hurth
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