Diese Menschen hat es knüppeldick erwischt Die Not der Künstler im Winterquartier

Blieskastel/Breitfurt · Zirkusleute in Breitfurt hoffen in diesen schweren Zeiten auf Unterstützung, um ihr Unternehmen zu retten.

 Beim Ortstermin in Breitfurt: Ortsvorsteher Martin Moschel, Bürgermeister Bernd Hertzler, der Beigeordnete der Stadt Guido Freidinger, Marcel Frank, Joanna Weisheit und Stefan Frank.

Beim Ortstermin in Breitfurt: Ortsvorsteher Martin Moschel, Bürgermeister Bernd Hertzler, der Beigeordnete der Stadt Guido Freidinger, Marcel Frank, Joanna Weisheit und Stefan Frank.

Foto: Erich Schwarz

Von der Corona-Pandemie sind viele Unternehmen betroffen und kämpfen ums Überleben. Erst recht von der Krise gebeutelt sind Künstler und erst recht auch Zirkus-Unternehmen. Seit neun Jahren bezieht der Circus Carl Althoff sein Winterquartier in Breitfurt. Dort, in der Nähe der Bliesmühle, sind schon zwei Kinder aus der Zirkus-Dynastie geboren worden, ein Kind besucht auch die Grundschule in Breitfurt. Aber nun hat es die Zirkusleute knüppelhart erwischt: Der letzte Auftritt war der Weihnachtszirkus in Saarbrücken, seither war Winterpause. Und nun, wo es hätte mit der Saison losgehen können, kam die Corona-Krise. Auftrittsverbot!

Dabei hatte es die Künstler schon vor der Virus-Welle hart getroffen: So wurde durch einen Sturm das Zelt und Teile der Banner in Mitleidenschaft gezogen und mussten zum Teil ersetzt werden. Dadurch wurden dann auch die Rücklagen der Zirkus-Künstler aufgezehrt. „Dabei haben wir noch nie Unterstützung gebraucht“, versichert Marcel Frank. Man sei seit Generationen unterwegs, um die Leute, vor allem auch die Kinder zu erfreuen. „Wir sind immer über die Runden gekommen, es hat noch immer gereicht, und wir brauchten keine fremde Hilfe“, sagt Frank. Zusammen mit seinem Vater Stefan und Joanna Weisheit halten sie die Stellung in Breitfurt, wie sie das schon seit neun Jahren machen. Die anderen Künstler sind in alle Teile der Republik verstreut, zum Beginn der Saison wären sie wieder zum Unternehmen hinzugestoßen, wie das beim Zirkus so üblich ist. Man werde nicht reich als Zirkus-Künstler, aber man hat nichts anderes gelernt und ist mit dem, was die Shows einspielen, ganz zufrieden. Bis dann Corona kam.

Und hier wurde den Künstlern auf einen Schlag nun das ganze Problem bewusst: Die Artisten sind alle Solo-Unternehmer. Man hatte bisher kein Amt gebraucht, und so wusste man nun in der Notsituation auch nicht, wer für die Zirkus-Leute zuständig ist und wo man was beantragen kann. In der Not hat man sich an die Stadtverwaltung Blieskastel gewandt. „Es war uns sofort klar, dass wir da etwas unternehmen müssen“, unterstrich Bürgermeister Bernd Hertzler beim Ortstermin in Breitfurt. Der Beigeordnete Guido Freidinger, selbst wohnhaft in Breitfurt, lotete sofort alle Möglichkeiten aus. Die Gewährung einer Unternehmensbeihilfe gestaltet sich schwierig: Zwar sind die Künstler alle mit einem Wohnsitz in Breitfurt gemeldet, der amtliche Sitz der Firma „Circus Carl Althoff“ ist indes im rheinland-pfälzischen Alzey, fällt insofern gar nicht unter die Zuständigkeit des Saar-Wirtschaftsministeriums. Dort zeigte man sich gleichwohl problemorientiert, Staatssekretär Jürgen Barke nahm mit Guido Freidinger Kontakt auf und nannte ihm wichtige Anlaufstellen. „Dort glühen jetzt alle Drähte“, hieß es beim Ortstermin. Freidinger hatte sich dann auch mit dem Jobcenter in Verbindung gesetzt, was auch zu einem ersten Erfolg führte: Im Rahmen der Hilfe zum Lebensunterhalt gibt es für die Künstler im Winterquartier nun eine Überbrückungshilfe für zunächst einen Monat. Aber auch die Tiere brauchen Hilfe. So suchen die Zirkusleute Weideland für die Vierbeiner des Unternehmens. Und man braucht natürlich auch ständig Futter. Wie Guido Freidinger weiter mitteilte, sei man auch schon an Landrat Theophil Gallo herangetreten, um ein Spendenkonto für die Tierhilfe zu organisieren. Treuhänderisch sollte Ortsvorsteher Martin Moschel dieses Konto verwalten. Damit, so stimmten auch die Zirkus-Leute überein, soll gewährleistet werden, dass die Spenden nur den Tieren zugute kommen. Wichtig ist den Künstlern von Carl Althoff, dass die Leute wissen, dass keiner von ihnen von Tür zu Tür „betteln“ geht: „Wir hatten da schon mit Trittbrett-Fahrern Erfahrung gemacht, die angeblich für uns Spenden sammelten, die dann nie bei uns ankamen“, unterstreicht Joanna Weisheit.

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